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Ange Pitou, Band 2

Titel: Ange Pitou, Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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Fahne ihre Probe gemacht und die weiße Kokarde auch. Es war eine weiße Kokarde an dem Hute des Bailly von Suffren, als er auf der indischen Halbinsel unsere Fahne wieder aufpflanzte. Es war eine weiße Kokarde an dem Hute von Asfas, und daran erkannten ihn die Deutschen in der Nacht, als er sich eher töten, als seine Soldaten überfallen ließ. Es war eine weiße Kokarde am Hute des Marschalls von Sachsen, als er die Engländer bei Fontenon schlug. Es war, endlich eine weiße Kokarde am Hute des Herrn von Conde, als er die Kaiserlichen bei Rocroy bei Freiburg und bei Lens schlug. Diese und noch viele anderen Dinge hat die weiße Kokarde getan, mein lieber Billot, während die Nationalkokarde, welche vielleicht die Reise um die Welt machen wird, wie Lafayette prophezeit, noch nicht Zeit gehabt hat, etwas zu thun, in Betracht, daß sie erst seit drei Tagenexistiert. Verstehen Sie wohl, ich fasse nicht, sie werde müßig bleiben; da sie aber noch nichts geleistet hat, so gibt sie dem König das Recht, zu warten, bis sie sich tatsächlich bewährt.
    Wie, die Nationalkokarde hat noch nichts getan? versetzte Billot, hat sie nicht die Bastille erobert?
    Doch, antwortete Gilbert traurig. Sie haben recht, Billot.
    Darum, sprach der Pächter triumphierend, darum müßte sie der König annehmen.
    Gilbert stieß Billot gewaltig mit dem Ellenbogen in die Seite, denn er hatte bemerkt, daß der König aufhorchte. Dann sagte er leise: Sind Sie verrückt? und gegen wen ist denn die Bastille genommen worden? Gegen das Königtum, wie mir scheint. Und Sie wollen den König die Trophäen Ihres Sieges und die Insignien seiner Niederlage tragen lassen? Wahnsinniger! der König ist voll Gemüt, voll Güte und Offenherzigkeit, und Sie wollen einen Heuchler aus ihm machen?
    Aber, versetzte Billot demütiger, jedoch ohne sich noch ganz ergeben zu haben, aber die Bastille ist nicht gerade gegen den König, sondern gegen den Despotismus genommen worden.
    Gilbert zuckte die Achseln, jedoch mit einer Zartheit des überlegenen Mannes, der, aus Furcht, ihn zu zertreten, den Fuß nicht auf den ihm Untergeordneten setzen will.
    Nein, fuhr Billot, sich belebend, fort, nicht gegen unsern König haben wir gekämpft, sondern gegen die Trabanten.
    In jener Zeit sagte man in der Politik Trabanten statt Soldaten, wie man auf dem Theater Roß statt Pferd sagte.
    übrigens, fuhr Billot mit einem Anschein von Schlußfolgerung fort, übrigens mißbilligt er ihr Benehmen, da er in uns« Mitte kommt, und wenn er ihr Benehmen mißbilligt, so billigt er das unsere. Wir, als die Sieger der Bastille, haben für unser Glück und für seine Ehre gearbeitet.
    Ach! ach! murmelte Gilbert, der nicht wußte, wie er das, was auf dem Gesichte des Königs, mit dem, was in seinem Herzen vorging, vereinigen sollte.
    Der König vernahm unter dem verworrenen Gemurmel desMarsches allmählig ein paar Worte von der Erörterung, die an seiner Seite stattfand.
    Gilbert entging die Aufmerksamkeit, die der König der Erörterung schenkte, nicht, und er strengte sich daher an, um Billot auf ein minder schlüpfriges Terrain zu führen.
    Plötzlich hielt man an. Man war beim Cours-la-Reine in den Champs-Elysees angelangt.
    Hier war eine Deputation von Wählern und Schoppen, unter dem neuen Präsidium des neuen Stadtrichters Bailly, in schöner Ordnung aufgestellt; nebstbei eine von einem Oberst befehligte Wache von dreihundert Mann und wenigstens dreihundert Mitglieder der Nationalversammlung, alle, wie leicht zu begreifen, aus den Reihen des dritten Standes genommen.
    Zwei von den Wählern vereinigten ihre Kräfte und ihre Geschicklichkeit, um eine Platte von vergoldetem Silber, auf der zwei ungeheure Schlüssel, die Schlüssel der Stadt Paris aus der Zeit Heinrichs IV. ruhten, im Gleichgewicht zu halten.
    Dieses eindrucksvolle Schauspiel machte alle Privatgespräche verstummen, und jeder, der sich in den Reihen oder in den Gruppen befand, trachtete danach, die Reden zu hören, die bei dieser Veranlassung ausgetauscht werden sollten.
    Bailly, der würdige Gelehrte, der wackere Astronom, den man wider seinen Willen zum Abgeordneten, wider seinen Willen zum Maire gemacht hatte, hielt eine lange Ehrenrede bereit. Diese Rede wurde nach den strengsten Regeln der Rhetorik mit einer Lobeserhebung des Königs eröffnet, anhebend von der Zeit, als Herr Turgot zur Regierung gelangt war, bis zur Einnahme der Bastille. Es fehlte wenig -- so groß ist das Vorrecht der Beredsamkeit -- daß man dem

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