Andular III (Das Erbe der Schicksalsweber) (German Edition)
Wolf zuvor auf den Rücken geschnallt hatte. Vielleicht, oder vielmehr hoffentlich, so dachte Jesta, würde sich noch die eine oder andere Laresiusflasche im Inneren befinden, und er hatte tatsächlich Glück. Neben einem Bündel Kleider, die offensichtlich Cale gehörten, fand er noch einen halb vollen Wasserschlauch, eine Flasche Laresius, zwei eigenartige, stachelige Kugeln und Avakas Feder, die sanft im Licht schimmerte. Bis auf die Laresiusflasche und den Wasserschlauch steckte er alles einschließlich Lumeos wieder zurück und lief zu Zardan, der ihn erschöpft erwartete.
„Es wird alles wieder gut!“, flüsterte Jesta, während er ihm etwas von dem klaren Heiltrank einflößte. Den Rest schüttete er sich in kleinen Mengen in eine Handkuhle, um damit die Wunden am Rücken und den Hinterläufen einzureiben, worauf es sich mit dem Blut vermischte und Jestas kurzes Fell an den Händen rot färbte, das er jedoch mit einem Schwall aus dem Wasserschlauch weitestgehend wieder abwaschen konnte. Dann ließ er sich neben dem Wolf nieder und öffnete seine Tasche, in der sich Taykoo verängstigt in einer Ecke
zusammengekauert hatte.
„Es ist ja vorbei“, murmelte Jesta und strich ihm liebevoll über den Rücken. Nachdem sich das Wullom wieder ein wenig beruhigt hatte, setzte er es sich auf seine Schulter und beugte sich über Zardans Kopf, der ihn prompt mit der Zunge übers Gesicht schleckte, worauf Taykoo schon wieder loswetterte, diesmal, so glaubte Jesta, jedoch aus Eifersucht.
„Schön, dass es dir wieder besser geht“, sagte Jesta und lächelte, als ihm der Wolf mit seinen gelben Augen zuzwinkerte.
Nachdem sie eine Weile einfach nur da gesessen hatten, die Schlacht weiter westlich fast schon vergessen, war es Zardan, der sich zuerst erhob. Jesta betrachtete erstaunt den rechten Hinterlauf des Wolfes, an dem lediglich noch ein Fleck angetrockneten Blutes von der Wunde zeugte, die das Galurk verursacht hatte. Zardan trottete jetzt langsam zu dem Sack hinüber, nahm ihn mit seiner Schnauze auf und verschwand einige Meter weiter hinter einem größeren Felsbrocken.
Jesta überlegte für einen kurzen Moment, ob er aufstehen und einen Blick hinter den Felsen werfen sollte, um die Verwandlung vom Wolf zum Jungen mit eigenen Augen zu sehen. Doch dann entschloss er sich es nicht zu tun, da es sich einfach nicht gehörte, und entschied sich einfach nur abzuwarten.
Als Cale schließlich hervortrat, die blonden Haare zerzaust und das Gesicht mit Dreck und Staub beschmutz, sprang Jesta sogleich auf und lief ihm entgegen.
„Wie geht es dir?“, fragte er und musterte den Jungen sorgfältig.
„Dank deiner Hilfe wieder besser!“, antwortete Cale und lächelte. „War ein ganz schönes Biest, was?“ Er deutete mit dem Kopf zu dem Kadaver des Galurks, dessen kraterüberwucherte Haut mittlerweile nicht mehr vor Schleim glänzte.
Jesta nickte. „Ich dachte schon, um mich wäre es geschehen, bis du plötzlich aufgetaucht bist. Hast du etwa in deinem Bruchstück nach mir gesucht?“
Cale schien für einen kurzen Moment peinlich berührt.
„Nein, eigentlich war ich gerade auf der Suche nach Großvater.“
Und dann begann er all das zu erzählen, was ihm seit der Trennung von Renyan widerfahren war.
„Ich bin stundenlang immer Richtung Südwesten gehastet, bis ich, vermutlich aus Müdigkeit, an der Westseite eines Berghanges stürzte und mein Bewusstsein verlor. Als ich wieder zu mir kam, wusste ich nicht, wie viel Zeit seit meinem Sturz
vergangen war und so spurtete ich ohne lange zu zögern weiter, bis ich schließlich dich aus der Ferne erblickte.“
Jesta sah ihn besorgt an. Also wusste er noch nichts von Renyans Tod. Er überlegte, ob und wie er es ihm sagen sollte, als Cale schließlich mit gedämpfter Stimme sagte: „Renyan, er…er ist tot, Jesta…und wer weiß, ob er nicht noch am Leben wäre, wenn ich mich seinen Worten widersetzt hätte und bei ihm geblieben wäre.“ Eine Träne lief sein Gesicht herunter und bildete eine dunkle Spur auf der beschmutzten Wange.
„Dann weißt du es also.“
Cale nickte betroffen. „Als ich nach dem Sturz wieder zu mir kam, verwandelte ich mich um etwas Laresius zu trinken und den letzten Rest Brot zu essen. Und da fiel mir Renyan ein. Ich musste einfach wissen, wie es ihm in Nagram erging, ganz allein, ohne mich, und so sah ich in meinem Bruchstück nach.“
Jesta wartete einen kurzen Moment, dann fragte er zögernd: „Und? Was hast du gesehen?“
Cale
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