Andular II (Die Erneuerung des Kreises) (German Edition)
war!“
„Und außerdem scheinen die Garlan von ihrer Flucht nichts mitbekommen zu haben“, sagte Cale. „Ihre gesamte Flotte liegt immer noch unten vor der Küste. Wenn Tasken sie also gefangen genommen hätte, warum sollte er die Eiswind dann nach Norden anstatt zu seinen Verbündeten zurück manövrieren?“
Crydeol hielt für einen Moment inne und dachte über die Worte der Kinder nach. Er konnte nur hoffen, dass es Renyan irgendwie gelungen war, die Eiswind für sich zu beanspruchen. Da zum Navigieren eines Schiffes aber mehr als zwei Personen notwendig waren und er auch über Renyans mangelnde Erfahrung auf hoher See Bescheid wusste, hielt sich seine Hoffnung in Grenzen. Aber was wenn es wirklich Avakas gewesen, war den Leeni gesehen hatte? Warum sollte er die Eiswind begleiten, wenn Taskens Mannschaft weiterhin das Kommando an Bord hatte? Ihm wurde bewusst, dass jetzt nicht die richtige Zeit war, um sich darüber Gedanken zu machen und so sagte er zu Leeni und Cale: „Ich möchte, dass ihr zwei euch jetzt so schnell wie möglich in die heiligen Hallen begebt! Lauft zu Velendors Halle, ihr erkennt sie daran, dass es die Größte von allen ist. Wenn ihr dort seid, meldet euch bei Schwester Enovy und sagt ihr, ich hätte euch zu ihr geschickt! Sie wird sich um euch kümmern und euch auch mit neuer Kleidung versorgen. Wartet dort auf mich - und versprecht mir hier und jetzt, dass ihr meine Anweisungen auch wirklich befolgen werdet!“
„Wir versprechen es“, kam es zögernd über Leenis Lippen.
Cale nickte stumm. Sich zu verstecken und nicht zu wissen, wie die Schlacht in der Stadt weiter verlaufen würde, an diesen Gedanken konnten er sich nur schwer gewöhnen.
„Sobald wir den Angriff der Garlan unter Kontrolle haben, werde ich euch bei Enovy aufsuchen. Und jetzt lauft, ich muss wieder zu meinen Männern!“, rief Crydeol und ritt gleich darauf zurück in die Schlacht.
„Passt auf euch auf!“, riefen Cale und Leeni ihm noch hinterher, aber Crydeol hörte es bereits nicht mehr. Die Stimmen der Kinder gingen im Lärm der Schlacht unter und nun bohrten sich wieder das Surren der Pfeile und die Schreie der Soldaten in seine Gehörgänge.
Velendors Halle lag am äußersten Rand des vierten Häuserrings. Über dem gewaltigen Tor sah eine große, graue Statur Velendors auf sie herab und seine Krone überragte selbst die spitz zulaufende Decke der Halle.
„Sieh nur Cale! Das ist Velendor, der erste König Vaskanias! Ist sie nicht wunderschön? Sein Gesicht sieht genauso aus wie das der Statur an der großen Marmorkugel am Platz. Ach, wenn doch Vaskania nur wieder einen König hätte“, seufzte sie und wünschte sich, die riesige Statur würde zum Leben erwachen, um seinem Volk zu Hilfe zueilen.
„Ja, sehr beeindruckend“, erwiderte Cale gleichgültig und ging die Stufen zur Halle hinauf. „Aber er kann Vaskania jetzt auch nicht mehr helfen!“
„Warum sagst du immer so gemeine Sachen?“, rief Leeni ihm nach, doch Cale antwortete ihr nicht. So fest er konnte klopfte er nun an die Tür, die in das Tor der Halle eingelassen war.
Es dauerte nicht lange, da wurde die Tür geöffnet und vor ihnen stand ein älterer Mann, der in eine schwarze Robe gehüllt war. Beim Anblick der heruntergekommenen Kinder erschrak er, trat hinaus und blickte flüchtig hinter ihnen auf die Straße.
„Wisst ihr denn nicht, dass der Krieg innerhalb der Stadtmauern tobt, meine Kinder? Warum seid ihr so mutterseelenallein in den dunklen Straßen unterwegs? Aber kommt erst einmal hinein, hier draußen ist nicht der richtige Ort für Erklärungen“, sagte er und beförderte die beiden Kinder kurzerhand durch die halb geöffnete Tür. „Mein Name ist übrigens Dromponta, Bruder Dromponta, um genau zu sein. Und wer seid ihr?“
„Das ist Cale und mein Name ist Leeni“, antwortete sie. „General Crydeol hat uns hierher geschickt. Er sagte, wir würden Schwester Enovy hier finden.“
„Schwester Enovy?“, fragte Dromponta und fuhr sich durch seinen weißen Spitzbart. „Hm, sie kümmert sich gerade um die Verletzten. Bis jetzt hält sich deren Anzahl zum Glück in Grenzen und ich will hoffen, dass es auch dabei bleibt! Aber nun kommt, Kinder. Wenn General Crydeol euch geschickt hat, will ich seiner Anweisung folge leisten.“
Zusammen schritten sie durch die hohe Halle, deren Decke von acht Säulen getragen wurde. Überall brannten dicke weiße Kerzen, von denen jede so aussah, als wäre sie erst vor Kurzem
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