Andular III (Das Erbe der Schicksalsweber) (German Edition)
soweit aufgelockert, dass die versteinerten Brocken weicher Erde wichen, die immer feuchter wurde, je tiefer er an der Stelle wühlte.
Nach wenigen Minuten hatte sich um das Loch herum ein beträchtlicher Haufen klumpiger Erde angehäuft, und als dieser fast bis an die Kante der Mulde heranreichte, stieg eine kleine, bräunliche Wasserpfütze aus dem Boden hervor.
„Wasser! Das ist richtiges Wasser!“, rief Renyan und durchsuchte den Rucksack nach seinem leeren Wasserschlauch und der kleinen, muschelförmigen Phiole.
Doch noch ehe er beides bei der Hand hatte, stand Zardan auch schon inmitten einer braunen Schlammpfütze, die dem Wolf bereits bis zum Bauch reichte.
Mit einer Mischung aus Enttäuschung und Wut packte Renyan Schlauch und Phiole wieder ein und beobachtete wie sich Zardan in der dunkelbraunen Brühe wälzte.
„Wenigstens ist jetzt nichts mehr von deinem hellen Fell zu erkennen“, seufzte er achselzuckend und sah in das triefende, schlammverklebte Gesicht des Wolfes.
Als Zardan schließlich aus der Mulde herausgesprungen war, warf ihm Renyan seinen Mantel über, schulterte den Rucksack und schwang sich auf seinen Rücken. Dann krallte er seine Hände in zwei schlammige Fellbüschel und sie eilten in Richtung Norden davon.
Der Schattenwall fällt
Als nach einiger Zeit der Turm von Namagur am Horizont auftauchte, bemerkte Renyan bald, dass er ganz und gar aus geschmolzenem Gestein bestand, das dem Wachs einer schwarzen Kerze ähnelte, die bereits seit Langem brannte. Auch die Form des Turms erinnerte ihn an eine Kerze, da er durchgehend gleich rund war und an seinem oberen Ende wie abgeschnitten wirkte, ohne Zinnen oder bedeckter Spitze.
Als sie näher kamen, fielen Renyan mehrere Ausgucklöcher im Gestein auf, die alle im selben Abstand übereinander platziert waren, wie schwarze, matte Perlen an einer Schnur aufgereiht. Als sie nur noch ein kurzes Stück entfernt waren, stieg er von Zardan ab und schlich mit ihm hinter einen der vielen Felsen, die die Straße zum Turm säumten. Von dort fiel sein Blick auf den Fuß des Turms.
Hinweg über eine steinerne Brücke, die einen Bogen über den leuchtenden Fluss im Osten schlug, führte ein großes, eisernes Gittertor in den Turm hinein, vor dem Renyan zwei Kreaturen erblickte, die er nie zuvor gesehen hatte.
Galurks wurden sie genannt, große krötenähnliche Bestien, deren kräftige Hinterbeine ihnen meterweite Sprünge ermöglichten. Mit ihren großen und bleichen Glupschaugen glotzten sie über die Brücke hinweg, während ihre langen, rauen Zungen träge hin und her baumelten. Ihr gesamter brauner Körper war mit kraterartigen Warzen übersät, die eine stinkende und klebrige Flüssigkeit absonderten, an der jegliche Art von Beute haften blieb, die daraufhin von der Zunge in das breite, zahnlose Maul befördert wurde. Oberhalb ihres Hinterkopfes, der unmerklich in ihren fetten Körper überging, sah Renyan jeweils einen eisernen Sattel, der von schweren Ketten gehalten wurde, die an der Unterseite des Leibes an massiven Ringen endeten, die durch die zähe Haut der Kreaturen getrieben waren.
Und in den Sätteln, jeweils eine klauenähnliche Hand um die oberste Kette geschlungen, saßen zwei menschenähnliche Gestalten, deren dunkle Augen aufmerksam die Gegend beobachteten.
Das mussten Salagors Slagramul sein, vermutete Renyan und musterte sie von Kopf bis Fuß. Ihre schulterlangen Haare waren von Schlamm und Dreck verkrustet, ihre Haut dagegen blass und gräulich, die bis zum Hals von einer schwarzen, lederähnlichen Rüstung bedeckt war. Vier vergilbte Eckzähne ragten über ihre schwarzen Oberlippen bis an die Nase heran, die nur aus zwei schmalen, wulstigen Löchern bestand.
Plötzlich schien der Slagramul der rechts neben dem Tor postiert war etwas gehört zu haben, denn er lenkte sein Galurk jetzt ein Stück weit herum und ritt geradewegs auf die steinerne Brücke zu. Seine spitzen, abstehenden Ohren zuckten, als er angestrengt in Richtung Straße lauschte, doch nach einer Weile machte er kehrt und das Galurk setzte sich mit einem dumpfen Blöken wieder in Bewegung. Jetzt, da der Slagramul ihm den Rücken zugekehrt hatte, konnte Renyan seine drei großen dornenartigen Stacheln sehen, die in einer Reihe vom Hinterkopf durch die schwarze Rüstung brachen.
Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend drehte er sich nach Zardan um und erschrak - von dem Wolf war weit und breit nichts zu sehen. Renyan lief ein Stück des Weges zurück
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