Andular (Noirils Verrat) (German Edition)
ihr suchen müsst.“
Crydeol seufzte und forderte Jesta schweigend auf ihm zu folgen. So gingen sie den Weg zurück, den sie gekommen waren, bis sie wieder das Südtor des Dorfes passiert hatten. Entlang des Zaunes erzählte der General Jesta schließlich, weshalb ihm das Gebirge solche Sorgen bereitete.
„Es ist nicht das Gebirge selbst, das mir zu denken gibt“, sagte er aufgebracht, „obwohl auch dieser Weg eine Herausforderung für Nevur und Lago darstellt, sondern vielmehr die Kreaturen, die sich in den Bergen aufhalten.“
„Slynocks?“, fragte Jesta hastig und stolperte hinter Crydeol her.
„Slynocks, die wären noch harmlos!“, rief er und band Lago los. „Wären es Slynocks, wäre Renyan clever genug das Gebirge erst bei Tagesanbruch aufzusuchen. Nein, Molbar sind es die dort leben. Große und gefährliche Kreaturen, die weit gefährlicher sind als Slynocks!“
Jesta versuchte, den Worten des Generals zu folgen. „Aber wenn diese Molbar so gefährlich sind, warum ist Renyan dann in Begleitung dieses Talanimädchens dorthin aufgebrochen?“
„Weil sie den Bewohnern des Dorfes nichts tun. Ganz im Gegenteil sogar. Seit jeher leben die Molbar und die Talani in Freundschaft miteinander, und die Molbar wachen über die Talani, wenn sie sich in den tiefen Stollen der Bergminen aufhalten, wo sie nach Gold und anderen kostbaren Dingen schürfen, aus denen sie ihre Waffen und Schmuckstücke fertigen. Manche von ihnen haben sogar eine tiefe Bindung zu den Talani aufgebaut und lassen es zu, dass sie auf ihnen reiten. Dieses Mädchen scheint offenbar eine solche Bindung zu einem Molbar entwickelt zu haben, und so wie Hungo geklungen hat, ist sie mit Renyan zusammen zu ihm aufgebrochen, weil er krank ist.“
Jesta schluckte und musste die Worte Crydeols erst einmal sacken lassen. „Und was habt ihr nun vor?“, fragte er Crydeol schließlich, obwohl er dessen Antwort bereits erahnen konnte.
„Wir werden ihnen hinterher reiten, und zwar jetzt gleich! Talani besitzen keine Pferde, deshalb gehe ich davon aus, dass Renyan zu Fuß unterwegs ist. Zudem weiß ich, dass er nicht gerne auf dem Rücken eines Pferdes sitzt und ich glaube nicht, dass sich seine Einstellung darüber geändert hat. Wenn wir Glück haben, erwischen wir sie noch, bevor sie die Gebiete der Molbar erreicht haben!“, antwortete er und nahm auf Lagos Rücken Platz.
Jesta hievte sich nun ebenfalls auf Nevur, doch gerade als sie losreiten wollten, kam es ihm wieder in den Sinn. „Was ist mit Proviant? Unsere Taschen und Beutel sind leer und auch in dem Gasthaus haben wir nichts zu uns genommen, außer diesem grässlichen Bier.“
„Dafür ist jetzt keine Zeit, Jesta! Wir dürfen keine Zeit mehr verlieren! Ich will Renyan nicht ein zweites Mal entwischen lassen!“
So ritten sie westlich am Dorf vorbei und hielten sich weiter in Richtung Norden, und erst als sie das Dorf allmählich hinter sich am Horizont verschwinden sahen, lenkte Crydeol sie wieder auf die breite Straße, die sich wie eine Schlange windend dem Gebirge entgegenstreckte.
Die große Gebirgsstraße
Es dauerte nicht lange, da hatten sie den Fuß des Berges erreicht. Die Straße vor ihnen führte sie hoch hinauf in die oberen Regionen des Gebirges, vorbei an riesigen Felsbrocken und den schneebedeckten Vorsprüngen der Felswände. An einigen Stellen ragten dunkle Schächte tief in das Gestein hinein, und anderenorts eröffneten sich große Höhleneingänge, vor denen einige kleine Karren standen. Crydeol hielt nun die Tiere an und lauschte den Klängen des Windes.
„Wir müssen jetzt achtgeben! Am besten wird es sein, wenn wir uns in einen der Schächte zurückziehen und dort die Tiere unterbringen. Noch weiter hinauf zu reiten wäre zu gefährlich, da uns sonst die Molbar zu Gesicht bekämen.“
Ein Stück vor ihnen ragte eine der Öffnungen in den Berg hinein, die groß genug war, um ihnen und den Tieren ausreichend Unterschlupf zu bieten. Dort führten sie die Tiere soweit hinein, dass man sie von der Straße aus nicht sehen konnte, und warteten ab. Nach einiger Zeit band Crydeol die Zügel der Tiere zusammen und spähte aus dem Eingang. „In wenigen Stunden wird sich die Dunkelheit über die Berge legen, doch bis es soweit ist, sollten wir uns etwas umsehen. Bleibe stets dicht hinter mir und unternehme nichts auf eigene Faust!“
Jesta nickte stumm und sie traten wieder auf die Straße hinaus. Nach einigen Metern blieb Crydeol plötzlich stehen und forderte
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