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Andular III (Das Erbe der Schicksalsweber) (German Edition)

Andular III (Das Erbe der Schicksalsweber) (German Edition)

Titel: Andular III (Das Erbe der Schicksalsweber) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rene Fried
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ebenso das ausgeprägte Kinn, doch war er größer als sein Bruder wenn auch etwas hagerer, mit geflochtenen Haaren, die in drei Bahnen hinter seinem Kopf zu einem dicken Zopf zusammengebunden waren. Grinsend sah er auf Korgat hinab, den Crydeol immer noch fest im Griff hielt.
    „Einen Schritt weiter und dein Bruder macht Bekanntschaft mit meiner Klinge!“, rief Crydeol ihm zu, doch der Garlan zuckte nur gleichgültig mit den Schultern. Dann ließ er die Sehne seines Bogens los und die Pfeilspitze bohrte sich in Korgats Brust.
    Crydeol ließ erschrocken von ihm ab. Der Garlan unter ihm röchelte noch einen Moment, dann zuckten seine Gliedmaßen ein letztes Mal und regten sich nicht mehr. Korgat war tot.
    Crydeol sah zu dem Garlan hinauf, der nun in aller Seelenruhe einen weiteren Pfeil an die Sehne seines Bogens legte.
    „Du, Mensch, hast das vollbracht, was keinem meiner Anhänger und Diener gelungen ist! Endlich liegt mein Bruder vor mir, tot, und mit dem Wissen, dass es sein eigener Bruder war, der ihn getötet hat! Nun werde ich den Thron besteigen und die Garlan in eine neue Zukunft führen. Doch vorher muss ich meine Festung von dem Ungeziefer befreien, das Kasgaran befallen hat, wenngleich ich dir auch zu Dank verpflichtet bin.“ Er zielte mit dem Pfeil nun direkt auf Crydeols Herz. „Leider ist Dank etwas, dass uns Garlan ebenso fremd ist wie Gnade oder Mitgefühl. Kaum ist es da, ist es auch schon wieder verschwunden und man fragt sich noch, was einen nur davon abgehalten hat sein Opfer nicht schon früher zu töten. Aber vielleicht ist es dir ja ein Trost zu wissen, dass du es warst, der Sargat zum zweiten König der Garlan gemacht hat.“
    „Ich habe dein Volk nie gefürchtet“, rief Crydeol, wissend das Sargat ihn gleich töten würde, „ebenso wie eine der vielen Schlachten, die mein Volk gegen deines geführt hat. Aber zu wissen, dass Brüder nicht davor zurückschrecken sich gegenseitig zu töten, nur um an Macht zu gelangen, das lässt Furcht in mir aufkommen und in gleichem Maße auch Abscheu und Zorn!“
    Sargat sah ihn einen Moment lang aufmerksam an. Dann rief er:
    „Und dieser Unterschied ist es letztendlich, der mein Volk über deines Siegen lässt! Und nun verabschiede dich, blicke noch einmal umher und genieße den Anblick, den diese Schlacht dir offenbart. Die Schlacht, die deinen Untergang bedeutet und meinen Aufstieg!“
    Crydeols Blick wanderte von Sargat zum Innenhof hinunter. Garlan und Talani lagen dort leblos zwischen Molbar und weißen Wölfen am Boden. Überall brannte es und stieß beißender Rauch empor, der sich in schwarzen Säulen dem Himmel entgegenstreckte. Soldaten lehnten mit Säbeln und Äxten in der Brust an der Festungsmauer und hier und dort türmten sich meterhohe Trümmer übereinander. Es war ein schrecklicher Anblick und noch während er nach kämpfenden Verbündeten suchte, fiel sein Blick auf die andere Seite des Walls, direkt auf das Meer, wo in einiger Entfernung mehrere Schiffe auf den Hafen zusteuerten. Die Wellen reflektierten das grelle Sonnenlicht, sodass Crydeol seine Augen zusammenkneifen musste, um zu erkennen, was es für Schiffe waren. Da sah er eine kleine Gestalt auf dem vorderen Schiff stehen, die einen ihrer Arme zu ihm hinauf gerichtet hatte. Crydeol sah genauer hin, aber noch bevor er erkannte, was diese seltsame Geste zu bedeuten hatte, hörte er auch schon ein hohes Surren in der Luft und einen Augenblick später stürzte Sargat schreiend in den Festungshof hinab. Crydeol richtete sich auf und sah ihm nach. Er fand ihn regungslos zwischen einigen brennenden Kisten am Boden liegend, seinen Bogen einige Meter daneben. Sargat war seinem Bruder in den Tod gefolgt.
    Crydeol lief auf die andere Seite des Walls und sah auf das Schiff hinunter, wo er kurz zuvor die Gestalt gesehen hatte. Und nun erkannte er ganz deutlich, dass eines der Schiffe die Eiswind war, gefolgt von zehn weiteren Schiffen, die das Banner Brahns trugen. Und ein ganzes Stück weiter nördlich sah er eines der schwarzen Schiffe, und das, so hoffte er, mussten die Panjaner mit Narva und den Pfeiljägern sein. Seine Augen huschten von Schiff zu Schiff, bis plötzlich eine kleine Gestalt seine Aufmerksamkeit erregte, die ihm wild gestikulierend vom Bug der Eiswind zuwinkte. Es war Nomys, der nun, da sein Bruder ihn offensichtlich entdeckt hatte, seinen Langbogen triumphierend in die Luft streckte. Crydeol glaubte zuerst, seine Sinne würden ihm einen Streich spielen, getrübt

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