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Anemonen im Wind - Roman

Anemonen im Wind - Roman

Titel: Anemonen im Wind - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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wollte auch ein Held sein.«
    Claire sah die Tränen, die in den Augen ihrer Mutter glänzten. »Hast du Seamus geliebt?«, fragte sie sanft.
    »Ich glaubte es zumindest. Aber mit sechzehn sind alle deine Gefühle intensiv. Sein Abschied hat mir fast das Herz gebrochen.«
    Claire starrte in den Wasserfall und versuchte sich vorzustellen, wie es vor all den Jahren für ihre Mutter gewesen war. Es gab wenig, womit sie es vergleichen konnte. Der Vietnamkrieg beherrschte zurzeit die Nachrichten, aber er war zu weit weg, um echte Auswirkungen auf ihr Leben zu haben. Auf dem Universitätscampus war er zwar der Anlass für etliche wütende Demonstrationen gewesen, aber sie kannte niemanden, der sich freiwillig gemeldet hatte, um an der Seite der Amerikaner zu kämpfen.
    Es fröstelte sie, als sie an die Nachrichtensendungen dachte – schreckliche Bilder von verbrannten Kindern und Menschen, die hingerichtet wurden; Düsenflugzeuge bei Bombenangriffen; Dorfhütten, lodernd vor dem nächtlichen Himmel. Ihr wurde bewusst, dass sie Krieg nur aus den Medien kannte, er hatte weder nach ihrer Familie gegriffen noch alles bedroht, was siekannte. Er war für sie nie eine persönliche Sache geworden wie für ihre Mutter.
    Seamus hatte es geheim gehalten, dass er sich zum Militär gemeldet hatte. Eines Tages war er in einer schicken neuen Uniform nach Warratah gekommen, begleitet von seinem Vater. So hübsch war er gewesen, so jung, so aufgeregt, weil er das Outback zum ersten Mal verlassen und neue Abenteuer erleben würde. Er hatte Ellie nicht lange überreden müssen, einen Spaziergang mit ihm zu machen. Sie hatten sich aus dem Haus geschlichen und waren über das trockene Feld zu den Bäumen am Ende der Weide gelaufen.
    Lächelnd erinnerte Ellie sich an seinen Kuss. Es war ihr erster gewesen, und sie würde ihn niemals vergessen. Sein Mund war warm gewesen, und nach anfänglichem Zögern war er sanft und fordernd geworden. Er hatte sie fest in den Armen gehalten, und mit ungewöhnlich ernster Miene hatte er ihr gesagt, er werde zurückkehren, ehe sie sich versähe. Der Krieg werde bald vorbei sein, und er wolle nicht riskieren, ihn zu verpassen.
    Tage der Unschuld, dachte sie betrübt. Keiner von uns hat etwas von der Welt gewusst oder wirklich verstanden, was der Krieg bedeutet, der da in Europa geführt wurde. Ebenso wenig hatte sie die Erfahrung oder das Wissen besessen, das nötig gewesen wäre, um ihre Gefühle angesichts seines Fortgehens zum Ausdruck zu bringen; ein paar ungeschickte Küsse hatten genügen müssen. Es hatte sie traurig gestimmt, dass sie ihn lange Zeit nicht sehen sollte. Und es hatte sie erregt, dass dieser gut aussehende junge Mann sie küsste und sie bat, ihm zu schreiben.
    Aber irgendetwas in ihr hatte sich an jenem Tag verändert, und die anbetungsvolle Heldenverehrung, die sie ihm früher entgegengebracht hatte, war verschwunden. An ihre Stelle war eine innige Freundschaft getreten, eine Verbundenheit, die sie für den Rest ihres Lebens verbinden sollte, und eine unerträgliche Trauer über seinen Abschied. Aber sie hatte plötzlich erkannt, dass sie nicht verliebt in ihn war. Sie konnte ihm nicht versprechen, auf ihn zu warten.
    Seamus hatte es auch gespürt; nach den ersten unbeholfenen Küssen hatten sie sich voneinander gelöst und Hand in Hand dagestanden und auf Warratah geblickt. Sie hatten in den Augen des anderen das Eingeständnis gelesen, dass jeder von ihnen dazu bestimmt war, im Leben einen eigenen Weg zu gehen, und obwohl diese Einsicht von Trauer gefärbt gewesen war, hatte sie doch auch wie eine Befreiung gewirkt. Fortan konnte jeder dem eigenen Geschick folgen.
    Seamus war am nächsten Tag nach Cloncurry abgereist, und Ellie hatte Tränen ins Kopfkissen geweint und um seine heile Rückkehr gebetet.
    Sie erwachte aus ihrer Nachdenklichkeit und betrachtete ihre Tochter. »Du musst dir vorstellen, wie es damals war«, begann sie. »Es drohte Krieg, die jungen Männer gingen fort, und alles, was wir kannten, veränderte sich. Der ›unechte Krieg‹, wie die Yankees ihn nannten, war nur der Anfang wirklicher Feindseligkeiten, und auch wenn wir weit weg von Europa waren, sollte unser Leben sich für immer ändern.«
    Sie seufzte. »Seamus war schon fort, und wir hörten später, dass er im selben Ausbildungslager wie Charlie war und die beiden gute Freunde geworden waren. Tante Aurelia und ich standen am Rande der Verzweiflung, denn die Dürre war zurückgekehrt, und von Joe abgesehen

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