Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ange Pitou, Band 3

Titel: Ange Pitou, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
Vom Netzwerk:
durchzufeuern.
    Die Königin nahm ihre zwei Kinder in ihre Arme, erhob ihre Hände über ihrem Haupte und betete.
    Die Kinder erstickten ihr Schluchzen und ihre Thränen.Der König ging in das an das Oeil-de-Boeuf anstoßende Kabinett, um einige kostbare Papiere zu verbrennen, die er den Angreifenden entziehen wollte.
    Diese wüteten gegen die Thüre. Jeden Augenblick sah man ein Stück davon unter der Schneide einer Axt oder unter der Wucht eines Brecheisens springen.
    Durch die Öffnungen drangen die Piken mit der geröteten Zunge, die Bajonette mit der blutigen Spitze und suchten den Tod zu bereiten. Zu gleicher Zeit durchlöcherten die Kugeln den Rahmen über der Barrikade und durchfurchten den Gips des vergoldeten Plafonds.
    Endlich stürzte eine Bank von dem Schranke herab. Der Schrank spaltete sich; eine ganze Füllung der Thüre öffnete sich gähnend wie ein Schlund, und man sah durch die erweiterte Öffnung, statt der Bajonette und der Piken, blutige Arme dringen, die sich an die Öffnungen anklammerten und sie immer mehr erweiterten.
    Die Gardisten hatten ihre letzten Patronen verschossen, und zwar nicht unnütz, denn durch die zunehmende Öffnung sah man den Boden der Gallerie mit Verwundeten und Toten bestreut.
    Auf das Geschrei der Frauen, die durch diese Öffnung schon den Tod eintreten zu sehen glaubten, kam der König zurück.
    Sire, sagte Charny, schließen Sie sich mit der Königin im entferntesten Kabinett ein; verriegeln Sie hinter Ihnen alle Thüren; stellen Sie zwei von uns hinter die Thüren. Ich stehe für zwei Stunden; sie haben mehr als vierzig Minuten gebraucht, um diese zu durchbrechen.
    Der König zauderte; es kam ihm demütigend vor, so von Zimmer zu Zimmer zu fliehen.
    Hätte er nicht die Königin gehabt, er wäre nicht einen Schritt zurückgewichen, hätte die Königin nicht ihre Kinder gehabt, sie wäre so fest geblieben, als der König.
    Aber, ach! arme Menschen! Könige oder Unterthanen, wir haben immer im Herzen eine geheime Öffnung, durch welche die Kühnheit flieht und der Schrecken eintritt.
    Der König war also im Begriff, den Befehl zu geben, in das abgelegenste Kabinett zu fliehen, als plötzlich die mörderischen Arme sich zurückzogen, die Piken und die Bajonette verschwanden, die Schreie und die Drohungen erloschen.
    Es trat ein Augenblick des Stillschweigens ein, wo jeder Mund offen, jedes Ohr gespannt, jeder Atem gehemmt blieb.
    Dann hörte man den abgemessenen Schritt einer regelmäßigen Truppe.
    Das ist die Nationalgarde! rief Charny.
    Herr von Charny! Herr von Charny! rief eine Stimme.
    Und zu gleicher Zeit erschien das wohlbekannte Gesicht von Billot an der Öffnung.
    Billot! rief Charny; Sie sind es, mein Freund?
    Ja, ich bin es. Der König und die Königin, wo sind sie?
    Sie sind hier.
    Unversehrt?
    Unversehrt.
    Gott sei gelobt! Herr Gilbert! Herr Gilbert! hierher!
    Beim Namen Gilbert bebten zwei Frauenherzen auf eine sehr verschiedene Art.
    Charny wandte sich instinktartig um, er sah Andre« und die Königin bei diesem Namen erbleichen.
    Er schüttelte den Kopf und seufzte.
    Öffnen Sie die Thüren, meine Herren, sagte der König.
    Die Gardes-du-corps stürzten hinzu und zerstreuten die Trümmer der Barrikade.
    Während dieser Zeit hörte man die Stimme Lafayettes rufen: Meine Herren von der Pariser Nationalgarde, ich habe gestern abend dem König mein Wort gegeben, es würde allem, was Seiner Majestät gehört, nichts Böses widerfahren. Wenn Sie die Gardisten ermorden lassen, so machen Sie, daß mein Ehrenwort gebrochen ist, und ich bin dann nicht mehr würdig, Ihr Chef zu sein.
    Als die Thüre sich öffnete, waren die Personen, die man erblickte, der General Lafayette und Gilbert; etwas links standBillot, ganz freudig über den Anteil, den er an der Befreiung des Königs gehabt hatte.
    Billot hatte Lafayette aufgeweckt.
    Hinter Lafayette stand der Kapitän Gondran, Kommandant der Kompagnie von Saint-Philippe-du-Roule.
    Madame Adelaide war die erste, die Lafayette entgegenlief, sie schlang ihre Arme mit der Dankbarkeit des Schreckens um seinen Hals und rief: Ah! mein Herr, Sie haben uns gerettet!
    Lafayette trat ehrerbietig vor, um über die Schwelle des Oeil-du-Boeuf zu schreiten; doch ein Offizier hielt ihn zurück und fragte: Verzeihen Sie, mein Herr, haben Sie die großen Entrees?
    Wenn er sie nicht hat, so gebe ich sie ihm, sprach der König, Lafayette die Hand reichend.
    Es lebe der König! es lebe die Königin! rief Billot.
    Der König wandte sich

Weitere Kostenlose Bücher