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Anemonen im Wind - Roman

Anemonen im Wind - Roman

Titel: Anemonen im Wind - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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gesehen«, blaffte Aurelia. »Verschwindet und überlasst eine alte Frau ihren Gedanken. All das Aufrühren der Vergangenheit hat Erinnerungen in mir geweckt, und ich brauche Zeit und Ruhe, um ihnen meine volle Aufmerksamkeit zu widmen.«
    Claire sah das Zwinkern in ihrem Blick, als sie einander umarmten, und sie wusste, dass die alte Dame nicht wirklich eingeschnappt war. Sicher ist es schrecklich, alt zu sein, dachte sie und holte Hut und Stiefel – und äußerst frustrierend, besonders für eine Frau, die so aktiv und voller Tatkraft gewesen ist.
    Auf dem Hof herrschte ein reges Treiben von Männern, dieihre Ausrüstung zusammentrugen und den Truck beluden. Türen knallten, Sporen klirrten, Stimmen ertönten. Die Atmosphäre war entspannt und erfüllt von einer Energie, die sie fast vergessen hatte. An einige der Gesichter konnte sie sich erinnern; andere waren neu, aber alle begrüßten sie mit einem Lächeln und einem »Tag!«
    »Sie werden drüben auf Jarrah bei der Herde helfen«, erklärte Ellie, während sie die Pferde sattelten. »Sie wollten schon gestern hin, aber Lee hat gesagt, es hat eine Verzögerung gegeben, und deshalb fangen wir später als erwartet an.« Sie schob den Fuß in den Steigbügel und schwang sich in den Sattel. »Leanne ist ganz glücklich über diese Verzögerung. Angel ist zu Hause.«
    Claire raffte die Zügel zusammen. Der Wallach war ein bisschen nervös, aber beherrschbar. »Wie ist ihr Mann denn so?«, fragte sie. Sie hatte nur Hochzeitsfotos von ihm gesehen.
    Ellie lenkte ihre Stute auf das erste Tor auf dem Weg nach Gregory Downs zu. »Er ist aus Argentinien – das heißt, seine Großeltern waren es. Er ist Amtstierarzt und Viehinspektor für diesen Bezirk.« Lächelnd zog sie sich den Hut in die Stirn. »Er sieht sehr gut aus und hat vorzügliche Manieren, aber ich würde ihm keine Minute trauen. Ich glaube, Leanne wird noch ganz schön mit ihm zu tun kriegen.«
    Claires Neugier war geweckt. »Wieso? Du glaubst doch nicht etwa, er ist ihr untreu, oder?«
    »Noch nicht«, sagte Ellie. Sie lehnte sich aus dem Sattel und öffnete das Tor. »Sie sind noch in den Flitterwochen. Aber Angel sieht einfach besser aus, als gut für ihn ist, und angesichts der vielen Zeit, die er fern von Jarrah verbringt, ist die Versuchung natürlich groß.«
    Claire dachte an ihre ernsthafte Schwester. »Leanne ist vielleicht genau die Richtige, um ihm die Flügel zu stutzen«, meinte sie, als sie durch das hohe Gras trabten. »Jetzt, da sie ihn einmal hat, kann ich mir nicht vorstellen, dass sie ihn streunen lässt.«
    Ellie spähte blinzelnd in die Sonne. »Wollen wir uns über deine Schwester unterhalten oder reiten?«
    »Mal sehen, wer zuerst am Wasserloch ist.« Claire trieb ihren Wallach an und beugte sich im Sattel nach vorn. Ellie blieb nach kurzer Zeit zurück, und Claire spürte das belebende Gefühl des warmen Windes im Gesicht. Ihr Haar wehte hinter ihr. Das Outback erstreckte sich in alle Himmelsrichtungen; das Gras war grün, und Vögel flatterten vor ihnen auf, als sie über die Ebene galoppierten. Das war die Freiheit! Das war das Leben! Sie hatte vergessen, wie eng es in der Stadt werden konnte. Vergessen, wie sehr sie diesen magischen Teil der Welt einmal geliebt hatte.
    Ellie kam an ihre Seite galoppiert. Ihre Stute griff jetzt weiter aus; sie streckte den Hals, und ihre Hufe donnerten durch das üppige, hohe Gras. Claire lachte, als der Wallach dennoch um eine Nasenlänge in Führung blieb.
    »Du hast gemogelt«, keuchte Ellie, als sie aus dem Sattel glitt und sich an die schwer atmende Stute lehnte.
    »Ich weiß«, sagte Claire. Lachend stieg sie ab und klopfte dem Wallach den Hals. »Anders kann ich gegen dich nicht gewinnen.«
    Sie führten die Pferde in den kühlen grünen Schatten der Bäume. In der Nähe plätscherte Wasser; Vögel zwitscherten, und der warme Wind seufzte in den Wipfeln der Kiefern. Sie schlängelten sich durch den Busch und kamen zum Rand eines natürlichen Wasserlochs, das beinahe kreisrund am Fuße einer steil aufragenden dunklen Felswand lag. Ein Wasserfall rieselte mit beruhigendem Rauschen in das klare, kalte Wasser des Beckens. Baumfarne überschatteten wie Schirme die flachen Felsen und rauen Kiesel, die einen natürlichen Strand bildeten.
    Ellie zog zwei Blechtassen aus der Satteltasche, und sie traten zu den Pferden ans Wasser und tranken ebenfalls. Das Wasser war so kalt, dass es Claire die Kehle zusammenzog. Aber nichts,was aus einer Leitung

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