Andular (Noirils Verrat) (German Edition)
sehr langer Zeit zerfallen und die meisten, die ihm angehörten, leben bereits nicht mehr.“
„Aber warum habt ihr nichts davon erwähnt?“, warf Jesta verständnislos ein. „Ihr hättet euch doch denken können, dass er mir nichts verraten würde.“
Der Zauberer faltete die Hände und stieß einen tiefen Seufzer aus. „Ich war der Ansicht, dass der Wolkenwal über den Zerfall des Kreises Bescheid wüsste und hoffte nach all der langen Zeit, dass er mittlerweile nicht mehr so wählerisch sein würde. Doch so wie es aussieht, hält er immer noch an dem alten Brauch fest.“
„Und was machen wir jetzt?“
„Es gibt vielleicht noch jemanden, der einst dem alten Orden angehörte. Wenn wir ihn ausfindig machen könnten, wäre er wahrscheinlich als Einziger in der Lage unsere Fragen von dem Wolkenwal beantworten zu lassen.“
„Und wer ist dieser jemand? Wo befindet er sich?“ Jesta konnte seine Ungeduld nicht mehr im Zaum halten. Warum musste der alte Zauberer sich immer alles aus der Nase ziehen lassen?
„Sein Name ist Jindo, und wenn es ihn mittlerweile nicht irgendwo anders hingezogen hat, dann müsste er noch immer auf Brahn leben.“
Jestas Kopf sackte auf die Tischplatte.
„Brahn? Geht es nicht noch weiter weg? Wie um Himmels Willen sollen wir nach Brahn kommen?“
„Die Frage ist nicht, wie wir dort hinkommen, sondern wann!
Solange Renyan nicht zurückgekehrt und Crydeol wieder bei Bewusstsein ist, werden wir nichts unternehmen. Oder hast du etwa vor alleine nach Brahn zu reisen?“
„Nein, natürlich nicht“, antwortete Jesta matt. „Aber was sagt euch, das dieser Jindo immer noch lebt?“
„Ich weiß es natürlich nicht genau. Aber Jindo war damals der jüngste vom Kreis der Fünf. Er ist ebenfalls ein Zauberer, weit mächtiger als ich es wahrscheinlich jemals sein werde, da er zum Volk der Vanyanar gehört.“
„Das Volk der Vanyanar?“, Jesta kratzte sich am Kopf. „Nie von ihnen gehört.“
Candol lächelte. „Das wundert mich nicht. Obwohl die Vanyanar die Lebensdauer der Menschen bei Weitem übertreffen, gab es nie viele von ihnen auf Andular. Manche behaupten sogar, die Vanyanar wären nicht von dieser Welt. Doch was nun genau auf sie zutrifft, und was nicht, weiß wohl niemand so genau, zudem sie sich selbst nie über ihre Herkunft und ihre genauen Absichten äußern.“
„Wie kommt ihr darauf, dass Jindo ein mächtigerer Zauberer wäre, als ihr es seid?“
Candol lachte. „Weißt du Jesta, es kommt nicht oft vor das ein Mensch mit magischen Fähigkeiten geboren wird. Um ehrlich zu sein, ist es sogar sehr selten. Und selbst wenn ein Mensch diese Veranlagung in sich trägt, so werden seine Möglichkeiten dennoch sehr begrenzt sein. Weil es eben nicht der Natur des Menschen entspricht. Ein Vanyanar ist aber von Natur aus ein magisches Geschöpf. Und während ich es gerade einmal vermag mit meinen Kräften ein paar Kerzen anzuzünden, so wäre er wahrscheinlich in der Lage, ganze Wälder niederzubrennen. Verstehst du jetzt, wie mächtig diese Wesen sind?“
„Dann sollte man diesen Jindo also besser nicht verärgern, was?“
„Nein das sollte man wohl nicht. Aber keine Sorge, die Vanyanar sind friedvolle Wesen und ich sagte ja auch nur, er könnte es wahrscheinlich, wenn er wollte. Ich glaube, es gibt wohl kein anderes Volk auf Andular, dem mehr Ehrerbietung entgegengebracht wird als den Vanyanar. Selbst den Garlan ist ihre Macht durchaus bewusst und sie sind bestimmt sehr dankbar darüber, dass die Vanyanar sich seit jeher aus allen kriegerischen Belangen Andulars herausgehalten haben.“
Jesta trank seinen Krug in einem Zug aus. „Aber warum? Warum haben sie das? Wie viele Kriege hätten durch ihre Hilfe bereits viel früher beendet werden können, und das vor allem zugunsten der westlichen Völker?“
Jetzt meldete sich auch Leeni zu Wort, die der Unterhaltung der beiden bis jetzt teilnahmslos beigewohnt hatte.
„Jesta hat Recht, Candol. Warum haben sie nicht geholfen Vaskaan und Talint gegen die feindlichen Armeen zu verteidigen? Mir scheinen diese Vanyanar doch eher arrogant und gleichgültig.“
„Sicher, auf den ersten Blick mag es so wirken, Leeni, aber im Grunde sind sie genau das Gegenteil von dem. Die Vanyanar sind die Hüter der Natur. Sie zu beschützen ist ihnen weit wichtiger als irgendein sinnloser Krieg. Als damals der Schattenwall über Namagant ausbrach, damals existierte der Kreis der Fünf schon nicht mehr, gehörten sie mit zu den Ersten,
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