Andular (Noirils Verrat) (German Edition)
Das Etwas pulsierte leicht, als der Zauberer die Kerzen näher hielt und im hellen Schein sahen sie nun, wie sich Crydeols Haut rund um den Fremdkörper herum dunkelbraun gefärbt hatte.
„Ist das der Auslöser seines Zustands?“, fragte Renyan leise und wollte gerade seine Hand nach dem Etwas ausstrecken, als Ziron ihn sogleich von seinem Vorhaben abhielt. „Nicht berühren!“, sagte er streng und Renyan zog erschrocken die Hand zurück.
Dann berührte der Wolf die Stelle mit seinem Horn, das gleich darauf in demselben Licht erstrahlte, wie Renyan es bereits auf der Spitze des weißen Berges gesehen hatte. Der Lichtschein wurde nun immer heller und blendete alle Anwesenden, bis es plötzlich abrupt erlosch. Kurze Zeit später hörte der Fremdkörper auf zu pulsieren, dann löste er sich von der Haut und fiel regungslos zur Seite. Die hinterlassene Wunde blutete stark, doch ehe Jesta noch nach einem Verband fragen konnte, wandte sich Ziron ein weiteres Mal an sie. „Was auch immer jetzt passieren mag, fürchtet euch nicht, es wird alles gut werden!“ Und noch bevor der Durandi etwas sagen konnte, stieß er sein Horn in die Wunde des Generals und ließ einen grellen Lichtstoß durch sein Horn schießen.
„Was macht er mit ihm?“, rief Jesta und wollte den Wolf zur Seite stoßen, doch der Zauberer packte ihn bei den Schultern. “Beruhige dich! Er wird schon wissen, was er tut!“
Wenige Augenblicke später schien das Licht wieder aus Crydeols Wunde heraus und in das Horn des Wolfes zurück zufließen. Und während dies geschah, verdunkelte sich das Licht. Das grelle Weiß wechselte nun von Grau zu Schwarz, das immer dunkler wurde, bis Ziron plötzlich sein Horn mit einem Ruck aus der der Wunde herauszog und erschöpft zur Seite wankte.
Jesta betrachtete jetzt erneut die Stelle an Crydeols Kniekehle. Die braune Fäule um die Wunde war verschwunden, und einen Moment später auch die Wunde selbst.
„Er braucht jetzt Ruhe…und ich ebenfalls. Morgen früh wird es ihm schon weit besser gehen“, sagte Ziron leise, dann verschwand er nach draußen.
Kaum war der Wolf fort, kam Leeni herein geeilt. Erleichtert setzten sie sich an Candols Tisch, während der Zauberer selbst argwöhnisch das schwarze Ding auf dem Bettlaken betrachtete und es in eine kleine Glasflasche steckte.
„Ist es tot?“, fragte Jesta.
„Scheint so“, antwortete Candol und stellte die Flasche in die Tischmitte.
Leeni, die auf der Tischplatte Platz genommen hatte, beugte sich vorsichtig über die Flasche und schnippte mit ihren Fingern gegen das Glas. „Was ist das Candol?“, fragte sie, doch der Zauberer zuckte nur ahnungslos mit den Schultern.
„Was auch immer es ist - dieses Ding war offensichtlich der Grund für Crydeols seltsamen Zustand und nicht der Angriff des Molbars.“
Jesta sah angewidert auf die Glasflasche. „Aber wo und wann? Bis auf die eine Nacht in Panjan waren er und ich die ganze Zeit zusammen. Er hat auch nie über Schmerzen geklagt oder sich an der Stelle gekratzt.“
„Vielleicht kann uns Crydeol ja selbst etwas dazu sagen, wenn er wieder erwacht“, seufzte Renyan und blickte besorgt zu ihm herüber. Dass seine Reise nach Asmadar ihren Zweck erfüllt hatte, erleichterte ihn sehr, denn dank des weißen Wolfes war sein einstiger Freund nun wieder auf dem Weg der Besserung. Und dennoch legte sich eine erdrückende Besorgnis auf ihn. Was würde geschehen, wenn sich Crydeols Absicht nicht ändern würde, trotz alledem was er für ihn getan hatte?
„Ihr solltet euch jetzt ebenfalls alle eine Weile ausruhen“, sagte Candol und riss Renyan aus seinen Gedanken. „Wer weiß, wann Crydeol erwacht und ich nehme doch an, dass du in diesem Moment bei ihm sein möchtest, Jesta, nicht wahr?“
Der Durandi nickte.
„Und auch du solltest dich schlafen legen, Renyan. Ich werde neben Crydeol am Bett wachen und versuchen etwas in meinen alten Büchern über dieses seltsame Ding in Erfahrung zu bringen.“ Er stand auf, holte einige Wälzer aus seinem Regal und zog den alten Ohrensessel neben das Bett, während die anderen gemeinsam ihre Schlafplätze einrichteten.
Lange Zeit saß der Zauberer noch da und studierte die dicken Bücher, wobei er ab und zu einen Blick auf Crydeol warf.
Alles war ruhig und friedlich und irgendwann verloschen schließlich auch die Kerzen im Inneren des Baumhauses.
Crydeols Erkenntnis
Crydeol öffnete seine Augen. Mit verschwommenem Blick betrachtete er eine seltsame Wölbung, die hoch
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