Andular III (Das Erbe der Schicksalsweber) (German Edition)
vom Rauch und Qualm der brennenden Trümmer, doch schließlich erkannte er ganz deutlich die Rüstung der vaskaanischen Generalanwärter, und so winkte er ihm überglücklich zurück. Hatte sein Bruder etwa den Pfeil abgeschossen? Crydeol rannte die Stufen hinunter, sprang durch eine Wand beißenden Qualms und spurtete über den Hof auf das Tor zu, das zum Hafen führte. Währenddessen sah er, dass die drei Haupttore Kasgarans weit offen standen und aus der Ferne kamen von Westen einige Talani auf ihren Molbars angeritten, ebenso Ziron mit zwölf seiner Wölfe und drei Dutzend vaskaanischer Soldaten. Aber Crydeol wollte nicht auf ihre Rückkehr warten, alles, was er jetzt wollte, war seinen Bruder in die Arme zu schließen.
Als er die Pier erreicht hatte, sah er Narlo mit einer Kiste in Händen über eines der anliegenden Schiffe laufen, gefolgt von zwei Fischern, die Decken und Kissen hinterher trugen. Als Crydeol Narlo beim Namen rief, wandte der sich um und sah erleichtert zu ihm hinunter, wodurch die beiden anderen in ihn hineinliefen und Narlo die Kiste fallen ließ.
Einen Wutanfall später kam er schließlich zu Crydeol hinunter und drückte ihn an sich, wobei sein magisches Gesicht strahlte wie selten zuvor.
„Wo warst du nur?“, fragte er, halb zornig, halb besorgt. „Keiner der Verletzten konnte etwas über deinen Verbleib sagen, wir dachten schon, du wärst von einem der Trümmerteile erwischt worden, die diese Molbar wahllos durch die Gegend geschmissen haben. Manchmal kam es mir so vor, als ob diese Viecher gar keinen Unterschied zwischen uns und den Garlan machen würden, Hauptsache treffen!“
„Ich habe mich auf dem südlichen Wall gegen ihren Anführer zur Wehr gesetzt, nur um gleich darauf von seinem Bruder in die Mangel genommen zu werden. Hätte mir nicht einer unserer Verbündeten geholfen, und diesem Bastard einen tödlichen Pfeil hinaufgeschickt, dann würde ich jetzt nicht vor dir stehen.“
„Irgendwelche Verletzungen erlitten?“, fragte Narlo und musterte ihn von Kopf bis Fuß.
„Nichts Ernstes, andere hat es bestimmt schlimmer erwischt.“
„Leider hast du recht! Jindo ist gerade an Bord dieses Schiffes und behandelt die Verletzten mit Laresius und seinem erstaunlichen Wissen über die Heilkunst. Ohne ihn hätten wir zweifellos größere Verluste davongetragen.“
„Dann war Jindo also die ganze Zeit über hier? Ich hatte mich schon gefragt, wo er geblieben ist. Um ehrlich zu sein, war ich sogar sehr verärgert über ihn, da ich gehofft hatte, er würde diese Garlan mit seiner Magie zum Teufel jagen.“
„Seine Anwesenheit hier hat uns letztendlich mehr gebracht, Crydeol. Ich bin froh, dass er sich so selbstlos um die Männer kümmert, denn ich glaube, es scheint ihm selbst nicht gut zu gehen.“
„Hat er das gesagt?“
„Nein, aber man kann es ihm ansehen. Nach jedem Verletzten, den er behandelt, sieht er selbst ein wenig schlechter aus, älter und erschöpft, als würde sich ihr Leiden auf ihn übertragen.“
„Dann werde ich gleich zu ihm gehen. Währenddessen sollten jedoch einige Männer zur Festung zurückeilen und nach weiteren Verletzten suchen. Vermutlich sind einige Garlan durch die Tore ins Tiefland von Tas Gaal geflohen, da sie sind von unseren Freunden verfolgt wurden. Ich habe sie gesehen, sie dürften in ein paar Minuten hier eintreffen, wir müssen uns also möglicherweise auf weitere Verwundete einstellen.“
„Es ist noch genug Laresius unter Deck, mach dir darüber mal keine Sorgen. Jindo ist es, der mir Sorgen macht, aber urteile selbst über seinen Zustand, ich habe von solchen Dingen keine Ahnung.“
Da die Eiswind noch nicht an der Pier angelangt war, richtete Crydeol einem der Fischer aus, er solle auf der Eiswind nach einem Mann namens Nomys
Ausschau halten und ihn umgehend auf das Krankenschiff schicken. Der Mann nickte, drückte ihm die Decken in die Arme und eilte davon. Dann gingen Crydeol und Narlo an Bord und verschwanden unter Deck, wo der Vanyanar die Verletzten empfing.
Als Crydeol ihn zwischen einigen notdürftig errichteten Schlafplätzen erblickte, erschrak er über Jindos äußere Erscheinung. Die Haut des Vanyanar wirkte dünn und durchsichtig, wie Pergament, das übersät war mit dunklen Altersflecken. Sein Gesicht sah fahl und eingefallen aus, mit tiefen Rändern unter den Augen, die dennoch konzentriert den Bewegungen seiner dünnen Finger folgten. Jetzt schien auch er Crydeol und Narlo bemerkt zu haben und warf ihnen
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