Andular (Noirils Verrat) (German Edition)
dessen Reichweite.
„Du warst noch nie besonders gut im Umgang mit dem Schwert und hättest mich lieber mit deinem Bogen zur Strecke bringen sollen“, rief er und warf dem Mann zu seinen Füßen einen verachtenden Blick zu. „Doch ich werde dir nicht noch eine Gelegenheit geben, um dich angemessener zu verteidigen!“
Crydeol schwang seinen Zweihänder hoch über den Kopf, doch gerade als er den Hieb ausführen wollte, bäumte sich das große Wesen hinter ihm auf, packte ihn mit einer Klaue und schleuderte ihn mit voller Wucht gegen die Felswand. Mit einem dumpfen Geräusch prallte der Körper des Generals ab und fiel leblos zu Boden. Gleich darauf ergriff der Molbar Crydeols Bogen, zerbrach ihn wie einen dünnen Ast und schleuderte die zerbrochenen Teile weit hinter sich. Schließlich fanden seine Augen den Zweihänder, doch gerade als er nach dem Schwert des Generals greifen wollte, sackte sein massiger Körper wieder erschöpft zusammen.
Jesta, der sofort zu Crydeol geeilt war, legte ihm zitternd eine Hand unter den blutenden Kopf. „Oh nein! Nein! Wacht auf! Bitte Crydeol, wacht wieder auf!“ Doch so sehr er auch flehte, die Augen des Generals öffneten sich nicht.
„Lass mich sehen!“, rief Renyan und stieß den Durandi unsanft zur Seite. Dann legte er ein Ohr an Crydeols Mund und horchte. Nach einer Weile schüttelte er schließlich den Kopf und zog langsam sein Schwert hervor.
„Nein!“, schrie Jesta und schubste ihn mit ganzer Kraft von dem regungslosen
Körper weg. Doch Renyan rappelte sich sofort wieder auf und drückte ihn mit einer raschen Bewegung zu Boden, wo er ihn anschließend mit einem Knie festnagelte.“Ich will ihm helfen!“, rief Renyan, worauf er Crydeol die glänzende Schneide seines Schwertes über die Lippen hielt. Irritiert und regungslos starrte Jesta auf die schimmernde Klinge.
„Er lebt“, sagte Renyan plötzlich und hielt dem völlig verwirrten Durandi die Klinge hin. „Er ist nur ohnmächtig. Hier sieh doch, die Schneide ist beschlagen.“
„Was“, rief Jesta erleichtert, „er lebt?“
Renyan drehte sich um und winkte das Talanimädchen zu sich. „Bulk hat ihn hart gegen den Fels geschleudert, aber er lebt. Wir sollten ihn sofort von hier wegschaffen! Er muss versorgt werden und benötigt Medizin!“
„Dann lass ihn uns ins Dorf bringen, Renyan“, erwiderte das Mädchen leise. „Dort kann ihm erst einmal geholfen werden.“
Renyan stand auf und blickte zu dem Molbar am Boden, der immer noch dort lag und sich nicht rührte. „Nein“, sagte er kopfschüttelnd, „die Heilkünste deines Volkes werden nicht ausreichen, außerdem ist Talan zu weit entfernt.“
„Was hast du dann vor?“, fragte sie und schaute zu dem besorgten Durandi hinüber.
„Ich werde ihn in den Rotschleier Wald bringen, Leeni. Dort lebt jemand, den ich schon seit Langem kenne. Er wird ihm weiterhelfen können. Du musst hier bei Bulk bleiben und dich um ihn kümmern. Wenn alles vorbei ist, treffen wir uns wieder in Talan, aber rechne nicht vor drei Tagen mit meiner Rückkehr.“
„Aber wie willst du diesen Mann dort hinbekommen? Du kannst dich nicht zu Fuß zum Rotschleier Wald aufmachen, Renyan!“
„Crydeol und ich haben zwei Reittiere bei uns, ein Stück weit die Straße runter“, warf Jesta ein und sah ihn erwartungsvoll an.
„Sehr gut! Bring sie hier her, dann werde ich mich mit Crydeol auf eines der Pferde setzen und du nimmst das andere, denn du wirst mich begleiten Durandi.“
„Jesta“, fügte der hinzu. „Mein Name lautet Jesta.“
„Nun gut Jesta, dann lauf und beeile dich!“, sagte Renyan und beugte sich wieder zu dem Körper des Mannes hinunter, der ihn einst Freund nannte.
Nachdem er sich über den Zustand Crydeols vergewissert hatte, stand er wieder auf und wandte sich Leeni und dem Molbar zu. „Wie geht es ihm?“, fragte er und schaute in die müden Augen des Bergriesen.
„Immer noch nicht besonders gut, aber ich hoffe, dass die Medizin, die wir ihm
verabreicht haben, bald ihre Wirkung zeigen wird“, antwortete Leeni und streichelte besorgt über den enormen Kopf des Molbars.
„Das wird sie auch, mach dir darum keine Sorgen! Alles, was er jetzt braucht, ist ein bisschen Ruhe.“
„Wer ist dieser Mann?“, fragte Leeni und deutete mit einer raschen Kopfbewegung zu Crydeol.
„Das werde ich dir später erzählen, ist eine ziemlich lange Geschichte. Pass auf, sobald es Bulk wieder besser geht, folgt mir zum Wald! Es ist mir lieber, wenn ihr
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