Andular II (Die Erneuerung des Kreises) (German Edition)
bestimmt sehr hungrig sein, nicht wahr?“, fragte Inoel, nachdem sie sich wieder gefangen hatten und Leeni nickte.
„Dann werde ich gleich etwas kommen lassen. Wenn du magst, kannst du dich ruhig etwas umsehen. Es gibt hier nichts, was ich zu verheimlichen hätte, also falls du etwas siehst das dir gefällt, nimm es ruhig und sieh es dir an.“
„Danke Frau Inoel“, sagte Leeni und versuchte sich an einem Knicks, was sehr ulkig aussah.
„Es reicht, wenn du einfach nur Inoel sagst, und verbeugen brauchst du dich vor mir auch nicht. Das macht hier niemand und so soll es auch bleiben.“
Leeni nickte erleichtert. Sie stand auf, ging an Inoel vorbei und betrachtete staunend den Raum. Er war riesig. Hinten, gegenüber von dem großen Fenster vor dem Inoel zuvor gestanden hatte, machte der Raum eine Biegung und führte Leeni auf einem grauen Läufer zu einem großen Himmelbett. In einer großen Anzahl von verschieden hohen Kerzenständern, wovon jeder nicht weniger als sechs Arme hatte, steckten dicke, weiße Kerzen, deren Schein den Raum in ein gemütliches Lichtermeer tauchte und die feinen Stoffe der Decken und Vorhänge glitzern ließen. Leeni traute sich kaum einen der Stoffe anzufassen. Sie war glitzernde und funkelnde Gegenstände gewohnt, war ihr Vater doch der größte Schmied ihres Dorfes, aber das, was sie bisher nur auf hartem Metall gesehen hatte, nämlich feinste Verzierungen, Edelsteine aus den Tiefen des Molgebirges und wunderschöne Formen, war hier auf weichem Stoff vollbracht worden. Stoff, der nachgab und in den man sich betten und anschließend zudecken konnte. Es war einfach zu schön und sie wünschte sich, dass ihre Mutter das alles sehen könnte.
„Wo ist der Durandi?“, fragte Inoel, nachdem Leeni in dem hinteren Teil des Raumes verschwunden war.
„Jesta ist mit einigen unserer Gefährten zum Jaraansee aufgebrochen. Sobald sie wieder zurück sind, werden wir erneut darüber beraten, wie es weitergeht.“
„Warum siehst du so besorgt aus, Crydeol?“, fragte sie und ergriff langsam seine Hand. „Freust du dich nicht, dass Renyan unschuldig ist? Jetzt wird alles wieder so wie es einst zwischen euch beiden war: Der General des Westens und der Jäger aus dem Norden, zwei Freunde, die nun wieder unser Land vor allem Übel verteidigen werden.“ Sie lachte.
„Das ist es nicht“, entgegnete er ernst. „Ich mache mir Sorgen um dich.“
„Sorgen um mich, weshalb? Mir geht es gut, Crydeol. Jedenfalls solange du nicht tagelang fort bist und ich nicht weiß, wie es dir ergeht.“
„Wie dem auch sei“, erwiderte Crydeol, „ich werde mich gleich noch eine Weile mit Sariol unterhalten. Renyan und ich haben Nomys in Brahn getroffen und ich möchte meinem ältesten Bruder erzählen, wie es ihm geht. Morgen werde ich wiederkommen. Leeni und Cale wollten zu den Klingentürmen hinauf. Vielleicht möchtest du uns ja begleiten. Dann gehe ich mit dem Jungen auf den einen und du und Leeni auf den anderen.“
„Das würde ich gerne“, antwortete sie und versuchte zu lächeln.
Crydeol nahm ihr Gesicht in seine Hände, gab ihr einen Kuss auf die Stirn und verließ den Raum wieder durch die Tür.
Schon früh am Morgen des nächsten Tages begann es zu regnen. Ein dunkler Wolkenteppich zog über die Stadt hinweg und tauchte die sonst so strahlenden Gebäude des dritten Bereiches in unschönes Grau. Doch trotz des schlechten Wetters wollten die Kinder es sich nicht nehmen lassen, doch noch auf die beiden Türme hinauf zusteigen und so machten sie sich mit Crydeol und Inoel auf den Weg.
Renyan zog es vor, ein Bad in den heiligen Hallen zu nehmen. In alten Zeiten hatte er oft von den Turmspitzen in die Ferne geblickt und sich mit Crydeol über die großen Schlachten unterhalten, die früher auf den weiten Ebenen vor den Stadttoren geschlagen wurden. Doch nun, nach langer Reise quer durch Talint und ihrem Aufenthalt in Antis, wollte er nichts sehnlicher, als endlich wieder ein richtiges Vollbad zu nehmen, um sich die Strapazen und den Schmutz der letzten Tage vom Körper zu waschen.
Erst am späten Nachmittag änderte sich das Wetter und die Sonne schien wieder zwischen einigen Wolken hindurch. Auch der nächste Tag und der darauf folgende blieb durchwachsen und richtig trocken wurde es meist nie in den Straßen und Gassen. Da Crydeol nun wieder in der Stadt war, musste er sich auch wieder um seine Pflichten als General kümmern und so sahen ihn die anderen meist nur am Abend. Auf die Bitte der
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