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Ange Pitou, Band 1

Titel: Ange Pitou, Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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Kontretanz von ihr. Katharine willigte ein. Ein Lächeln war der Dank des jungen Adeligen. Die Partie sollte wieder anfangen, man rief ihn. Er grüßte Katharine und entfernte sich mit derselben Ungezwungenheit, mit der er gekommen war.
    Pitou fühlte die ganze Überlegenheit, die über ihn ein Mann hatte, der auf diese Art sprach, lächelte, sich näherte und entfernte.
    Ein Monat auf den Versuch verwendet, die einfache Bewegung von Herrn von Charny nachzuahmen, hätte Pitou nur zu einer Parodie geführt, deren ganze Lächerlichkeit er selbst fühlte. Hätte das Herz von Pitou den Haß gekannt, er würde von diesem Augenblick an den Vicomte von Charny gehaßt haben.
    Katharine schaute dem Ballspiel bis zu dem Augenblick zu, wo die Spieler ihren Bedienten riefen, um ihre Röcke anzuziehen. Sie wandte sich sodann zum Tanze, zur großen Verzweiflung von Pitou, der an diesem Tage bestimmt schien, gegen seinen Willen überall hin zu gehen, wohin er ging.Herr von Charny ließ nicht auf sich warten. Eine leichte Veränderung in seinem Anzug hatte aus dem Ballspieler einen eleganten Tänzer gemacht. Die Geigen gaben das Signal, und er reichte seine Hand Katharine.
    Was Pitou empfand, als er den Arm von Katharine sich von dem seinigen losmachen fühlte und er das Mädchen ganz errötend mit seinem Kavalier in den Kreis treten sah, war vielleicht eine der unangenehmsten Empfindungen seines Lebens. Ein kalter Schweiß drang ihm auf die Stirne, eine Wolke zog vor seinen Augen vorüber; er streckte die Hand aus und stützte sich auf das Geländer, denn er fühlte, daß seine Kniee, so kräftig sie auch sein mochten, nahe daran waren, unter ihm zu weichen.
    Katharine hatte dem Anscheine und wohl auch der Wirklichkeit nach keinen Begriff von dem, was in dem Herzen von Pitou vorging; sie war zugleich glücklich und stolz: glücklich, zu tanzen, stolz, mit dem schönsten Kavalier der Umgegend zu tanzen. War Pitou gezwungen gewesen, Herrn von Charny als Ballspieler zu bewundern, so mußte er auch Herrn von Charny als Tänzer Gerechtigkeit widerfahren lassen. In jener Zeit hatte sich die Mode, zu gehen, statt zu tanzen, noch nicht eingeschlichen. Der Tanz war eine Kunst, die einen Teil der Erziehung bildete. Abgesehen von Herrn Lauzun, der der Art, wie er seine erste Courante bei der Quadrille des Königs getanzt, sein Glück zu verdanken hatte, verdankte mehr als ein Kavalier die Gunst, in der er bei Hofe stand, der Art, wie er den Kniebug anspannte und die Fußspitze vorwärts stieß. In dieser Hinsicht war der Vicomte ein Muster an Grazie und Vollkommenheit, und er hätte, wie Ludwig XIV., mit der Aussicht, beklatscht zu werden, auf einem Theater tanzen können, obgleich er weder König noch Schauspieler war.
    Zum zweiten Mal schaute Pitou seine Beine an, und er war genötigt, sich zu gestehen, wenn nicht eine große Veränderung in diesem Teil seiner Person vorgehe, müsse er darauf verzichten, sich um derartige Siege, die Herr von Charny in diesem Augenblick davontrug, zu bewerben.
    Der Kontretanz ging zu Ende; für Katharine hatte erkaum einige Sekunden gedauert, Pitou aber war er wie ein Jahrhundert vorgekommen. Als sie zurückkehrte und den Arm ihres Kavaliers nahm, bemerkte Katharine die Veränderung, die in seiner Physiognomie vorgegangen. Er war bleich; der Schweiß perlte auf seiner Stirne, und eine durch die Eifersucht halb verzehrte Thräne befeuchtete sein Auge.
    Ah! mein Gott! sagte Katharine, was haben Sie denn?
    Ach! erwiderte der arme Junge, ich werde es nie wagen, mit Ihnen zu tanzen, nachdem ich Sie mit Herrn von Charny habe tanzen sehen!
    Bah! Sie brauchen sich darum nicht zu grämen; Sie werden tanzen, wie Sie können, und es wird mir nicht weniger Vergnügen machen, mit Ihnen zu tanzen.
    Ah! Sie sagen das, um mich zu trösten; doch ich lasse mir Gerechtigkeit widerfahren, und es wird Ihnen immerhin mehr Vergnügen machen, mit diesem jungen Adeligen, als mit mir zu tanzen.
    Katharine antwortete nichts, denn sie wollte nicht lügen; nur bezeigte sie ihm, da sie ein vortreffliches Geschöpf war und zu bemerken anfing, es gehe etwas Seltsames im Herzen des armen Jungen vor, viel Freundschaft; doch diese Freundschaftsbezeigungen konnten ihm seine verlorene Heiterkeit nicht wiedergeben. Der Vater Billot hatte wahr gesprochen: Pitou fing an ein Mensch zu sein – er litt.
    Katharine tanzte noch fünf bis sechs Kontretänze, worunter einen zweiten mit Herrn von Charny. Ohne weniger zu leiden, war Pitou diesmal

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