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Anemonen im Wind - Roman

Anemonen im Wind - Roman

Titel: Anemonen im Wind - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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langen Wimpern funkelten Regentropfen. »Wenigstens können wir jeden Abend nach Hause«, stellte er fest. »Dein armer Vater sitzt draußen in der Ebene fest. Das kann nicht besonders angenehm sein.«
    Leanne merkte, dass er sich mit ihr vertragen wollte, und obwohl sie krank vor Neugier war, zu erfahren, was drüben auf Warratah mit Claire passierte, besserte sich ihre Stimmung. »Wahrscheinlich hat er schon mehr Nächte draußen im Regen verbracht, als du warme Mahlzeiten am Abend bekommen hast«, sagte sie fröhlich. »Und nach allem, was er im Krieg durchgemacht hat, ist das hier gar nichts.«
    Sie sah, dass er eine dunkle Braue hochzog, aber sie hatte nicht vor, ihn aufzuklären. Sie hatte nur unbestimmte Kenntnisse von dem, was Dad durchgemacht hatte, denn er sprach nur selten darüber – aber sie wusste, dass es schlimm gewesen war, denn sie erinnerte sich noch an die Albträume, die er gehabt hatte, als sie ein kleines Mädchen gewesen war.
    Sie ritten mit den übrigen Männern zurück zur Farm – ein abgerissener Haufen mit durchnässten Kleidern und jämmerlichen Pferden. Der Regen prasselte auf sie herab, und die Hufe der Pferde verwandelten die Erde in klebrigen roten Schlamm. Die Bäume tropften, und der Rauch aus dem Kochhaus hatte Mühe, den Weg aus dem Kamin zu finden. Leanne lächelte, als sie sah, dass die Enten auf dem Billabong fröhlich plantschten und die Gallahs kopfüber an den Zweigen hingen, um sich die Zecken aus dem Gefieder waschen zu lassen. »Alberne Biester«, brummte sie in ihren Kragen. Zumindest sie genossen den Regen.
    Sie ritten durch das letzte Tor, über den Hof und erreichten die Stallungen. Die Pferde wurden abgerieben und bekamen zu fressen und zu saufen. Leanne plauderte mit den Treibern und beteiligte sich an ihrem Geplänkel. »Wir essen heute Abend imKochhaus«, sagte sie zu Angel, als sie den Stall verließen. »Ich bin zu müde zum Kochen.«
    Angel musterte sie eine Weile, als wolle er widersprechen, aber offensichtlich überlegte er es sich anders und zuckte die Achseln. »Ich könnte überall essen«, sagte er. »Ich bin halb verhungert.«
    Leanne zog den Kopf ein und sprintete zum Kochhaus, dicht gefolgt von Angel. Sie stießen die Tür auf und betraten den Speisesaal. Die Wärme war fast überwältigend. Es war ein großer Raum, in dessen Mitte lange Tische und Bänke aufgereiht waren: Die Küche lag an einem Ende. Kondenswasser tropfte von den Fensterscheiben, und der Lärm der Stiefelabsätze auf dem Holzboden war von Stimmengewirr begleitet. Aus den riesigen Töpfen auf dem Großküchenherd stieg Dampf zur Decke. Cookie war wie gewöhnlich schlecht gelaunt.
    »Stellt euch ordentlich an, verdammt!«, schrie er und schwenkte ein Metzgerbeil. »Wie soll ich euch Kerle füttern, wenn ihr nicht wartet, bis ihr an der Reihe seid?«
    »Komm schon, Kumpel«, rief einer der Viehtreiber, »beweg dich ein bisschen! Mein Magen glaubt schon, sie hätten mir die Kehle durchgeschnitten.«
    »Wäre vielleicht besser«, brüllte ein anderer. »Wenn du das Zeug zu kosten kriegst, wirst du dir vielleicht wünschen, es wäre so.«
    Leanne schob Angel vor sich und stellte sich in das Gedrängel der ausgelassenen Leute, die warteten. Sie war gern hier, denn hier bestand niemand auf feierlichen Umständen und peniblen Manieren. Hier waren nur ehrliche, hart arbeitende Männer, die sagten, was sie dachten, und sie als eine der ihren akzeptierten.
    Angel sah sich nach ihr um. »Isst du gern hier?«, fragte er, und seine Augen waren rund vor Staunen.
    Leanne lachte und nickte. »Das beste Restaurant in der Stadt.«
    Cookie schlug sein Metzgerbeil in den Hauklotz. Sofort wares still. Aus Erfahrung wusste jeder, dass der Koch die Nase voll hatte. Er war ein großer, starker Mann, mit dem man sich nicht anlegte – ein sehr großer, starker Mann mit einem kurzen Geduldsfaden. »Noch ein Wort über meine Küche, und ich schlage euch den verdammten Schädel ein!«, brüllte er. Sein finsterer Blick wanderte über die schlurfende Warteschlange, und er verschränkte die Arme über der breiten Brust. Zufrieden sah er, dass er die Männer unter Kontrolle hatte, und er nickte. »Schon besser!«, knurrte er und machte sich daran, Fleisch, Kartoffeln und Berge von Gemüse auszuteilen.
    Der Lärm brach von neuem aus, als die Männer ihre voll beladenen Teller zum Tisch trugen, erstarb dann aber, als das Klappern des Bestecks einsetzte. Leanne fand einen Platz für sich und Angel und war bald ins

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