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Anemonen im Wind - Roman

Anemonen im Wind - Roman

Titel: Anemonen im Wind - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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Jahres gehabt hatten, schon braun wurde. Die neue Trockenheit machte sich allmählich schmerzhaft bemerkbar, und Joe hatte Ellie und Aurelia mehrmals geholfen, das Vieh auf bessere Weiden zu treiben. Ein Kookaburra gackerte in der Ferne, und eine Krähe, die ihre trauervollen drei Noten krächzte, schien von drohendem Unheil zu künden. Die beiden Männer saßen entspannt im Sattel und hatten es nicht eilig, irgendwohin zu kommen.
    »Was glaubst du, wie lange du bleibst?«, fragte Snowy.
    Joe schaute über das Land hinaus und seufzte. »Nicht lange«, sagte er schließlich. »Ich weiß, dass Aurelia und Ellie auf mich angewiesen sind, aber ich muss meinen Beitrag leisten, Snowy. Kann euch Kerle nicht im Stich lassen und mich hier draußen verkriechen.«
    »Schätze, dass wird ’ne harte Zeit für die Frauen«, sagte Snowy. »Das Outback ist nicht der Ort, wo man sie allein lassen sollte.«
    »Aurelia ist zäh«, sagte Joe fest. »Sie wird’s schon schaffen.«
    Sie ritten ein Weilchen schweigend und genossen die Sonne auf ihrem Rücken und den warmen Wind im Gesicht. »Ich hab ein Mädchen unten in der Gegend von Longreach«, sagte Snowy schließlich. »Sie war ziemlich sauer, weil ich mich gemeldet hab, aber ihr Vater ist ein zäher alter Knabe, er wird sie und ihre Ma schon durchbringen. Sie haben ’ne Schafzucht unten in Mulga Country, aber die Dürre ist da nicht so schlimm.«
    »Verflixt, Snowy. Du hast dich doch nicht einfangen lassen?«
    Snowy grinste. »Keine Sorge, Kumpel. Ich und Shirl waren nicht vorm Altar. Aber es war knapp, kann ich dir sagen. Als ich ihr erzählt hab, dass ich nach Curry will, um mich zum Militär zu melden, da hätt sie mir fast den Kopf abgebissen. Und ich schätze, ihr Alter hätte sein Gewehr geholt, wenn ich nicht rechtzeitig ausgerissen wäre.«
    »Sie ist doch nicht etwa in anderen Umständen, oder?«, fragte Joe scharf.
    »Verdammt, Joe, was denkst du bloß von mir?« Snowy lachte und warf den Kopf zurück. »Ich bin bloß noch nicht bereit, mich anbinden zu lassen, das ist alles. Wenn sie mich noch will, wenn der Krieg vorbei ist, werde ich mir   ’s überlegen. Dann habe ich meinen Teil an Abenteuern erlebt und bin bereit, sesshaft zu werden.« Er kaute eine Weile auf seinem Streichholz. »Wohlgemerkt, ich werd dann immer noch hier und da auf Wanderschaft gehen müssen. Darf die Tradition ja nicht aus den Augen verlieren, und ein Kerl braucht manchmal auch Raum und Zeit zum Denken. Aber Shirls Mum ist vom selben Stamm wie ich; deshalb wird sie es verstehen und mir den weißen Alten vom Leib halten.«
    Die Stille des Outback hüllte sie ein, während die Pferde durch das knisternde Gras stapften. Joes Gedanken kehrten zu Ellie zurück, wie sie es immer taten, wenn er von ihr getrennt war. Er versuchte sich vorzustellen, wie das Leben ohne sie und Warratah sein würde. Seine Gefühle für Ellie hatten sich verändert; in den letzten paar Monaten war aus dem kleinen Mädchen eine schöne junge Frau geworden. Die Unverfänglichkeit des Umgangs mit ihr war dahin, und die kameradschaftlichen Gefühle eines älteren Bruders waren vor dieser neuen und beängstigend tiefen Zuneigung gewichen. Dennoch war Joe wohlbewusst, dass er dieses zarte Band zerstören könnte, wenn er sich ihr jetzt erklärte. Ellie war immer noch nicht älter als siebzehn. In den ersten Jahren war sie in Seamus verschossen gewesen, und jetzt, da er fort war, wusste Joe noch nicht genau, ob sie wirklich über ihn hinweggekommen war.
    »Warum so nachdenklich, Kumpel?«, fragte Snowy und riss ihn aus seinen Gedanken. »Hat doch nicht etwa was mit Ellie zu tun, oder doch? Ist ja ’ne hübsche Kleine geworden.« Er grinste breit und entblößte eine Reihe sehr weißer Zähne. »Ist nicht mehr der kleine Rowdy, der sie auf dem Viehtreck war. Hat mich oft fertig gemacht mit ihrer endlosen Fragerei und Bettelei um Geschichten aus der Traumzeit.«
    Joe schüttelte den Kopf. Er hatte keine Lust, über Ellie zu reden – das Thema war zu persönlich. »Hast du was von Charlie gehört, seit er bei der Armee ist?« Diese Frage hatte Joe stellen wollen, seit er Snowy in Curry getroffen hatte, aber er hatte nie den richtigen Augenblick dazu gefunden.
    »Das Letzte, was ich gehört habe, ist, dass er auf dem Weg nach Europa ist.« Snowy schwieg; der Schatten seiner Hutkrempe verbarg seinen Gesichtsausdruck.
    »Passt zu ihm«, knurrte Joe. »Hätte mir denken können, dass er bei den Ersten ist.« Mit schmalen Augen

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