Andular II (Die Erneuerung des Kreises) (German Edition)
eintreffen.“
„Aber worauf warten wir dann noch? Sollten wir nicht so schnell wie möglich aufbrechen?“
„Sobald wir unsere Freunde geweckt haben, sollten wir das. Ich persönlich kann auf meinen Schlaf verzichten und mich genauso gut im Boot ausruhen. In meinem Alter schläft man sowieso nicht mehr so viel, junger Durandi.“
Die heiligen Hallen
Leeni und Cale liefen zurück zum Torbogen, als ein weiteres Feuergeschoss mit ohrenbetäubendem Lärm in die Mauer einschlug. Cale warf sich zu Boden, doch Leeni war schon fast durch den Torbogen hindurch, als die Steine nachgaben und hinter ihr auf die Straße krachten. Sekunden später brachen die Flügel des Tores aus ihren Angeln und zersplitterten unter weiteren niederstürzenden Mauerbrocken vor Cale auf dem Boden.
Leeni fuhr erschrocken zusammen, drehte sich um und starrte auf die zertrümmerten Torflügel, die unter den gewaltigen Steinbrocken bereits Feuer gefangen hatten.
„Cale? Wo bist du?“, rief sie und eilte die letzten Meter zu der Einsturzstelle zurück.
„Ich bin hier!“, hörte sie seine dumpfe Stimme rufen und versuchte ihn hinter den Trümmern ausfindig zu machen.
„Bleib, wo du bist!“, rief sie und begann angestrengt einige der kleineren Brocken zur Seite zu wuchten.
„Nein! Hol Hilfe! Suche Crydeol! Alleine kannst du das nicht schaffen! Das Feuer breitet sich immer…“ – RUMMS!
Hinter Cale sackten weitere Mauerstücke über dem Torbogen zusammen und donnerten hinter ihm auf die Straße. Nun war er zwischen zwei großen Trümmerhaufen eingesperrt, von dem der hinter ihm lag und dem der bis unter die gewölbte Decke des Tores reichte.
„Cale!“, schrie Leeni und befürchtete schon, die erlösende Antwort des Jungen würde nicht mehr kommen. Mehr und mehr Flammen züngelten ihr zwischen den Trümmern entgegen, als ob sie das Mädchen zu packen bekommen wollten, um sie unter die Trümmer zu ziehen. Ein weiteres Mal rief sie nach Cale, doch er antwortete nicht. Sein rechtes Bein war zwischen einigen Teilen der herunter gekrachten Mauer eingeklemmt und jeder Versuch sein Bein zu befreien schien unter den enormen Schmerzen hoffnungslos.
„Ich bin eingeklemmt!“, rief er und begann fürchterlich unter dem Qualm zu husten. „Lauf endlich, Leeni! Gleich werden auch noch die letzten Reste des Torbogens über uns zusammenbrechen, also mach, dass du von hier verschwindest!“
Doch da bewegten sich plötzlich die Trümmer, und unter den brennenden Torflügeln tauchte Leenis Hand hindurch und ergriff das brennende Holz, das unter dem Druck nachgab und rot glühende Funken versprühte.
„Was machst du da?“, schrie Cale, als er sah, wie Leenis Hand in die brennende Stelle fasste und von den Flammen umgehend umschlungen wurde. Aber die Hand des Mädchens wich nicht zurück. Ihm selbst schlug die Hitze so sehr entgegen, dass ihm der Schweiß in Strömen die Stirn hinunter lief und er das Gefühl hatte, sein Gesicht selbst würde bereits brennen. Da grub sich auch der andere Arm des Mädchens durch die Trümmer. Mitten hinein in die pulsierende Glut.
„Warum machst du das? Du wirst verbrennen, wenn du nicht damit aufhörst!“ Cale starrte auf die immer noch unversehrten Hände, die nun langsam aber sicher den brennenden Torflügel zur Seite zogen und den Kopf des Mädchens zum Vorschein kommen ließ. Cale erstarrte. Hatten ihm der Qualm und der beißende Rauch die Sinne getrübt? Vor ihm, inmitten all der Trümmer und den peitschenden Flammen, stand Leeni und starrte ihn an. Die Flammen waren bereits auf ihre Kleidung übergesprungen, krochen weiter den Körper hinauf und züngelten um ihre langen Haare. Ihr gesamter Haarschopf schien nun aus Feuer zu bestehen. Die wilde Mähne des Talanimädchens tanzte peitschend auf und ab, vor und zurück und tauchten sie in eine lodernde Aura. Dann griff sie nach weiteren Gesteinsbrocken, schleuderte sie fort und nach und nach legte sie den Weg vor dem Jungen frei.
Cale spürte einen sengenden Schmerz an seinen Beinen. Er blickte zurück und sah, dass seine Beinkleider Feuer gefangen hatten. Aus lauter Panik, und ohne Rücksicht auf sein eingeklemmtes Bein, warf er sich hin und her und schrie unter den wieder aufkommenden Schmerzen laut auf, bis ihm die Tränen in die Augen schossen. Als er wieder zu Leeni hinaufschaute, hatte sie einen ihrer kleinen Dolche in der Hand und in dem Moment, als die Klinge durch ihre Haare fuhr, erlosch das Feuer und sie hielt einen dicken Zopf in der Hand,
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