Andular III (Das Erbe der Schicksalsweber) (German Edition)
sogleich das Tor mittels eines großen Zahnrades zu öffnen, das links in den Torbogen eingelassen war.
„Es war Narva!“, rief Alenyon und zwängte sich unter dem Tor hindurch, das bereits um eine Armlänge hochgezogen war.
Tatsächlich war es Narva gewesen, der den Schrei ausgestoßen hatte. Zusammen mit seinen Freunden hatte er bei den Felsen ungeduldig auf die Rückkehr der acht Pfeiljäger gewartet, so wie er es Alenyon versprochen hatte. Mittlerweile war es sehr kalt geworden und auch der Mond war hinter einer dichten Wolkendecke verschwunden, doch da Alenyon ihnen strikt untersagt hatte ein Feuer zu entfachen, um den Feind nicht auf ihr Lager aufmerksam zu machen, überbrückten sie die Zeit des Wartens, indem sie nach Narvas Vater in dessen Runenauge sahen. Da Narva jedoch selbst Narlos Stein bei sich trug, musste er den Namen des Vanyanar rufen und hoffen, dass Jindo sich in Narlos Nähe befinden würde - und er hatte Glück. Kurz darauf zeigte sich eines der schwarzen Schiffe, das von Narlo über die nächtlichen Wellen gesteuert wurde, während Jindo neben ihm stand und sich mit ihm unterhielt.
Je länger er in die leuchtende Kugel schaute, desto mehr drückte sich Narvas Stimmung, da sich nun sein schlechtes Gewissen in ihm regte, weil er sich über die Anweisung seines Vaters hinweg gesetzt hatte. Umso erleichterter war er aber, als plötzlich Schritte in der Dunkelheit zu hören waren, die direkt auf sie zukamen.
Narva und ein weiterer junger Mann waren sogleich aufgesprungen, doch als sie sahen, wer da zu ihnen durch die Finsternis marschiert kam, stockte ihnen der Atem.
„Sieh an was wir hier haben, Dagar“, rief ein großer, kräftiger Garlan und packte Narva am Oberarm. „Ein paar Spione haben es sich hier zwischen den Felsen gemütlich gemacht.“
Narvas Blick fiel auf einen riesigen Garlan, der sich zwischen einigen anderen vorbei auf ihn zu bewegte.
„Wo sind eure Freunde!“, zischte Dagar und packte Narva an der Kehle.
„Freunde? Was denn für Freunde?“, erwiderte er und ahnte bereits, dass der Garlan ihm diese Lüge nicht abkaufen würde.
„Deine Freunde mit Pfeil und Bogen meine ich! Da keiner von euch einen Bogen bei sich trägt, gehe ich davon aus, dass sich noch jemand hier in der Gegend aufhält, wohlmöglich gar eine ganze Gruppe. Also rede, oder ich reiße dir die Nase ab und stopf sie dir in dein verlogenes, kleines Maul!“
Darauf erhob sich plötzlich einer der Männer, und er schien der älteste unter ihnen zu sein, und rief: „Tut ihm nichts! Ich sage euch alles was ihr wollt, aber lasst ihn in Ruhe!“
„Nein, Cinto“, jappste Narva und suchte seinen Blick. „Töten werden sie uns sowieso, egal ob du redest.“
„Schnauze!“, fauchte Dakar und verpasste ihm eine Ohrfeige. Der Schlag, wenn auch nur mit der flachen Hand ausgeführt, traf Narva mit solcher Wucht, das sein Kopf für kurze Zeit benommen hin und her taumelte.
Nun packten zwei der Garlan Cinto an den Armen und schleiften ihn zu Dagar heran, der Narva immer noch fest im Griff hielt.
„Wie viele sind es?“, fragte Dagar und packte ihn bei seinen langen Haaren.
„Acht!“, antwortete Cinto, und Tränen schossen ihm in die Augen.
„Acht?“ Dagar schleuderte ihn gegen einen der Felsen, wo er stöhnend liegen blieb. „Eine achtköpfige Gruppe wagt es, unsere Festung anzugreifen? Selbst der größte Narr würde nicht auf solch eine dumme Idee kommen!“
„Wir sollten sie mitnehmen“, rief einer der Garlan und packte zwei der Männer am Kragen. „Wir könnten sie als Geisel nehmen und ihre Freunde so hinaus locken.“
Dagar musterte Narva eine Zeit lang, dann lockerte er seinen Griff und ließ von ihm ab. „Was war das, wo ihr gerade hineingeschaut habt? Diese leuchtende Kugel, die euch eines unserer Schiffe gezeigt hat. Ich will dieses Ding haben, und du wirst mir seine Funktion erklären, verstanden? Also her damit!“
„Ich würde mich eher vierteilen lassen, als dir auch nur irgendetwas darüber zu erzählen, du stinkender Trottel.“
Dagars Augen loderten vor Wut. Selten zuvor war er so verspottet worden und dazu noch vor seinen Leuten. Langsam ballte sich seine rechte Hand zur Faust, bereit, den Jungen hier und jetzt mit einem einzelnen Schlag aus seinem Leben zu reißen. Er holte aus und seine Faust schoss auf Narvas Gesicht zu, als plötzlich ein hohes Surren in der Luft erklang und Dakar seine Faust mit einem schmerzerfüllten Schrei zurück riss. Mit hasserfüllten Augen
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