Andular (Noirils Verrat) (German Edition)
seiner Tasche verschwunden und kam mit einem großen Körnerbällchen wieder zum Vorschein. „Oh!“, sagte Jesta und schaute in die Tasche, „da sind ja noch mehr davon.“ Er vermutete, dass Inoel sie in die Tasche gesteckt haben musste. „Du scheinst es dem Fräulein Inoel ja richtig angetan zu haben, was Taykoo?“, sagte er und knuddelte ihn daraufhin so sehr, das Taykoo Mühe hatte, sich aus seinem erdrückenden Griff zu befreien. Jesta wandte sich nun seinem Teller zu und verschlang die Würste in solch einer raschen Art und Weise, dass es der Wache unangenehm war, ihm dabei zu zusehen. Das Brot und den Käse aß er nicht, sondern steckte beides in die Tasche. Er war satt und so wollte er sich den Rest für später aufheben. „Wer weiß, wann ich das nächste Mal wieder etwas zu essen bekomme? Man kann nie wissen!“, sagte er mit vollem Mund und sah die Wache mit dicken Backen an.
Nachdem er fertig war, stand er auf und sprach: „So! Von mir aus kann´s losgehen.“ Sein plötzlicher Tatendrang war für die Lage, in der er sich befand, äußerst untypisch, aber es schien, als hätte ihn der Wunsch nach draußen aller Sorgen der vergangenen Stunden beraubt, und so verließ er kurze Zeit später zusammen mit der Wache die große Halle Synus.
Es schien noch früh am Morgen zu sein, denn die Straßen des Regierungsbereiches waren kaum belebt. So führte die Wache ihn im Dunkeln zu den Stallungen der vaskaanischen Soldaten, wo schon zwei Pferde gesattelt und aufbruchbereit auf sie warteten. Die Wache nahm ihr Pferd, ein stolzes schwarzes Tier mit glänzendem Fell am Zaum und wies dem Durandi das andere zu. Und obwohl er es sehr schön fand, weigerte Jesta sich dennoch auf dem braunen Tier aufzusitzen.
„Ich fühle mich zwar geehrt, dass mir ein solch edles Tier zur Verfügung gestellt wird, aber ich muss dankend ablehnen. Ich besitze bereits ein Reittier und ich würde Nevur zutiefst beleidigen, wenn ich auf diesem Pferd an ihm vorbei reite. Er müsste sich am Tor befinden, wo ich ihn in die Obhut eines Stalljungen gegeben habe.“
„Ich glaube kaum, dass euer Gaul mit einem Pferd dieser Gattung mithalten kann.“
„Stimmt, kann er nicht. Aber mein Tier ist mir vertrauter und hört auf alles, was ich ihm sage.“
„Das glaube ich euch gerne Durandi, aber hier kommt es auf die nötige Schnelligkeit an. Wenn ihr mit dem General unterwegs seid, werdet ihr eine weite Strecke vor euch haben, und er wird es nicht dulden, dass ihr unnötig Zeit verliert.“
„So erlaubt mir wenigstens, dass ich bis zu unserem Treffpunkt auf meinem Tier reite, damit General Crydeol dort selbst ein Urteil fällen kann.“
„Nun gut. Aber ihr könnt mir glauben, dass der Herr General sich meiner Meinung mit größter Wahrscheinlichkeit anschließen wird“, antwortet die Wache und saß auf.
„Wir werden ja sehen“, gab Jesta siegessicher zurück und führte sein Pferd aus den Stallungen hinaus.
Am großen Tor angekommen, wollte sich Jesta von Nevurs Gemütszustand überzeugen und fand ihn fressend und äußerst zufrieden an der Stelle wieder, an der er ihn zurückgelassen hatte.
„Na dir scheint es ja sichtlich gut zugehen, was?“, rief Jesta und streichelte dem Esel über den Rücken. „Hast mich wohl gar nicht vermisst, wie?“
Im gleichen Moment trat der Junge aus einer kleinen Hütte, die neben den Rastplätzen der Tiere stand, und als er Jesta sah, ließ er beinahe die Heugabel in seiner Hand fallen.
„Na so was. Mit euch habe ich ja gar nicht mehr gerechnet. Wo seid ihr denn gewesen? Ich begann mir langsam Sorgen zu machen und habe schon mit dem Gedanken gespielt, euren Esel zu verkaufen.“
„Wag es dich! Meinen Esel zu verkaufen, na wo gibt es denn so was?“, rief Jesta erbost. „Ist das der Dank für meine zwanzig Dukaten?“
„Also um ehrlich zu sein, hat das gerade mal den Bedarf eures Tieres für einen Tag gedeckt, der Herr, und wenn ich mich recht erinnere, so habt ihr mir weitere zwanzig Dukaten versprochen, sobald ihr ihn abholen würdet!“, antwortete der Junge, bemüht höflich zu bleiben.
„Äh…nun ja…also ich…ich habe momentan einen kleinen Engpass in Bezug auf mein Vermögen und würde dir vorschlagen, dass ich dir die Summe doppelt, nein dreifach zurückzahle, sobald ich wieder in der Stadt bin. Wäre das in Ordnung?“, fragte Jesta kleinlaut, da er wusste, dass sein Esel ein wirklicher Vielfraß war.
„Ob das in Ordnung ist?“, antwortete der Junge, und seine
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