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Andular III (Das Erbe der Schicksalsweber) (German Edition)

Andular III (Das Erbe der Schicksalsweber) (German Edition)

Titel: Andular III (Das Erbe der Schicksalsweber) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rene Fried
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eine geeignete Lösung des Problems nachdachte, bemerkte er in östlicher Richtung eine Vielzahl merkwürdiger Mulden im Boden. Sie gingen näher heran und entdeckten lauter versteinerte Wurzelenden in den steinigen Vertiefungen, die einen Durchmesser von etwa vier Metern hatten. Und nun wusste Renyan, was das für Mulden waren. Einst hatten hier Bäume gestanden, dicke, hohe Bäume und irgendetwas, vielleicht ein Unwetter, hatte sie samt Wurzeln aus der Erde gerissen. An einigen Stellen ragten die abgerissenen Wurzelenden so weit aus den Löchern, dass sie aus der Entfernung riesigen, dürren Krallen ähnelten.
    „Hier werden wir die Nacht verbringen!“, rief Renyan und sprang in eine der tieferen Mulden hinein, wo er den Rucksack an ein dickes Wurzelende hing, das sich spiralförmig nach oben wand. Zardan stand oberhalb der etwa anderthalb Meter tiefen Mulde und blickte auf seinen Gefährten hinunter.
    „Hunger auf gebratenes Reh?“, fragte Renyan und fuchtelte mit den umwickelten Resten vor Zardans Schnauze herum. „Oder willst du lieber jagen?“
    Der Wolf stieß einen kurzen, grollenden Laut aus und deutete mit seinem Kopf auf den Rucksack.
    „Ah!“, raunte Renyan, der verstanden hatte. „Du willst deine Kleidung, ja?“
    Zardan nickte und Renyan kramte nach Cales Sachen. Dann band er die Schuhe des Jungen los und warf alles zu dem Wolf hinauf, der das Bündel sogleich in seinem Maul davontrug und kurz darauf in seiner menschlichen Gestalt am Rand der Mulde stand.
    „Ich bin zu erschöpft, um jetzt noch zu jagen“, sagte er und sprang zu seinem Begleiter hinunter.
    „Belaste ich dich sehr mit meinem Gewicht?“, fragte Renyan und reichte Cale die Laresiusflasche.
    „Zum Glück nicht“, antwortete er und nahm einen hastigen Schluck. „Aber viel länger hätte ich dich nicht mehr tragen können.“
    „Du hast wirklich eine erstaunliche Ausdauer bewiesen, Cale. Bei dem Wasserfall hatte ich einen Moment wirklich Angst, aber als du dann die Felsen hinunter gesprungen bist…da hat es mir sogar richtig Spaß gemacht!“
    „Mir auch!“, erwiderte Cale und biss genüsslich in ein Stück Rehfleisch. „Mittlerweile tut’s auch kaum mehr weh, wenn ich mich verwandel’. Nur meine Haut juckt jedes Mal fürchterlich, wenn ich wieder zum Menschen werde.“
    Renyan sah ihn nachdenklich an. „Wir müssen uns unbedingt etwas für dein helles Fell einfallen lassen. Je weiter wir uns dem Turm nähern, umso größer wird die Gefahr, dass man uns sieht. Ich habe es mit dem Staub im Gebirge versucht, aber er hält nicht lange.“
    „Ich könnte in einer der Mulden ein Loch graben“, schlug Cale vor. „Sobald die Erde feucht genug ist, wälze ich mich hin und her, bis mein Fell richtig schön schmutzig ist.“
    „Einen Versuch wäre es sicherlich Wert. Und wenn deine Pfoten es durch den versteinerten Boden schaffen, könnte es durchaus klappen.“
    „Dann werd ich mich jetzt ein wenig ausruhen“, gähnte Cale. „Der Weg hierher war lang und morgen ist ja auch noch ein Tag.“ Müde legte er sich neben Renyan auf den harten Boden und schloss die Augen. Die Minuten verstrichen aber so sehr er auch wollte, er konnte einfach nicht einschlafen.
    Renyan, der sich eingehüllt in seinen Mantel unter die dicke Wurzel gekauert hatte, schlummerte bereits tief und fest, wie Cale seiner ruhigen, gleichmäßigen Atmung entnehmen konnte.
    „Ich hab doch nur einen Schluck Laresius getrunken“, murmelte er und wälzte sich unruhig hin und her. Er schloss die Augen und versuchte sich ganz und gar auf das monotone Summen des Schattenwalls zu konzentrieren, das er unterwegs gar nicht mehr wahrgenommen hatte. Doch dort unten, in der windstillen Mulde und ohne das Rauschen des Flusses in der Nähe, kehrte es umso deutlicher wieder in seine Gehörgänge zurück.
    Nach und nach legte sich die grüne Dunkelheit über das Land und kroch zu ihnen die Mulde hinunter.
    Cale drehte sich abermals herum, als er spürte, dass seine Beine mittlerweile eingeschlafen waren. Auch seine rechte Hand, die er sich flach unter den Kopf geschoben hatte, kribbelte bereits. Jetzt nur noch der Rest, dachte er und zog seine Beine etwas näher an den Körper heran. Allmählich lösten sich die Gedanken in seinem Kopf und verschwanden, aber gerade als der Schlaf ihn zu übermannen drohte, drang aus der Ferne ein dumpfes Stampfen zu ihnen, das von Norden zu kommen schien und sich immer weiter auf sie zu bewegte. Zuerst versuchte Cale es zu ignorieren,

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