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Anemonen im Wind - Roman

Anemonen im Wind - Roman

Titel: Anemonen im Wind - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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Er nahm ihnen Zeit raubende Tätigkeiten ab: Er fütterte die Hühner und molk die Hauskühe, und oft sah man ihn beim Graben im Gemüsegarten. Er schien über magische Kräfte zu verfügen, denn unter seinen Händen begann alles zu gedeihen. Seine Arzneien zeigten eine heilsame Wirkung, als einer der Boys sich am Stacheldraht das Bein aufriss und als Jacky Jack Fieber bekam. Wang Lees geschicktes Spiel mit Schattenpuppen und seine offensichtliche Freude an den Kindern der Aborigines machten ihn zum Liebling ihrer Mütter, die ihn gern als Babysitter engagierten, wenn sie auf die Jagd gingen oder sich zu ihren Tratschrunden trafen.
    Ellie und Aurelia wusste gar nicht, wie sie vor seiner Ankunft zurechtgekommen waren. Wang Lee war schon bald unentbehrlich auf Warratah, wie er so auf der Farm und den umliegenden Koppeln umherschlurfte, immer gefolgt von seinem kleinen Hund. Fu Man Chu erwies sich als ausgezeichneter Rattenfänger und Kaninchenjäger, und es war, als wisse er, dass er sich seinen Lebensunterhalt verdienen musste. Von den Zwingern mit den Blue Heelers hielt er sich weise fern; sein Übermut, neue Freundschaften zu schließen, hatte sich als gefährlich erwiesen:Einer der Hütehunde hatte ihn böse gebissen, sodass sein Ohr hatte genäht werden müssen.
    Im Gegensatz zu allen anderen war Alicia immer noch auf der Hut vor Wang Lee, aber sie bewahrte eine kühle Höflichkeit und behielt ihre Ansichten für sich, wofür alle dankbar waren. Es gab schon genug Probleme auf der Welt.
    Am Abend des 19. Februar saßen die Frauen um den Tisch und warteten auf die Nachrichtensendung im Radio. Wang Lee klapperte mit seinen Töpfen, Sally putzte das Gemüse für den nächsten Tag, und Fu Man Chu lag vor dem Herd. Man hatte ihn schließlich doch ins Haus gelassen, nachdem er mit einem Desinfektionsmittel gebadet worden war, und er genoss die Behaglichkeit. Der kleine Terrier war ein Streuner, ein Landstreicher, der auf den Wallaby-Pfaden gewandert war und noch nie ein richtiges Zuhause gekannt hatte; mit seiner Anbetung für Wang Lee zeigte er seine Dankbarkeit.
    Die Rinder waren so dicht wie möglich an die Farm heran verlegt worden, denn die endlosen Viehtriebe über die vielen tausend Hektar von Warratah hatten sich für alle Beteiligten als viel zu strapaziös erwiesen. Mehrere Hundert Schlachtrinder waren von Jacky Jack und zwei Knechten nach Longreach getrieben worden, sodass jetzt nur noch die Muttertiere, die Bullen und die Einjährigen übrig waren. Wenn sie vorsichtig waren, würden sie die Trockenheit vielleicht überstehen.
    Alles Treiben in der Küche kam zum Stillstand, als die Stimme des Nachrichtensprechers aus dem Radio dröhnte.
    »Ich habe die traurige Aufgabe, Ihnen mitzuteilen, dass Darwin angegriffen wurde.«
    »O mein Gott!«, schrie Alicia.
    »Klappe!«, befahlen Ellie und Aurelia wie aus einem Mund und stellten das Radio lauter.
    Der Sprecher redete weiter. »Von Flugzeugträgern aus haben japanische Bomber heute Morgen Darwin angegriffen und achtSchiffe versenkt. Es wird befürchtet, dass mehr als zweihundert Seeleute sowie ungezählte Soldaten und Zivilpersonen ums Leben gekommen sind.«
    »Darwin«, flüsterte Aurelia. »Das ist zu nah. Gott sei Dank, Jack ist in Broome und in Sicherheit.«
    Sie hörten weiter zu, und allmählich dämmerte ihnen, wie schrecklich die Lage Australiens tatsächlich war. Feindliche Bomber hatten die Stadt im Norden, die man für unbezwingbar gehalten hatte, praktisch ausradiert. Der Krieg war doch noch nach Australien gekommen.
    Dann änderte sich der Tonfall des Nachrichtensprechers, und die Atmosphäre in der Küche entspannte sich. »Es gibt allerdings auch gute Nachrichten aus dem Norden«, teilte er mit. »Tausende von Rindern sind den feindlichen Bombenangriffen entkommen und wohlbehalten außer Reichweite gebracht worden, und zwar von einer Hand voll alter Männer, Frauen und Jungen. Die Rinderzüchter, deren Farmen im äußersten Westen Australiens liegen, haben sich vor einigen Tagen zusammengeschlossen, und einer der größten Viehtriebe in der Geschichte unseres Landes ist bereits im Gange. Er hat Wyndham verlassen und wird voraussichtlich in etwa einem Monat die Grenze zum Northern Territory überschreiten, wo sich Rinderfarmer und Frauen von nördlich dieses Territoriums gelegenen Farmen anschließen werden. Es ist von lebenswichtiger Bedeutung, dass unsere Rinder nicht in japanische Hände fallen, und diese tapferen Männer und Frauen des Outback

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