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Anemonen im Wind - Roman

Anemonen im Wind - Roman

Titel: Anemonen im Wind - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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erkannte Leanne mit jähem Unbehagen, dass ihre Schwester nicht nur müde war. Ihr Blick wirkte beinahe wie gehetzt.
    Matt Derwent flog durch die Dunkelheit nach Jarrah Downs. Nachts zu fliegen machte ihm nichts aus – im Gegenteil, er tat es gern. Oben zwischen den Sternen verspürte er ein Gefühlvon Frieden, eine Ruhe, die er auf festem Boden nur selten fand – außer auf Buschwanderungen oder langen Ausritten. Sein Leben war hektisch, aber auch das störte ihn nicht, denn es hatte ihm geholfen, über Lauras Tod hinwegzukommen; es hatte ihm Halt gegeben, wenn die Erinnerungen ihn quälten.
    Er trimmte das Höhenruder. Das kleine Flugzeug flog sich beinahe von selbst – ein Wunder der modernen Technik; er brauchte es nur in die richtige Richtung zu lenken und nach den Leuchtfeuern Ausschau zu halten, die dort unten die Landebahn markierten. Er blickte hinaus in die Galaxie der Sterne und dachte an den Glauben der Aborigines: Alle toten Seelen mussten ihren Weg durch den Rachen der großen Schlange Bigaroo ins Land der Vollkommenheit finden. Dort eröffnete sich ihnen ein Blick auf die Welt, wie sie einst war und wie sie sein würde, ehe sie dann in ein wunderbares Königreich im Himmel eingingen. Jede Seele wurde zu einem Stern und funkelte in der weiten Bahn, die der weiße Mann Milchstraße nennt.
    Trauer färbte sein Lächeln. Es war eine gute Geschichte; ein alter Aborigine hatte sie ihm erzählt, kurz bevor Laura an Krebs gestorben war. Sie hatte ihm ein wenig Trost gespendet in den ersten Tagen, als er in ihrem weitläufigen Haus allein gewesen war, verfolgt von den Erinnerungen an die kurze Zeit, die er mit seiner Frau verbracht hatte. Durch diese Vorstellung, dass sie über ihn wachte und dass er hochschauen und sie als Stern am Firmament funkeln sehen konnte, erschien sie ihm weniger entrückt.
    Matt fuhr sich mit den Händen durchs Haar und rieb sich das Gesicht. Das Ganze war nur ein Märchen, das man Kindern erzählte, um ihnen in der Nacht die Angst zu nehmen – eine behutsame und liebevolle Art, ihnen zu erklären, was passierte, wenn jemand, den man liebte, in die Erde gelegt wurde. Aber es lag doch viel Weisheit in diesen alten Legenden, und er stellte sich gern vor, dass die Aborigines vielleicht doch Recht hattenund Laura einer dieser funkelnden Sterne war. Diamanten hatte sie immer geliebt.
    Der ferne Schein der Doppelreihe brennender Öltöpfe ließ seine Gedanken jäh zu seiner augenblicklichen Aufgabe zurückkehren. Jarrah lag vor ihm, und er hatte ein Flugzeug zu landen.
    Als die kleine Maschine am Boden war und über die Lehmpiste holperte, fragte er sich beiläufig, was Claire wohl vorhatte und ob er sie an diesem Abend noch sehen würde. Dann fiel ihm ein, dass sie gesagt hatte, sie wolle nach Warratah. Mit Überraschung registrierte er, wie enttäuscht er darüber war. Claire war ein unprätentiöses Mädchen, trotz des Reichtums, in dem sie aufgewachsen war. Außerdem besaß sie viel Humor, und das gemeinsame Frühstück mit ihr hatte ihm Spaß gemacht. Ob ihr wohl klar war, wie schön sie an diesem Morgen ausgesehen hatte mit ihrem Hippie-Kleid, dem Zigeunerzopf und den Ohrringen?
    In seinem Lächeln lag leise Trauer, als er die Landebahn entlangrollte und vor dem Zaun anhielt, der die Koppel und die Stallungen umgab. Er musste die Trauer um Laura endlich beenden; bis jetzt hatte er keine andere Frau angeschaut oder auch nur daran gedacht, etwas Neues anzufangen.
    »Typisch, dass ich mich für die einzige Frau interessieren muss, die weit außerhalb meiner Klasse liegt«, knurrte er und hob seine Instrumententasche aus dem Flugzeug. »Sie ist zu jung, zu schön und viel zu reich für dich, du alter Knacker. Also schlag’s dir aus dem Kopf und konzentrier dich auf deine verdammte Arbeit!«
    »Selbstgespräche?« Leanne erschien aus der Dunkelheit, die Hände in den Taschen ihrer Jeans. Ein dicker Pullover reichte ihr fast bis an die Knie.
    »Kommt bei uns alten Kerlen manchmal vor«, antwortete er. Er sah, dass sie Lippenstift trug und ihr frisch gewaschenes Haarim Licht der Hofbeleuchtung glänzte. Leanne war schön, aber sie konnte ihrer Schwester nicht das Wasser reichen. Langsam machten seine Gedanken ihn ungehalten. Was war nur los mit ihm? Beide Schwestern sind jung genug, um meine Töchter zu sein, dachte er wütend. »Was macht Bonny?« Sein Ton war schroff.
    »Arbeitet. Die Fruchtblase ist schon zu sehen. Es wird jeden Augenblick losgehen. Ich habe Claire bei ihr

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