Andular II (Die Erneuerung des Kreises) (German Edition)
Haupt und nahm die Kette ab, die er anschließend in die Mitte des Tisches legte.
„Weiß irgendjemand hier, von wem Crydeol die Kette bekommen hat?“, fragte Jesta und sah abwartend in die Gesichter der anderen. Alle schüttelten den Kopf.
„Gut. Keiner außer Crydeol weiß also etwas über diese Kette. Doch nun passt auf!“ Jesta nickte dem Jungen auffordernd zu, der nun den Handschuh auszog, die Kette in seine linke Hand nahm und die Augen schloss.
„Hoffentlich funktioniert es“, flüsterte Leeni und starrte auf die Hand des Jungen.
Crydeol lächelte dagegen nur argwöhnisch und wartete ab, was nun wohl passieren würde. Und plötzlich huschte ein Lächeln über Cales Gesicht.
„Ihr hättet es tun sollen“, sagte er zu Crydeol und begann zu lachen.
„Tun? Was tun?“, fragte der General verdutzt.
„Na, sie küssen natürlich! Zum Dank“, erwiderte Cale und reichte ihm die Kette.
Grinsend blickten alle zu Crydeol, der nun rot anlief und beschämt in die Runde starrte.
„Ihr habt die Kette von einer Frau bekommen, stimmt´s? Sie hatte so sehr gehofft, dass ihr sie zum Dank küssen würdet!“, sagte Cale.
Der General starrte ihn mit großen Augen und offenem Mund an.
„Sagte ich nicht, dass es euch heute noch die Sprache verschlagen wird?“, rief Jesta lachend und die anderen taten es ihm gleich.
„Wie, wie hast du das gemacht, mein Junge?“, fragte Crydeol verblüfft.
„Dann stimmt es also?“, fragte Leeni kichernd.
„Ja, es ist wahr. Inoel hat mir die Kette geschenkt und ich habe sie wirklich nicht geküsst, obwohl ich nichts lieber getan hätte.“ Nun musste auch er lachen.
„Mein Enkel, Herr General, ist kein normaler Junge, wie ihr nun bestimmt festgestellt habt“, warf Jindo ein. „Ihr habt euch sicherlich schon gefragt, warum er nur einen Handschuh trägt, nicht wahr?“
Und so erzählte er Crydeol und Renyan von Cales Gabe, machte sie aber gleichzeitig auch darauf aufmerksam, dass er jegliche Fragen über die Herkunft des Jungens nicht beantworten würde.
„Ihr habt sicherlich auch bemerkt, dass mein Enkel kein Vanyanar ist. Er ist ein Mensch, so wie ihr beide. Mehr braucht ihr nicht zu wissen und mehr hat euch auch nicht zu interessieren. Doch was Cales Gabe betrifft, so hat sich der Durandi bestimmt etwas dabei gedacht, als er entschied, euch in Cales Geheimnis einzuweihen.“
„Das habe ich in der Tat“, erwiderte Jesta. „Ich habe mir gedacht, dass Cales Fähigkeit euch und Renyan bei der Suche nach Tenyon hilfreich sein könnte, Crydeol.“
„Vielleicht solltest du Cale vorher um seine Einwilligung bitten, Jesta“, entgegnete Candol und sah den Durandi scharf an. „Du kannst nicht einfach für ihn sprechen, auch wenn er noch ein Kind ist!“
„Ich bitte dich von ganzem Herzen, Cale“, sagte Crydeol, noch ehe Jesta auf die Beschwerde des Zauberer eingehen konnte. „Begleite mich nach Vaskania.“
Der General wirkte jetzt sehr angespannt und nachdenklich. Anscheinend wurde ihm deutlich, wofür er die Gabe des Jungen brauchen würde.
„Als mein König damals von einem der schwarzen Pfeile getroffen wurde, entfernte man diesen aus seinem Körper und legte ihn später in einen Raum, der Jaldor zum Gedenken eingerichtet wurde. Noch heute liegt Noirils Pfeil dort auf einem Altar.“ Er machte eine kurze Pause. „Versteht ihr, worauf ich hinaus will?“
„Mit Cales Hilfe könnten wir vielleicht herausfinden, wer den Pfeil abgeschossen hat“, sagte Renyan, der nun verstanden hatte.
„Würdest du das tun?“, fragte Crydeol ungeduldig.
„Bevor du antwortest, Cale“, sagte Jindo plötzlich, „sollte ich dir sagen, dass ich dich nicht begleiten werde. Candol und ich müssen zum Jaraansee reisen. Falls du also auf Crydeols Bitte eingehst, sei dir darüber gewiss, dass du mit fremden Menschen in ein für dich fremdes Land reisen wirst. Du hast meine Erlaubnis und ich vertraue diesen Männern, doch dies ist allein deine Entscheidung.“
„Wenn du möchtest, komme ich auch mit, Cale“, bot Leeni an und griff nach seiner rechten Hand.
Cale sah sie dankbar an. Dann sah er reihum in die Gesichter der anderen, bis sein Blick auf dem alten Vanyanar haften blieb.
„Und du bist wirklich sicher, dass du ohne mich zu Recht kommst, Großvater?“
Jindo zwinkerte ihm liebevoll zu. „Ich denke schon.“
„Dann werde ich mit nach Vaskania reisen!“, rief Cale und hielt Crydeol seine rechte Hand entgegen, als wollte er mit dieser Geste einen Vertrag
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