Andy und Ryan
gestressten Braut wirklich nicht im Weg stehen sollte, da dies schreckliche Konsequenzen mit sich zog.
Schlurfend ging ich zum großen Küchenfenster, durch welches man einen grandiosen Ausblick auf die kleine idyllische Bucht hatte. Der tiefstehende Mond spiegelte sich auf der Wasseroberfläche wider und der Wind brachte die großen Blätter der Palmen zum tanzen. Es war ein harmonisches Bild. Ein Traum. Ich könnte wirklich jeden Tag so aufwachen und diesen Anblick genießen, schoss es mir unwillkürlich durch den Kopf. Es wäre wundervoll in einem kleinen Haus am Strand mit der Frau zu leben die ich liebte.
Andy.
Doch wie konnte ich mir sicher sein, dass sie es sich auch wünschte?
Ich war kein Mensch. Sie schon.
Und so viele Probleme standen uns im Weg. Ich war bereit mich ihnen zu stellen. Für sie. Aber konnte ich dasselbe von ihr verlangen? Konnte ich so egoistisch sein?
Gedankenverloren ließ ich meinen Blick über die Bucht wandern. Ich beobachtete die gleichmäßigen Wellen des Meers und vergaß alles andere um mich herum… Ich wusste nicht wie lange ich so da stand. Höchstwahrscheinlich ziemlich lange. Doch eine Person, welche im Sand saß und ebenfalls das Meer beobachtete, riss mich wieder aus meinen Gedanken.
Es war Andy.
Sie hatte die Arme um ihre Beine geschlungen und wirkte irgendwie verloren. Ihre kurzen blonden Haare flogen wild umher durch den Wind. Sie schien es allerdings kein bisschen zu stören.
Ich dachte nicht lange nach. Wie in Trance stellte ich das Glas ab und ging aus dem Haus. Ich steuerte direkt auf Andy zu, welche immer noch regungslos im Sand saß. Erst direkt neben ihr blieb ich stehen.
››Kann ich mich zu dir setzten?‹‹, fragte ich in die Stille. Eine Weile antwortete Andy nicht. Ihr Blick war starr auf das rauschende Meer gerichtet. Dann irgendwann nickte sie leicht, jedoch ohne mich anzusehen. Erleichtert setzte ich mich neben sie und umschlang, genau wie sie, meine Beine mit meinen Armen. ››Wie lange sitzt du schon hier?‹‹
››Eine Weile.‹‹
››Es ist schön…so friedlich.‹‹
››Ja. Es hilft zu vergessen.‹‹ Andys Stimme klang weit weg und ihr Blick war immer noch ausschließlich auf das Meer gerichtet.
››Wie meinst du das?‹‹, fragte ich sie leise. Ich wollte den Zauber des Augenblicks nicht zerstören.
››Das Meer… Die Wellen. Sie sind wie ein Rhythmus… du musst nur genau hinhören. Und dann… dann spülen sie allen Schmerz weg. Sie tragen ihn einfach mit sich fort.‹‹ Vorsichtig wandte ich ihr meinen Kopf zu und sah sie an. Auf ihren Wangen glitzerten Tränen im Mondlicht. Es war ein herzzerreißendes Bild. Doch trotzdem lächelte sie. Es war das erste Mal seit dem Unfall, dass ich sie aus tiefstem Herzen lächeln sah. Ihre Augen strahlten. Es war erstaunlich. Benommen musterte ich sie. Träumte ich etwa?
››Geschieht das hier wirklich?‹‹ Meine Frage kam mir nur zögerlich über die Lippen. Andy stieß ein leises Lachen aus und endlich sah sie mich an. Sie blickte mir direkt in die Augen.
››Ich hoffe es.‹‹
››Ich hoffe es auch.‹‹ Wie von selbst musste auch ich lächeln und ich fühlte die Last der letzten Tage von mir abfallen.
››Ich denke meine Mutter hat ihren Frieden gefunden.‹‹
››Das denke ich auch.‹‹ Andys Hand legte sich auf meine. Sofort breitete sich wieder dieses Kribbeln in meinem Körper aus, welches ich immer spürte wenn sie mich berührte. Ohne nachzudenken hob ich meine freie Hand und wischte ihr die Tränenspuren von den Wangen.
››Ryan?‹‹ Andys Stimme war leise und zögerlich. Doch ich konnte die Entschlossenheit in ihren Augen sehen.
››Ja?‹‹ Ich hatte große Mühe überhaupt ein Wort über die Lippen zu bringen. In mir tobte ein Orkan und jeder Muskel war zum zerreißen angespannt. Andy hingegen lächelte gelassen und sah mir ruhig in die Augen. Sie wirkte wirklich befreit und glücklich. Das hier konnte doch nicht real sein. Ich lag sicherlich noch in meinem Bett und träumte das alles nur… Es war ein wirklich schöner Traum und er durfte auf keinen Fall enden.
››Ich liebe dich.‹‹ Ihre leise Stimme hallte in meinen Ohren wider. Völlig verblüfft, und unfähig auch nur ein einziges Wort zu sagen, starrte ich sie an. Hatte sie das gerade wirklich gesagt oder halluzinierte ich? In meinem Kopf herrschte das reinste Chaos. Ich war nicht mehr in der Lage auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Andy hingegen lächelte weiter
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