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Anemonen im Wind - Roman

Anemonen im Wind - Roman

Titel: Anemonen im Wind - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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Geburt bereits entspannt hatten. Man konnte nicht wissen, wie lange es noch dauern würde, aber Leanne vermutete, dass es irgendwann im Laufe der Nacht so weit sein würde, und hatte den Tierarzt angerufen. Sie war durchaus in der Lage, das Fohlen selbst zu holen, aber aus bitterer Erfahrung wusste sie, dass es besser war, für den Notfall professionelle Hilfe in Reichweite zu haben. Der Weg, den der Arzt zurückzulegen hatte, war zu weit, als dass er erst bei Bedarf schnell hätte da sein können.
    Sie ließ die unruhige Stute in der Obhut eines der eingeborenen Jackaroos, der im Umgang mit Pferden von Natur aus ein Zauberer war. Nachdem Leanne ein Weilchen mit zwei Männern geplaudert hatte, die in der warmen Abendsonne saßen, ihre Zigaretten rauchten und Bier tranken, ging sie ins Haus und schaltete die Lichter ein. Sie hatte zwei Stunden Zeit, ehe sie wieder nach Bonny sehen musste – genau die richtige Gelegenheit, um ihre Kleider durchzusehen und zu entscheiden, was sie anziehen wollte, wenn Angel nächste Woche zurückkommen würde.
    Ihre spärliche Garderobe bestand hauptsächlich aus Arbeitszeug und nur einem oder zwei Kleidern. Eine Reihe von Stiefeln stand auf dem Boden, neben denen das einsame Paar hochhackiger Riemchensandalen unglaublich zierlich wirkte. Als Leanne alles anprobiert hatte, kam sie zu dem Schluss, dass sie in einer Moleskin-Hose und dem smaragdgrünen Hemd, das die Farbe ihrer Augen betonte, am besten aussah. Ein Kleid wäre übertrieben, die alten Jeans allzu lässig und wenig schmeichelhaft.
    Sie wusch sich die Haare und bürstete sie, bis sie im elektrischen Licht blauschwarz glänzten, und versah Augen und Mund mit einem Hauch von Make-up. Winzige Goldstecker funkelten an ihren Ohrläppchen, und eine dünne goldene Kette glitzerte an ihrem sonnenbraunen Hals. An meinen Händen kann ich nichts ändern, dachte sie betrübt und betrachtete die kurzen Fingernägel, unter denen wie immer der unentrinnbare Schmutz der Ställe saß. Die Handrücken waren von der Sonne dunkel gebräunt, die Handflächen rau vom Reiten ohne Handschuhe und von der Arbeit im Gemüsegarten. Mit kritischem Blick betrachtete sie sich im Spiegel. Abgesehen von den Händen machte sie sich eigentlich ganz gut. »Angel Carrera, sieh dich nur vor«, sagte sie leise. »Du wirst mindestens eine Woche lang keine Chance haben zu schlafen.«
    »Klingt ja bedrohlich.«
    Leanne fuhr herum. Sie war so sehr in ihre Träume vertieft gewesen, dass sie niemanden hatte kommen hören. »Claire!« Sie schnappte nach Luft. »Was machst du denn hier?«
    Eine ganze Weile standen sie stumm und verlegen da, bevor sie sich schließlich zögernd umarmten.
    Claire lächelte unsicher, als sie einen Schritt zurücktrat. »Ich dachte, ich werde erwartet?«
    »Das wirst du auch. Das wurdest du.« Stotternd versuchte Leanne ihre Gedanken zu ordnen. Zum Teufel mit Claire – einfach so aufzutauchen! »Aber wir dachten, du fährst nach Warratah.«
    »Hab’s nicht fertig gebracht.« Claire ließ sich auf das Bett fallen, sank rückwärts in die Kissen und beschirmte mit einem schlanken Arm ihre Augen vor dem grellen Licht der Glühbirne. »Die Fahrt war höllisch, und ich bin zu kaputt, um heute Abend in Familie zu machen.« Sie beobachtete ihre Schwester. »Du hast doch nichts dagegen, Lee? Ich störe dich doch nicht etwa?«
    »Selbstverständlich nicht.« Hastig schlüpfte Leanne wieder in ihre alten Jeans und ein Sweatshirt. »Angel ist dienstlich unterwegs, und ich muss vielleicht den größten Teil der Nacht bei Bonny sitzen. Schätze, sie kann jeden Augenblick fohlen.«
    »Ich wusste nicht, dass man dabei Ohrclips und Make-up trägt«, neckte ihre Schwester.
    Leanne zuckte die Achseln. Es machte sie verlegen, dass mansie so ertappt hatte, und die elegante Schönheit, die auf ihrem Bett lag, als ob es ihr gehörte, ärgerte sie. »Ich wollte nur wissen, wie ich aussehe, wenn ich was anderes anhabe als dieses Zeug hier«, sagte sie unbestimmt und strich mit ihren tüchtigen Händen über den Jeansstoff.
    Claire lachte, stand auf und begutachtete das Durcheinander auf Leannes Frisierkommode. Sie nahm einen Lippenstift, probierte ihn, verzog das Gesicht und wischte ihn wieder ab. »Mir machst du nichts vor, Schwesterchen«, sagte sie liebevoll und prüfte einen Hauch von Parfüm an ihrem Handgelenk. »Offensichtlich kommt Angel nach Hause – oder du hast einen heimlichen Lover.«
    Leanne errötete heftig. »Wir sind erst seit ein paar Monaten

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