Andular III (Das Erbe der Schicksalsweber) (German Edition)
ein bemühtes Lächeln zu. Sie erwiderten die Geste und gingen an den Laken und Decken vorbei, auf denen die Verletzten lagen, und blieben schließlich vor einer kleinen Liege stehen, an der Jindo gerade dabei war den kleinen Körper abzutasten, der darauf lag.
„Leeni!“, rief Crydeol erschrocken und musterte sofort den geschundenen Körper der Talani. „Ist sie etwa…?“
„Nein“, hauchte Jindo mit schwacher Stimme, „sie ist nur bewusstlos. Einer der Soldaten hat sie hergebracht, nachdem er sie neben einem der Trümmer gefunden hat. Offenbar ist sie von ihrem Molbar gestürzt und hat sich den Kopf aufgeschlagen.“
„Ich wusste gar nicht, dass sie überhaupt an der Schlacht beteiligt war“, sagte Crydeol besorgt und legte die Decken ab.
„Natürlich war sie das. So wie jeder andere ihres Volkes, der von Talan aufgebrochen ist. Mutige kleine Geschöpfe diese Talani. Ich denke, Leeni wird in einigen Tagen wieder genesen sein. Sie hat nur eine leichte Gehirnerschütterung sowie einige kleinere Schrammen, nichts was sich nicht durch einige Tropfen Laresius und meinen Händen wieder bereinigen ließe.“
Crydeol atmete erleichtert auf, doch sogleich legten sich neue Sorgenfalten auf seine Stirn. „Wer hat es nicht geschafft?“
„All denjenigen, die mir gebracht wurden, konnte ich helfen. Wie viele aber letztendlich gefallen sind, wird sich zeigen.“
„Und was ist mit dir? Du siehst erschöpft aus, vielleicht solltest du dir etwas Ruhe gönnen und uns hier weitermachen lassen.“
Der Vanyanar schüttelte langsam aber dennoch entschieden den Kopf. „Laresius
allein wird nicht bei allen Verwundeten reichen, Crydeol. Ohne mich werden es einige nicht durch den Tag schaffen, daher muss ich in regelmäßigen Abständen nach ihnen sehen, bis ich sicher bin, dass sie über den Berg sind.“
„Trotzdem solltest du etwas kürzer treten, du hast genug Männer um dich rum, die dich bei deiner Arbeit unterstützen. Auch Ziron könnte dir helfen, sobald er wieder zurück ist. Sein Horn vermag vielerlei seltsamer Dinge, und ich weiß, wovon ich rede, denn ich habe die heilende Kraft seines Hornes schon einmal zu spüren bekommen.“
Der Vanyanar nickte abwesend und öffnete eine neue Flasche Laresius, mit deren Inhalt er ein kleines Tuch tränkte, das er Leeni auf die Stirn legte.
Als Crydeol und Narlo zurück auf der Pier waren, packte Narlo den General plötzlich an der Schulter und zog ihn zur Seite.
„Du hast mich dort vor dem Festungstor sehr beeindruckt, Crydeol!“, sagte er und sah hinauf zu den rauchenden Säulen. „Anstatt deine Männer vorzuschicken, bist du selbst vorangegangen und hast es diesen verfluchten Garlan gezeigt! Nicht jeder würde sich so bereitwillig in Gefahr begeben, wenn er die Befugnis hat, andere vor sich selbst zu stellen. Das zeugt von wahrer Größe, und ich verstehe nun, warum dich deine Männer so sehr schätzen. Sie haben hervorragend gekämpft und ihr Bestmöglichstes getan. Selbst eine Niederlage wäre ihnen verziehen bei dem was sie geleistet haben.“
Crydeol lächelte, dennoch erfüllte ihn Narlos Lob nur bedingt mit Stolz. „Es sind nicht die Soldaten, die den Krieg verlieren, sondern ihre Generäle. Ihre Strategie entscheidet letztendlich über Sieg oder Niederlage.“
„So ist es“, rief eine Stimme hinter ihm und Crydeol fuhr überrascht herum. „Deshalb nehmen auch sie an der Schlacht teil und führen ihre Männer in den Kampf, als Spitze, so wie es von einem ehrenhaften General Vaskanias erwartet wird. Wenn sie nicht an den Sieg glauben, wie können sie es dann von ihren Männern erwarten?“
„Nomys!“, rief Crydeol erleichtert und schloss seinen Bruder in die Arme. „Es tut gut, dich zu sehen! Ich hatte gehofft, dass die Generalanwärter Vaskanias mit ausrücken würden, auch wenn ich stets um dein Wohl besorgt bin.“
„Wäre ich in Antis geblieben, so lägest du jetzt wohlmöglich tot auf dem Wall dort oben, durchbohrt von einem dreckigen, garlanischen Pfeil!“
„Dann warst du es also, der mir das Leben gerettet hat? Wusste ich es doch!“,
lachte Crydeol und drückte seinen Bruder ein weiteres Mal an sich. „Das ist mein jüngerer Bruder Nomys, Narlo. Hitzkopf und Dickschädel zugleich, aber mittlerweile ein meisterhafter Schütze!“
„Und damit ist er seinem älteren Bruder außerordentlich ähnlich. Und das meine ich nicht nur in Bezug auf seine Treffsicherheit!“ Sie lachten und gingen der Eiswind entgegen, auf der sie Pelrin
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