Andular II (Die Erneuerung des Kreises) (German Edition)
Jesta. „Von den Bergen sah sie so winzig aus, doch nun verschlägt mir der Anblick fast die Sprache.“
„Wenn dem doch nur so wäre“, seufzte Crydeol und forderte sie auf weiterzugehen.
„Oh! Das ist heute Morgen wohl jemand mit dem falschen Fuß aufgestanden, wie? Aber wie dem auch sei – euch wird es im Laufe des Tages auch noch die Sprache verschlagen, dessen bin ich mir sogar ziemlich sicher!“
„Ach ja?“, entgegnete Crydeol kühl. „Und was sollte mich dazu veranlassen, Jesta?“
„Alles zu seiner Zeit, General, alles zu seiner Zeit!“, antwortete er grinsend und schritt pfeifend an Crydeol vorbei.
Nachdem sie Nevur samt Planwagen in der Stallung zurückgelassen hatten, wo auch Lago untergebracht war, gingen sie alle zusammen die Straße entlang, bis sie schließlich die dritte Ebene erreicht hatten. Währenddessen war Renyan nicht entgangen, wie die Einwohner der Stadt reagierten, wenn sie an ihnen vorbei durch die Straßen schritten. Anscheinend sah man hier nicht oft eine Gruppe von Menschen die in Gesellschaft eines Durandi und einer Talani reisten. Doch am lautesten wurde das Murmeln und Flüstern der Leute als der Vanyanar und der Menschenjunge an ihnen vorüberkamen. Renyan bemerkte, wie sich ein jeder, sei es nun aus Furcht oder Verachtung, von dem Alten abwandte und einen weiten Bogen um sie machte, nur um hinterher verstohlen auf die Gruppe zurück zu blicken. Doch Renyan erging es nicht anders. Er selbst hatte Jindos Enkel nun schon eine ganze Weile ins Auge gefasst, und so wie Tasken es bereits erwähnt hatte, sah er seinem Großvater nicht im Geringsten ähnlich. Er war zweifelsohne nur ein Mensch. Und dann dieser Handschuh. Warum trug der Junge nur einen Handschuh?
„Lasst uns nun alle zusammen an einem der Tische Platz nehmen, damit wir uns in Ruhe über die nächsten Tage unterhalten können“, schlug Crydeol vor, als sie durch die Tür des Gasthauses traten.
Im Inneren des Wolfsfelsens war es leer, bis auf eines der Zimmermädchen, die sie freundlich begrüßte und gleich darauf ihre Bestellung aufnahm. Offenbar freute sie sich, dass sie nun endlich etwas zu tun hatte, und eilte gleich darauf in die Vorratskammer, um das Gewünschte herauszuholen und in der Küche zu zubereiten.
„Es sind nun alle anwesend, die für unser Unterfangen von Bedeutung sind“, sagte Candol und sah mit ernster Miene in die Runde.
„Nicht ganz“, unterbrach ihn Renyan. „Tasken wird nicht an unserer Unterhaltung teilnehmen können. Er hat sich in seine Kajüte zurückgezogen um sich auszuruhen, da er die letzte Nacht durchgesegelt ist. Wenn wir uns über unseren weiteren Weg einig geworden sind, können wir ihn an Bord der Eiswind finden. Sollten es seine Aufträge zulassen, wird er und sein Schiff uns weiterhin zur Verfügung stehen.“
Candol nickte stumm. Doch als er anschließend zu Jindo hinüber sah, bemerkte er einen äußerst zufriedenen Ausdruck in seinen Augen, so als schien es dem Vanyanar nur recht zu sein, dass der Kapitän nicht im Gasthaus auftauchen würde, um ihrer Unterhaltung beizuwohnen.
„Wie dem auch sei“, fuhr Candol schließlich fort. „Jindo hat sich freundlicherweise bereit erklärt, uns zum Jaraansee zu begleiten. Was jetzt noch zu klären wäre ist, ob wir weiterhin alle zusammen reisen, oder ob sich unsere Wege bis auf unbestimmte Zeit trennen werden. Je nachdem was der Wolkenwal Jindo mitteilen wird, wird sich zeigen, was zu tun ist. Erst dann werden wir wissen, ob für alle der hier Anwesenden die weitere Teilnahme von Bedeutung ist.“
Für einen Moment wurde es still. Jesta wartete noch einen kurzen Augenblick, dann sah er seine Chance gekommen. Dass was er jetzt sagen würde, würde den Plan des Zauberers mit Sicherheit beeinflussen.
„Ich würde gerne etwas sagen“, rief er und wirkte dabei ungewohnt ernst.
„Und das wäre?“, fragte Crydeol.
„Darf ich?“, fragte Jesta und wandte sich dem Jungen zu.
Cale sah unsicher zu seinem Großvater hinüber, doch als dieser nur nickte, fuhr Jesta fort. „Bevor wir uns weiter unterhalten, würde ich euch beiden gerne etwas zeigen“, sagte er zu Renyan und Crydeol. „Vielmehr wird es euch der Junge hier zeigen.“
Renyan und Crydeol sahen sich verwundert an.
„Zeig es ihnen, Cale“, sagte Jesta und wandte sich anschließend an Crydeol. „Könntet ihr eure Kette ablegen und sie auf den Tisch legen?“
„Wozu?“
„Bitte, vertraut mir einfach.“
Kopfschüttelnd senkte der General sein
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