Andular (Noirils Verrat) (German Edition)
Ankömmlinge saßen nun von ihren Tieren ab und ließen sie auf einer Wiese etwas abseits der Mühle grasen.
„Der Herr General schein sich verspätet zu haben, was?“, rief Jesta und sah sich die Umgebung etwas genauer an. „Hier ist jedenfalls nichts von ihm zu sehen und auch sein Pferd kann ich nirgendwo entdecken.“
„Nur weil ihr ihn und sein Pferd nicht gleich sehen könnt, heißt das nicht, dass er nicht hier ist! Ich vermute, dass er sich in der Mühle aufhält und uns dort von einem sicheren Ausguck aus beobachtet“, erwiderte die Wache und stieß die Tür auf. In der Mühle war es dunkler als Jesta vermutete hatte, und während die Wache das Innere genauer untersuchte, zog er es vor, sich weiterhin an der Tür aufzuhalten.
„Was habt ihr? Jagd dieser Ort euch etwa Angst ein?“, fragte die Wache spöttisch.
„Nein!“, antwortete Jesta und fühlte sich ertappt. „Aber ich will die Tiere im Auge behalten. Gerade bei Nevur kann man nie wissen.“
„Natürlich! Welch glänzender Einfall!“, erwiderte die Wache aber Jesta versuchte ihren ironischen Unterton zu überhören. Während sein Begleiter die Stufen nach oben erklomm, spähte Jesta wieder aus der Tür hinaus und lauschte. Der Wind rauschte sanft in den Blättern der Bäume und ab und zu konnte er die Pferde wiehern hören. Gerade als er sich wieder umdrehen wollte, wurde er plötzlich am Arm gepackt und herum gerissen.
„Wenn ich es gewollt hätte, so hätte ich dir mit meinem Schwert die Wuschelmähne stutzen können, ohne dass du es bemerkt hättest!“, sagte eine Gestalt vor ihm und Jesta sah erschrocken in Crydeols Gesicht.
„General Crydeol! Wie…wo…?“
„Du solltest deine Umgebung besser im Auge behalten, anstatt dem Wind und den Vögeln zu lauschen“, flüsterte Crydeol scharf.
Hinter ihm auf den Stufen stand die Wache mit einem breiten Grinsen im Gesicht.
Sie schüttelte den Kopf und sprach: „Ihr solltet auf den Rat des Generals hören und euch auch nicht zu sehr auf andere verlassen, selbst wenn ihr sie auf eurer Seite vermutet!“
„Ihr wusstet die ganze Zeit Bescheid, nicht wahr? Falls es euer Anliegen war, mich in die Falle tappen zu lassen, so ist es euch geglückt“ rief Jesta und verschränkte beleidigt die Arme.
Crydeol lachte. „Ich habe ihn darum gebeten. Wenn du es jemanden übel nehmen musst, dann mir.“
„Schon gut. Aber sagt, wo habt ihr euch versteckt? Euer Pferd konnte ich auch nicht entdecken.“ Insgeheim freute sich Jesta, dass Crydeol seine anfängliche Unfreundlichkeit ihm gegenüber nun endgültig abgelegt hatte. Und genau wie sein Verhalten, so hatte sich auch seine äußere Erscheinung verändert. Der General hatte seine vaskaanische Rüstung gegen einen rot-braunen Lederharnisch eingetauscht, den er über einem feingliedrigen Kettenhemd trug. Darüber trug er einen dunklen Mantel in einem für Jesta unbekannten Stoff. Seine langen Beine steckten in einer ledernen, fast schwarzen Hose und an seinen Füßen trug er hohe, dunkelbraune Lederstiefel. Zu seinem Bogen trug er nun noch einen langen Zweihänder, dessen Klinge in einer reich verzierten Scheide steckte, die er um die Hüften geschnallt hatte. Crydeols Wirkung auf den Durandi hatte sich dadurch jedoch keineswegs geändert. Er strahlte immer noch die gleiche Stärke und Entschlossenheit aus wie zuvor.
„Dort drüben, hinter den großen Getreidefässern hielt ich mich verborgen. Und mein Pferd sollte sich eigentlich hinter der alten Scheune befinden. Aber lasst uns nun hinausgehen. Ich werde nach Lago sehen und ihr solltet eure Pferde holen“, sagte Crydeol und verschwand durch die Tür.
Jesta und die Wache folgten ihm und gingen in Richtung der Wiese, wo sie ihre Tiere zurückgelassen hatten. Als sie zurückkamen, traute Crydeol seinen Augen nicht, als er den Esel an Jestas Seite sah.
„Was macht dieser Packesel bei Dir? Soviel an Gepäck dürftest du kaum bei dir haben, dass du auf zwei Tiere angewiesen bist.“
Und nun ergriff die Wache das Wort und erklärte ihrem General, was es mit Nevur auf sich hatte. Nach jedem weiteren Satz von ihr schweifte Crydeols Blick wieder zurück auf den Esel und über sein Gesicht kam alsbald wieder dieser harte und unfreundliche Ausdruck, den Jesta nur allzu gut kannte.
„Ich kann verstehen, dass du an dein Tier gewöhnt bist, dennoch kann ich dir nicht erlauben, deinen Esel weiterhin mit dir zu führen, Jesta. Unser Weg ist lang und nicht ungefährlich. Was, wenn wir angegriffen
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