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Ange Pitou, Band 2

Titel: Ange Pitou, Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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König die selbstherrliche Urheberschaft der Ereignisse zuschrieb, denen sich das bedrängte Volk höchstens unterzogen und, wie wir gesehen, mit Widerwillen unterzogen hatte.
    Bailly war sehr zufrieden mit seiner Rede, als ein Vorfall, -- Bailly erzählt diesen Vorfall selbst in seinen Denkwürdigkeiten, -- als ein Vorfall ihm einen neuen Eingang lieferte, der ihm noch viel treffender däuchte, als der, den ervorbereitet hatte. Der neue ist übrigens der einzige, der im Gedächtnis des Volkes geblieben, das sich immer geneigt zeigt, die guten und besonders die schönen Redensarten aufzufassen, die auf eine wirkliche Thatsache sich gründen.
    Während er mit den Schoppen und den Wählern ging, ängstigte sich Bailly wegen des Gewichtes der Schlüssel, die er dem König überreichen sollte.
    Glauben Sie denn, sagte er lachend, nachdem ich dieses Monument dem König gezeigt habe, werde ich mich dadurch ermüden, daß ich die Schlüssel nach Paris zurücktrage?
    Was werden Sie damit machen? fragte ein Wähler.
    Was ich damit machen werde? versetzte Bailly, ich werde sie Ihnen geben oder gar in einen Graben am Fuße eines Baumes werfen.
    Hüten Sie sich wohl, entgegnete der Wähler, der sich über diese Äußerung ärgerte. Wissen Sie nicht, daß diese Schlüssel dieselben sind, welche die Stadt Paris Heinrich IV. nach der Belagerung überreicht hat? sie sind kostbar, eine unschätzbare Antiquität.
    Sie haben recht, erwiderte Bailly, die Heinrich IV., dem Eroberer von Paris, angebotenen Schlüssel überreicht man Ludwig XVI., der .... Ei! sagte der würdige Maire zu sich selbst, das giebt eine ziemlich hübsche Antithese.
    Und sogleich nahm er einen Bleistift und schrieb über die Rede, die er bereit hielt, folgenden Eingang: Sire, ich bringe Eurer Majestät die Schlüssel der guten Stadt Paris. Es sind dieselben, welche Heinrich IV. überreicht worden sind. Er hatte sein Volk wieder erobert, heute erobert das Volk seinen König wieder.
    Die Phrase war schön, sie war richtig, sie prägte sich dem Geiste der Pariser ein, und von der ganzen Rede Baillys, von seinen Werten sogar ist dies das einzige, was ihn überlebt hat.
    Ludwig XVI. nickte beifällig mit dem Kopfe, er errötete aber zugleich, denn er fühlte, obgleich unter Redeblumen und dem Scheine der Ehrfurcht verkleidet, den scharfen Stachel der Ironie.Dann murmelte er leise: Marie Antoinette ließe sich von dieser falschen Verehrung des Herrn Bailly nicht berücken, und ihre Antwort würde für den unglücklichen Astronomen ganz anders lauten, als die meine.
    Weil nun Ludwig XVI. den Anfang der Baillyschen Rede zu gut gehört hatte, hörte er das Ende gar nicht; ähnlich war es bei der Rede des Herrn Delavigne, von der er weder den Anfang noch) das Ende vernahm.
    Als die Reden beendigt waren, antwortete der König -- da er befürchtete, nicht ganz erfreut genug über das zu scheinen, was man ihm hatte sagen wollen -- mit einem sehr edlen Ton und ohne ihn irgend einer Beziehung auf das, was man ihm gesagt hatte, anzuspielen, die Huldigungen der Stadt Paris und der Wähler seien ihm unendlich angenehm.
    Worauf er Befehl zum Aufbruch gab.
    Ehe er übrigens wieder weiter fuhr, entließ er seine Gardes-du-corps, um durch ein freundliches Vertrauen die halben Artigkeiten zu erwidern, die ihm die Munizipalität durch das Organ der Wähler und durch Herrn Bailly bezeigt hatte. Hiernach rückte der Wagen unter der ungeheuren Masse der Nationalgarden und Neugierigen rascher vor.
    Gilbert und sein Gefährte Billot hielten sich fortwährend am Wagenschlage rechts.
    Indem Augenblick, wo der Wagen über die Place Louis XV. fuhr, knallte ein Schuß auf der andern Seite der Seine, und ein weißer Dampf stieg wie ein Weihrauchschleier zum blauen Himmel auf, wo er alsbald verschwand.
    Als ob das Geräusch dieses Schusses ein Echo in ihm gehabt hätte, fühlte sich Gilbert von einem heftigen Schlage getroffen. Einen Augenblick fehlte ihm der Atem, und er fuhr mit der Hand an seine Brust, wo er einen lebhaften Schmerz empfand.
    Zugleich erscholl ein Notschrei in der Näh? des königlichen Wagens; eine Frau, durchbohrt von einer Kugel, die unter ihre linke Schulter eingedrungen, war niedergestürzt.
    Einer von den Knöpfen am Rocke Gilberts, ein Knopfvon schwarzem Stahl, nach der Mode der Zeit breit und mit Facetten geschnitten, war von derselben Kugel schräg getroffen worden.
    Er hatte einen Panzer gebildet und die Kugel zurückgesandt, daher der Schlag und Schmerz bei

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