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Andular II (Die Erneuerung des Kreises) (German Edition)

Andular II (Die Erneuerung des Kreises) (German Edition)

Titel: Andular II (Die Erneuerung des Kreises) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rene Fried
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summen:

    „DORT WO DIE MÖWEN EWIG KREISCHEN,
    ZWEI TÜRME IN DEN HIMMEL REICHEN,
    BIST DU ZU HAUS, MEIN SCHÖNES KIND.

    TOCHTER DER EINEN, DIE ZU MIR KAM,
    BIS SIE DAS SCHICKSAL VON UNS NAHM,
    DEN GRUND KENNT NUR DER WIND.

    DOCH KLAGE NICHT UND KEINE TRÄNEN,
    DEN NAMEN WIRD MAN OFT ERWÄHNEN,
    AN JEDEM TAG, VON JAHR ZU JAHR,
    SCHLAF TOCHTER VON VASKANIA.

    DORT WO DIE HÄUSER EWIG STRAHLEN,
    DIE WOLKEN IHREN NAMEN MALEN,
    BIST DU ZU HAUS, MEIN SCHÖNES KIND.

    TOCHTER DER EINEN, DIE MIR GEBLIEBEN,
    ALS KÖNIG UND VATER, WERD ICH DICH LIEBEN, BIS DAS DIE ZEIT MICH VON DIR NIMMT.

    DOCH KLAGE NICHT UND KEINE TRÄNEN,
    KEIN GRUND FÜR DICH, UM SICH ZU GRÄMEN, AN KEINEM TAG, IN KEINEM JAHR,
    SCHLAF TOCHTER VON VASKANIA.“

    „Das ist ein wundervolles Lied, Inoel! Ich wünschte, ich könnte dir auch etwas vorsingen, aber die einzigen Lieder, die ich kenne, sind die der der Schürfer und Schmiede meines Volkes. Aber nach einem dieser Lieder ist mir jetzt wirklich nicht zumute, vor allem da keines von ihnen auch nur entfernt so schön klingt wie das deine.“
    „Das macht doch nichts. Ich bin mir sicher, dass sich irgendwann einmal die richtige Gelegenheit bieten wird, um mir eines der Lieder vorzutragen, ja, ganz bestimmt sogar.“
    „Könnte ich dich um einen Gefallen bitten, Inoel?
    „Um jeden den du möchtest“, antwortete sie und wischte eine Träne aus Leenis Gesicht.
    „Würdest du noch einmal mit mir zusammen auf einen der Türme hinauf gehen? Ich würde meiner Mutter heute gerne so nah wie möglich sein.“
    Inoel nickte. „Das ist eine schöne Idee, Leeni, lass uns gehen!“

Andulars Kinder

    Graue Wolken zogen von Osten herüber, als sich die Eiswind am frühen Nachmittag des siebten Tages der Jaraaninsel näherte. Nur wenige Minuten später hatte die dunkle Wolkendecke das Schiff bereits eingeholt, doch über der Insel selbst brachen die grauen Massen schon wieder auf und feine Sonnenstrahlen bedeckten die Hügel mit goldenem Licht.
    Nun, da sie nur noch ein kurzes Stück von der Insel entfernt waren, fieberte Jesta aufgeregt ihrer Übersetzung entgegen. Es würde nicht mehr lange dauern, dann würde er dem alten Geschöpf erneut gegenüberstehen. Insgeheim dachte er darüber nach, was der Wolkenwal wohl für ein dummes Gesicht machen würde, wenn er ihm einen vom alten Kreis präsentieren würde. Natürlich konnte der Wal kein dummes Gesicht machen, ebenso wenig wie er ein freundliches oder gar trauriges Gesicht machen konnte, aber allein der Gedanke vergnügte ihn so sehr, dass er immer hibbeliger wurde, je weiter das Schiff auf die Insel zusteuerte.

    Eine halbe Stunde später war es schließlich soweit und auf Taskens Befehl hin wurde der Anker der Eiswind ausgeworfen.
    Nachdem sich Jesta von seinem Esel verabschiedet und Candol den weißen Raben vorausgeschickt hatte, stiegen sie zusammen mit Jindo in ein kleines Boot und wurden alsbald zu Wasser gelassen. Unsanft berührte die Unterseite des Bootes die Wasseroberfläche, und noch während Jesta der Eiswind nachsah, drückte ihm der Zauberer schon eines der Ruder in die Hände.
    „Starr keine Löcher in die Luft. So wie es aussieht, fängt es bald an zu regnen. Nun ist Eile geboten!“
    Ohne Widerworte tauchte Jesta daraufhin sein Ruder in das Wasser, aber es dauerte noch eine ganze Weile, bis er und der Zauberer einen gemeinsamen Rhythmus gefunden hatten. So drehte sich das Boot einige Male im Kreis oder driftete zu sehr in eine Richtung ab, wobei einige Wellen ins Bootsinnere schwappten und das Gewand des Zauberers bis zu dessen Knien durchnässten.
    Nach einem kurzen Wutanfall, und einigen darauf folgenden Entschuldigungsversuchen des Durandi, erreichten sie schließlich den westlichen Inselstrand.
    Wieder an Land, ergriff Candol fluchend die durchnässten Stellen seines Gewandes und versuchte das aufgesogene Wasser heraus zu wringen.
    „Wie ungeschickt!“, zischte er leise vor sich hin und dann, als alles Drücken und Herauswringen nichts half, ließ er seinen Stab einige Male murmelnd durch die Luft sausen, worauf sein Gewand kurze Zeit später wieder leicht und trocken an ihm herabhing.
    „Erstaunlich“, sagte Jesta verblüfft und griff vorsichtig an einige Stellen des roten Stoffes, um sich zu vergewissern, ob diese nun tatsächlich wieder trocken waren.
    „Finger weg!“, zischte Candol und riss den Stoff aus Jestas Händen. „So was Ungeschicktes! Als ob es wirklich so schwierig wäre, zwei Ruder im richtigen Rhythmus durch

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