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Anemonen im Wind - Roman

Anemonen im Wind - Roman

Titel: Anemonen im Wind - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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Logis«, kreischte der Kakadu, der jetzt vollends aus dem Häuschen geriet. »Scheiße!«
    Ellie schüttelte Joes Hand von sich ab. »Dich haben sie nicht in der Domain abgeladen, bloß weil sie sich mit ihrem neuesten Boyfriend amüsieren wollte«, zischte sie ihn an. »Du hast nicht mit fünf Jahren plötzlich dagestanden und dich gefragt, was du so Böses getan hast, wenn deine Mutter dich so sehr hasst, dass sie dich allein lässt.«
    Aurelia schnappte nach Luft, und Ellie sah, dass sie zwischen Entsetzen und Freude hin und her gerissen war, als sie jetzt von der Veranda kam und den Hof überquerte. »Elspeth?«, fragte sie mit dröhnender Stimme. »Bist du das unter all dem Schmutz?«
    Ellie reckte das Kinn vor und zog mit trotzigem Blick ihren verbeulten Buschhut vom Kopf, sodass man die struppig kurz geschnittenen blonden Haare sah. Endlich hatte jemand sie erkannt, aber das Warten war eine Qual gewesen. »Du musst Tante Aurelia sein«, sagte sie schlicht. »Das ist Joe, und das ist Charlie.«
    Sie fuhr zusammen, als der schrille Schrei ihrer Mutter die Stille zerriss. »Elspeth? Elspeth, was ist mit deinen Haaren passiert? Und wieso bist du so angezogen?«
    »Halt den Mund, Alicia«, sagte Aurelia leise. »Das arme Kind hat offensichtlich schon genug durchgemacht, ohne dass du jetzt auf Dingen herumreitest, die völlig unwichtig sind.« Sie nahm Ellies Hände. »Ich bin froh, dass du wohlauf bist, mein liebes Kind«, sagte sie. »Wir haben uns solche Sorgen gemacht.«
    Ellie schaute in die ruhigen grauen Augen und wusste, dass sie eine Verbündete hatte. Und bevor sie etwas sagen konnte,umschlangen sie großzügige Arme so fest, dass sie an dem üppigen Busen beinahe erstickt wäre. Ellie klammerte sich an ihre Tante wie an einen Anker, der ihr freundlich und bereitwillig Halt gab. Tante Aurelia sah vielleicht Furcht einflößend aus, aber sie hatte offensichtlich ein gutes Herz, und im Gegensatz zu ihrer Mutter hatte ihr Ellies Schicksal wirklich Sorgen bereitet. Tränen brannten in ihren Augen, als die Erinnerung an die Strapazen der weiten Reise und an den Verlust ihres Vaters sie übermannte, und erst als Joe in lautes Lachen ausbrach, löste sie sich aus der Umarmung.
    »Verflucht noch mal! Soll das heißen, wir haben uns von einer verdammten Göre fast bis zum Nordpol locken lassen?«, prustete er. »Na, wenn das nicht dem Fass die Krone ausschlägt, dann weiß ich’s nicht!«
    »Fass die Krone!«, schrie der Vogel und tanzte seitwärts auf dem Geländer.
    »Lass es gut sein, Joe«, sagte Charlie, der selbst lachen musste. »Sie hat sich nie was anmerken lassen und hat uns beiden was vorgemacht. Zwei Gimpel sind wir gewesen – und was für welche.« Er stieg vom Pferd und schüttelte Aurelia die Hand. »Nett, Sie endlich kennen zu lernen, Missus«, sagte er, und noch immer zuckten seine Mundwinkel. »Entschuldigen Sie meinen Bruder. Er meint’s nicht respektlos.«
    Ein Wirbelsturm namens Alicia hätte ihn fast zu Boden geworfen. Sie stieß ihn beiseite und riss Elspeth aus Aurelias Armen. »Mein Baby«, weinte sie und vermied dabei sorgfältig jede Berührung mit dem schmutzigen Overall und der Jacke. »Gott sei Dank, dass es dir gut geht. Wir dachten schon, du bist tot. Was um alles in der Welt hat dein Vater sich dabei gedacht, als er dich den weiten Weg hierher hat machen lassen?«
    Angesichts dieser Heuchelei kam Ellie die Galle hoch. Sie stieß ihre Mutter von sich. Das Letzte, was sie jetzt gebrauchen konnte, war einer von Mums dramatischen Auftritten.
    Aber Alicia schien gar nichts zu merken. Sie schaute über die Koppel hinaus. »Wo ist er überhaupt? Wird Zeit, dass ich ihm mal die Meinung sage.«
    Ellie wischte sich die Nase mit dem Ärmel ab. Sie hatte ein Taschentuch, aber sie wusste, dass sie ihre Mutter damit besser ärgern konnte als mit allem anderen, und der Ausdruck des Abscheus in Alicias Gesicht verschaffte ihr tatsächlich ein wenig Genugtuung. »Er ist tot«, sagte sie ausdruckslos.
    »Tot?«, schrie Alicia auf. »Er hat nicht tot zu sein. Wie kann er das wagen und mein kostbares Baby mitten in der Wüste ganz allein lassen?« Sie stürzte sich auf Ellie und unternahm einen neuerlichen Versuch, sie zu umarmen.
    Ellie wich den krallenden Fingern seitwärts aus und blieb im Windschatten von Aurelias kräftiger Gestalt. »Er hat’s nicht absichtlich getan«, fauchte sie. »Tatsächlich hat er sogar versucht, mich vor dem Unwetter zu schützen. Schätze, er hat mir das Leben

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