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Andy und Ryan

Andy und Ryan

Titel: Andy und Ryan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Broschat
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gebildet. Sie stand kurz vor einem Weinkrampf. Ich konnte es sehen.
    Sanft strich ich ihr eine Strähne hinters Ohr und zog sie an mich. Sofort schmiegte Andy ihr Gesicht an meine Brust und ich konnte spüren wie ihr ganzer Körper bebte. Zärtlich strich ich ihr über die Haare und nach kurzem Zögern küsste ich sie leicht auf sie Stirn. Augenblicklich begannen meine Lippen wie verrückt zu prickeln, doch ich versuchte meine Gefühle zu unterdrücken, da sie im Moment einfach vollkommen unpassend waren.
    ››Danke‹‹, erklang Andys Stimme zum ersten Mal an diesem Tag. Lächelnd drückte ich sie noch ein wenig fester an mich und ich wollte sie am liebsten gar nicht mehr loslassen.
     
    Nach der Zeremonie in der Kirche, standen wir nun alle draußen an dem kleinen Grab von Melinda Parker und lauschten den Worten des Pfarrers. In dem offenen Grab befand sich die silberne Urne von Andys Mutter und alle starrten diese wie gebannt an. Fast jeder Anwesende hatte Tränen in den Augen. Sogar meine Freunde und ich, obwohl wir Melinda Parker nicht gekannt hatten. Am schlimmsten schien es allerdings Mia getroffen zu haben. Die Freundin von Andys Mutter weinte schluchzend in ihr Taschentuch und brachte es kaum zustande die Urne ihrer besten Freundin anzusehen. Andy stand direkt neben mir und ich hatte meinen Arm um ihre Schultern gelegt. Sie weinte nicht. Doch ihr Blick verriet ihre wahren Gefühle. Ihre Augen wirkten glasig und glänzten feucht im Sonnenlicht und auf ihren Wangen schimmerten getrocknete Tränen. Andys Gesicht zeigte jedoch kaum eine Regung. Sie wirkte wie eingefroren. Ihre Augen waren starr auf das Grab ihrer Mutter gerichtet und sie wirkte mal wieder völlig abwesend. So als wäre sie im Moment gar nicht bei uns, sondern ganz wo anders. Und ich wusste genau wo ihre Gedanken waren…
    Der Pfarrer beendete seine rührende Rede und holte eine Schale mit Erde hervor. Nacheinander gingen die Anwesenden zum Grab und warfen eine Handvoll Erde auf die Urne und sagten dabei einige Worte zum Abschied. Andy und ich waren die letzten die vor das Grab traten. Da sich Andy nicht regte, nahm ich als erster die Erde in meine Hand. Ich ging einen großen Schritt auf das Grab zu und holte einmal tief Luft und betrachtete die Urne.
    ››Ich bedauere es, dass ich nie die Möglichkeit hatte Sie kennenzulernen. Sie haben eine wundervolle Tochter und ich verspreche Ihnen, dass ich immer für sie da sein werde, wenn sie es wünscht.‹‹ Meine Worte klangen in meinen Ohren so als wären sie ganz weit entfernt. Dann öffnete ich meine Hand und die Erde rieselte auf die Urne nieder. Mit Kloß im Hals wandte ich mich wieder von dem Grab ab und trat zu meinen Freunden. Rebecca legte mir sofort eine Hand auf die Schulter und sah mich traurig an. Doch ich war zu abgelenkt um wirklich auf sie einzugehen. Meine gesamte Aufmerksamkeit galt Andy, welche gerade vor das Grab ihrer Mutter getreten war. Sie sah stumm auf dieses herab und wirkte wieder ganz weit weg. Sie sagte auch nichts. Eine ganze Weile stand sie einfach nur da und musterte das Grab aus leeren Augen. Gerade als ich zu ihr gehen wollte, um sie zu stützen, regte sie sich allerdings wieder. Mit einer langsamen Bewegung warf sie die Erde auf die Urne und bewegte ihre Lippen. Sie sprach mit ihrer Mutter. Doch ich konnte nicht verstehen was sie sagte. Dafür stand ich zu weit entfernt.
    Andy sagte nicht viel. Doch während sie sprach kullerte eine einsame Träne ihre Wange herunter und fiel ins Grab. Ich sah wie sie direkt auf die Urne tropfte. Dann wandte sich Andy wieder ab und kam auf mich zu und umschloss meine Hand fest mit ihrer. Als sie das tat, sah sie mich allerdings nicht an. Sie verbarg ihr Gesicht vor mir.
    Nachdem auch Andy ihre letzten Worte an Melinda Parker gerichtet hatte, begannen zwei Männer das Grab mit Erde aufzufüllen. Alle Anwesenden beobachteten sie stumm.
    Dann war es vorbei.
    Andys Mutter war begraben und die trauernden Leute verließen langsam wieder den Friedhof. Nur wir blieben stehen und sahen das frische Grab an. Maggy reichte Andy sanft lächelnd einen Strauß Lilien. Es waren die Lieblingsblumen ihrer Mutter gewesen und Andy hatte ihn gekauft. Schweigend legte sie ihn auf den Erdhaufen und blieb eine Weile vor dem Grab knien.
    Es war ein grausames Bild für mich.
    Andy trauernd vor einem Grab sitzen zu sehen…
    Dem Grab ihrer Mutter.
    Dem Grab des einzigen Menschen, den sie ihre Familie genannt hatte.
    Sie wirkte so verloren und

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