Anemonen im Wind - Roman
versteht.«
Claire biss sich auf die Lippe, um nicht zu lachen, und als sie das boshafte Funkeln in Matts Augen sah, musste sie wegschauen. Matt Derwent hatte eine merkwürdige Wirkung auf sie; sie fühlte sich zu ihm hingezogen, obwohl sie ihn doch gerade erst kennen gelernt hatte.
Das Frühstück kam, und Claire machte sich mit Genuss über Eier mit Speck her, während Matt seinen Kaffee trank und ihr von seiner weitläufigen Praxis erzählte. Der Speck war knusprig, und die Eier waren genauso gebraten, wie sie es gern hatte: ganz weich in der Mitte, sodass sie ihren Toast hineintunken konnte. Nicht das gesündeste aller Frühstücke, wie sie zugeben musste, als sie schließlich Messer und Gabel nebeneinander aufden Teller legte – aber es füllte den Magen und vertrieb die Kopfschmerzen.
Sie merkte, dass er sie beobachtete, und wurde rot. »Ich esse normalerweise nicht so hastig«, erklärte sie. »Aber ich hatte Hunger.«
Er zuckte die Achseln. »Ich frage mich, wo Sie das alles untergebracht haben«, sagte er und musterte sie mit seinen nussbraunen Augen. »So schmal wie Sie sind.«
»Hab hohle Beine«, erklärte sie bestimmt. Er lächelte verhalten, und sie spürte, dass ihr Inneres einen Salto machte. Sie hätte das zweite Spiegelei eigentlich nicht mehr essen sollen. »Und«, fragte sie, ehe sich das Schweigen allzu sehr in die Länge ziehen konnte. »Was ist Ihr Spezialgebiet?«
Er sah sie an, und seine Mundwinkel zuckten amüsiert. »Sie meinen, abgesehen davon, dass ich mich jung nennen lasse und mit einer hinreißenden Blondine frühstücke?«, fragte er scherzhaft.
Claire wurde rot und war wütend über sich selbst. Matt flirtete mit ihr, und sie war plötzlich ungeschickt und beinahe schüchtern. Er war kein College Boy und kein grüner Junge, sondern ein Mann, der offenbar sehr viel welterfahrener war als sie und zudem höchstwahrscheinlich irgendwo eine Ehefrau versteckt hatte. »Ich meine, beruflich.« Ihr Ton war schärfer als beabsichtigt.
»Ach so«, sagte er obenhin und trank seinen Kaffee aus. »Farmvieh hauptsächlich. Aber mein Hauptinteresse sind Pferde. Tatsächlich fahre ich demnächst nach Jarrah hinauf. Bonny wird bald fohlen.«
Claire sah eine Gelegenheit, dem Gespräch eine neue Wendung zu geben. »Wie geht’s Lee denn?« Sie verfiel wieder in die Gewohnheit ihrer Familie, Leannes Namen abzukürzen. In den letzten fünf Jahren waren nur wenige Briefe zwischen ihnen hin und her gegangen, und Claire war neugierig. Vielleicht würden sie sich jetzt, da sie reifer waren, besser verstehen.
»Ihr geht’s gut. Sie hat den Bogen schnell heraus. Leanne ist für diese Arbeit geboren, und sie wird nicht allzu viele Probleme haben, wenn sie sich nicht zu viele Dinge gleichzeitig vornimmt.« Er schwieg einen Augenblick. »Ihr Dad hat es ganz richtig gemacht, als er ihr diese Gelegenheit zum Lernen gegeben hat. So hatte sie die Freiheit, erwachsen zu werden und zu beweisen, dass sie fähig ist, einen großen Betrieb wie Jarrah zu führen.«
Claire griff nach ihren Zigaretten und warf sich die Tasche über die Schulter. Nachdem Matt sie nun gründlich durcheinander gebracht hatte, brannte sie darauf, weiterzufahren. »Ich muss los«, sagte sie leichthin. »Sie erwarten mich heute zu Hause, und ich möchte von der Straße runter sein, bevor es dunkel wird. Ich bin schon mal in eine Meute Kängurus geraten und hätte meinen Wagen beinahe abschreiben müssen; das Letzte, was ich im Augenblick gebrauchen kann, wären neue Werkstattrechnungen.« Sie plapperte und wusste es. Matt wusste es auch, wenn sie den Ausdruck in seinen Augen richtig deutete.
Sie standen auf und gaben einander die Hand. »Wir sehen uns noch«, sagte er leise.
Claire spürte eine warme Kraft in seinen Fingern, als er ihre Hand einen winzigen Augenblick länger als nötig festhielt, und sie wusste, dass sie einander wiedersehen würden. Matt war ein Mann, der sie wiederfinden würde, und sie wusste nicht genau, wie ihr das gefiel. Denn er bedeutete Gefahr – eine Komplikation, die sie just in diesem Augenblick nicht gebrauchen konnte.
Es würde eine lange Nacht werden. Schon vor zwei Wochen hatte bei Bonny die Laktation eingesetzt, und jetzt tropfte die Milch aus ihren Zitzen. Die elfmonatige Tragezeit war vorüber. Sie hatte ihr Lager aufgescharrt und am Nachmittag angefangen zu schwitzen; bei einer kurzen Untersuchung hatte Leanne festgestellt, dass die Muskeln zu beiden Seiten des Schweifes sichin Erwartung der
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