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Andy und Ryan

Andy und Ryan

Titel: Andy und Ryan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Broschat
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Bewusstsein und wir können noch immer nicht mit Gewissheit sagen, ob sie schon alles überstanden hat.‹‹ Stumm nickte ich und erhob mich.
    ››Möchtest du erst einmal allein mit ihr sein?‹‹ Becky strich mir sanft über den Arm. Eine Weile sah ich sie einfach nur an, dann nickte ich kaum merklich.
    ››Ja.‹‹
    ››Okay, ruf uns, wenn du uns brauchst.‹‹
    ››Das mache ich.‹‹
    Ich folgte dem Arzt den langen Flur entlang. Dabei nahm ich die ganzen Leute um mich herum mal wieder nicht wahr. Der Weg zu Andys Krankenzimmer kam mir unendlich lang vor und mit jedem Schritt wurde mir schlechter. In welcher Verfassung würde ich sie vorfinden? Wie schlecht ging es ihr? Tausende Fragen und wirre Gedanken geisterten in meinem Kopf umher und machten mich wahnsinnig. Ich war selber erstaunt, dass ich meine wahren Gefühle so gut hinter einer Maske verbergen konnte.
    Irgendwann blieb der Mann endlich vor einer Zimmertür stehen. Er öffnete mir die Tür und ich betrat leise das Zimmer. Dann wurde die Tür hinter mir wieder geschlossen und ich war allein. Allein mit ihr in einem Zimmer.
    Sie lag in einem Bett mitten im Raum. Ihr Gesicht war so weiß wie die Bettdecke und war über und über mit Schnittwunden versehen. Auch ihre Arme, welche seitlich neben ihrem Körper lagen, waren voller Wunden und Verbänden. An ihren Körper waren sehr viele Kabel angeschlossen und ein großes Gerät stand neben ihrem Bett und zeigte ihren Herzschlag und andere Dinge an. Es war ein grausames Bild. Ich war bisher in meinem Leben nur einmal im Krankenhaus gewesen, und das war zu Clarys und Tobys Geburt. Da hatte ich schon dieses Krankenhausfeeling gehasst, doch das hier war ein Schock. Andy sah furchtbar aus und es fühlte sich so grausam an sie so hilflos und verletzt da liegen zu sehen.
    Mit langsamen Schritten ging ich auf ihr Bett zu und setzte mich auf einen kleinen Hocker, welcher daneben stand. Ein Atemgerät war an ihrem Mund angebracht und ihr lauter Atem schallte durch den Raum. Es tat gut ihn zu hören, denn nur er überzeugte mich davon, dass sie noch am Leben war, dass ich sie nicht verloren hatte. Sie war bei mir und ich war bei ihr. Und ich wusste genau, dass sie es schaffen würde. Es war nicht anders vorstellbar. Andy war einfach zu lebendig, sie würde nicht sterben. Nicht sie.
    Zögerlich legte ich meine Hand auf ihre. Sie war eiskalt.
    Nun, da ich ihre Haut berührte, kam es mir nicht mehr wie ein Albtraum vor. Es war Realität. Eine entsetzliche Realität.
    ››Andy.‹‹ Meine Stimme klang furchtbar. Sie klang so kratzig, wie die eines Kettenrauchers. Ich schloss meine Hand fester um ihre und genoss das Gefühl ihrer Haut. Sie war hier. Bei mir. Das war alles was im Moment zählte. Ich hatte sie nicht verloren und ich würde sie auch nicht verlieren, dessen war ich mir ganz sicher.
    Ein leises Klopfen an der Tür riss mich aus meinen Gedanken. Ich drehte mich herum und genau in diesem Moment wurde die Tür geöffnet und ein Arzt kam herein. Ein anderer als zuvor. Es war ein älterer Mann um die 50.
    ››Guten Morgen. Sie müssen sicher Mr. Morrison sein.‹‹ Guten Morgen? Etwas verwirrt sah ich aus dem Fenster. Tatsächlich, es war Morgen. Wie lange hatte ich wohl in diesem Wartezimmer gesessen?
    ››Ja‹‹, erwiderte ich mit rauer Stimme. ››Wird es Andy schaffen?‹‹, fügte ich nach einer Weile leise hinzu.
    ››Das wissen wir noch nicht genau, aber es sieht gut aus. Sie ist eine Kämpferin.‹‹ Automatisch schlich sich ein kleines Lächeln auf meine Lippen. Das hatte ich schon immer gewusst. Andy war stark.
    ››Wie geht es ihrer Mutter? Wird sie es auch schaffen?‹‹ Der Arzt sah mich zuerst einige Sekunden überrascht an, als konnte er nicht glauben, dass ich gerade diese Frage stellte, doch dann nahmen seine Augen einen traurigen Ausdruck an. In meiner Brust zog es sich krampfhaft zusammen, da ich genau wusste was er mir jetzt sagen würde.
    ››Nein, leider hat es Mrs. Parker nicht geschafft. Sie konnte nicht wiederbelebt werden.‹‹
    ››Sie ist ertrunken‹‹, entfuhr es mir kraftlos. Und Andy hatte das mit ansehen müssen.
    ››Ja, es tut mir sehr leid.‹‹ Ich wandte meinen Blick von ihm ab und sah Andy an. Es war einfach nicht fair was sie durchmachen musste. Warum gerade sie? Sie hatte das nicht verdient und ihre Mutter erst recht nicht. Eine einsame heiße Träne bahnte sich den Weg über meine Wange und tropfte auf unsere verschlungenen Hände.

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