Andular (Noirils Verrat) (German Edition)
über seinem Kopf zu schweben schien. Nachdem sich seine normale Sehschärfe wieder eingestellt hatte, bemerkte er, dass die seltsame Wölbung eine Art Dach war, und es schien aus Holz zu sein. Eine hölzerne Decke, von der sogar einige feine Wurzeln herab hingen. Der Geruch von Erde und Holz stieß ihm in die Nase. Wo war er?
Langsam wanderte sein Blick die Decke entlang, bis er schließlich an einem großen Tisch hängen blieb, an dem Jesta saß. Er erkannte den Durandi sofort. Bei ihm saß ein alter Mann im roten Gewand und mit langem Bart, den er jedoch nicht einordnen konnte. Die beiden unterhielten sich miteinander, doch der Klang ihrer Stimmen schien von weither zu kommen. Auf einem Hocker, der etwas abseits von dem stand, auf dem der alte Mann saß, lagen seine Hose, sein Gürtel und auch sein Mantel. Seine Stiefel standen unter dem Hocker, doch sein Schwert und seinen Bogen konnte er nirgends erblicken. Über ihren Verbleib wollte er jetzt auch gar nicht nachdenken, vielmehr beschäftigte ihn die Frage, was ihn hierher in diese seltsame Behausung geführt hatte. Angestrengt dachte er nach und versuchte sich zu erinnern, als ihn plötzlich ein lautes Krächzen aus seinen Gedanken riss. Und da erblickte er den großen Käfig und den Raben, der auf einer Schaukel saß und ihn direkt anstarrte.
Der Zauberer hatte nun ebenfalls bemerkt das Crydeol erwacht war, doch er blieb weiterhin sitzen, lächelte und sprach: „Guten Tag! Ich hoffe Avakas hat euch nicht erschreckt. Ihr habt lange geschlafen, General Crydeol.“
Jesta, der im ersten Moment gar nicht wusste, zu wem Candol da gesprochen hatte, wirbelte nun herum und erblickte den erwachten General. „Crydeol!“, rief er und eilte lachend zu dem völlig verwirrten Mann. „Endlich seid ihr wieder zu euch gekommen! Ich habe mir solche Sorgen gemacht, doch nun wird alles wieder gut!“
Crydeol versuchte sich langsam aufzurichten. Sein Rücken schmerzte fürchterlich. „Wo sind wir hier? Was ist geschehen?“, fragte er mit schwacher Stimme. Noch bevor Jesta und Candol ihm antworten konnten, öffnete sich plötzlich die ovale Tür und Leeni trat hinein. Und in dem Moment als Crydeol sie erblickte, schossen ihm sogleich wieder die Erinnerungen über seine Auseinandersetzung mit Renyan ins Gedächtnis. Seine Augen verfinsterten sich und das Talanimädchen blieb wie angewurzelt stehen.
„Was macht sie hier?“, rief er zornig. Crydeol wollte aufspringen, doch der stechende Schmerz, der daraufhin in seinen Rücken fuhr, zwang ihn wieder in die alte Position zurück. „Ist dieses Ungetüm, das mich gegen die Felsen geschleudert hat, etwa auch hier? Oder gar Renyan selbst?“ Er stöhnte und biss die Zähne zusammen.
„Ja das sind sie“, antwortete Candol und half ihm vorsichtig aus dem Bett. „Doch ihr solltet jetzt keine voreiligen Schlüsse ziehen.“ Der Zauberer füllte einen Krug mit Wasser und überreichte ihn Crydeol. „Hier, trinkt erst einmal einen Schluck. Ist gut gegen die Schmerzen.“
Crydeol führte den Krug an seine Lippen und nahm einen großen Schluck. Selten hatte sich das Gefühl von kaltem Wasser so wohltuend und erfrischend angefühlt. Er hatte einen unbeschreiblichen Durst und trank den Krug in einem weiteren Zug aus. Bald darauf spürte er, wie seine Schmerzen im Rücken langsam nachließen. Candol schenkte ihm noch einmal nach, und auch diesen Krug leerte Crydeol in einem Zug. Und jetzt spürte er die Schmerzen kaum noch.
„Wo ist er?“, fragte er, während er auf den leeren Krug starrte. „Wo ist Renyan?“
„Alles zu seiner Zeit“, warf Candol ein und setzte sich in seinen Sessel. „Ich werde euch erst zu ihm lassen, nachdem ihr mir aufmerksam zugehört habt.“
Crydeol lachte spöttisch. „Dann fangt an, alter Mann, aber fasst euch kurz!“
Der Zauberer tat so als hätte er die Bemerkung gar nicht gehört und sprach: „Zu allererst möchte ich mich einmal vorstellen, damit ihr auch wisst, mit wem ihr redet. Mein Name ist Candol, ich bin ein Einsiedler und lebe hier in den Rotschleier Wäldern, denn das ist der Ort, an dem ihr euch befindet. Ihr fragt euch sicher, wie ihr hierhergekommen seid, nicht wahr?“
Crydeol stand auf und griff nach seiner Kleidung auf dem Hocker. „Vielmehr würde es mich interessieren, wo sich meine Waffen befinden!“, antwortete er schroff und zog sich seine Hose über.
„Euer Schwert General, ist wohlerhalten und in sicherer Verwahrung. Ihr erhaltet es selbstverständlich zurück,
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