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Ange Pitou, Band 3

Titel: Ange Pitou, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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geblieben, hat er gefeuert. Auf den Lärm des Schusses öffnet sich die Thüre der Königin.
    Andree schaute bleich, aber ruhig heraus.
    Was giebt es? fragte sie.
    Madame, rief Georges, retten Sie Ihre Majestät, man will ihr ans Leben gehen. Ich bin allein hier gegen Tausend. Doch gleichviel, ich werde so lange als möglich stand halten... beeilen Sie sich, beeilen Sie sich!
    Dann, da die Angreifenden auf ihn losstürzen, zieht er die Thüre zu und ruft:
    Schließen Sie die Riegel. Ich werde lange genug leben, um der Königin Zeit zu lassen, aufzustehen und zu fliehen.
    Und er dreht sich um und durchbohrt mit seinem Bajonett die zwei ersten, die er im Korridor trifft.
    Die Königin hatte alles gehört, und als Andree in ihr Zimmer eintrat, fand sie Marie Antoinette bereits außer dem Bette. Zwei von ihren Frauen, Madame Hogue und Madame Thibault, kleiden sie in Eile an.
    Halb angekleidet, führen sie sodann die zwei Frauen durch einen geheimen Gang zum König fort, während immer ruhig und wie gleichgültig gegen ihre eigene Gefahr, Andree eine nach der andern, mit dem Riegel jede Thüre verschließt, durch die sie Marie Antoinette auf dem Fuße folgt.

Der Morgen.
    Auf der Grenze der beiden Wohnungen erwartete ein Mann die Königin. Es war Charny, überströmt von Blut.
    Der König! rief Marie Antoinette, als sie Charnys blutige Kleider sah. Der König! mein Herr, Sie haben versprochen, den König zu retten!
    Der König ist gerettet, Madame, antwortete Charny.
    Und er tauchte seinen Blick durch die Thüren, welche die Königin offen gelassen hatte, um von ihren Gemächern zum Oeil-de-Bœuf zu gelangen, wo in diesem Augenblick die Königin, Madame Royale, der Dauphin und einige Gardisten versammelt waren, und wollte eben fragen, wo Andree sei, als er dem Blicke der Königin begegnete.
    Dieser Blick hielt ihm das Wort auf seinen Lippen zurück.
    Doch der Blick der Königin drang noch tiefer in sein Herz ein. Er hatte nicht nötig, zu sprechen; Marie Antoinette erriet, seine Gedanken.
    Sie kommt, sagte sie, seien Sie unbesorgt.
    Und sie lief zum Dauphin und nahm ihn in ihre Arme.
    Andree und Charny wechselten nicht ein Wort.
    Das Lächeln des einen erwiderte das Lächeln der andern.
    Seltsam! diese zwei so lange getrennten Herzen hatten nun Schläge, die einander antworteten.
    Während dieser Zeit schaute die Königin umher, und als wäre sie glücklich gewesen, Charny bei einem Versehen zu ertappen, fragte sie: Der König? der König?
    Der König sucht Sie, Madame, antwortete Charny ruhig. Er ist durch einen Korridor zu Ihnen gegangen, während Sie durch einen andern gekommen sind.
    In demselben Augenblick hört man gewaltiges Geschrei im anstoßenden Saal.
    Das waren Mörder, die schreien: Nieder mit der Österreicherin! nieder mit der Messalina! nieder mit der Veto! Man muß sie erdrosseln, man muß sie aufhängen!
    Zu gleicher Zeit werden zwei Pistolenschüsse hörbar, undzwei Kugeln durchlöchern die Thüre in verschiedenen Höhen.
    Eine von den Kugeln flog über den Kopf des Dauphin vorüber und drang in das Getäfel ein.
    Oh! mein Gott! mein Gott! rief die Königin, auf die Kniee fallend, wir werden alle sterben.
    Auf einen Wink von Charny bildeten die fünf bis sechs Gardisten sodann einen Wall für die Königin und die zwei königlichen Prinzen.
    In diesem Augenblick erschien der König, die Augen voll Thränen, das Gesicht bleich; er rief der Königin, wie die Königin dem König gerufen hatte.
    Er erblickte sie und warf sich in ihre Arme.
    Gerettet! gerettet! rief die Königin.
    Durch ihn, Madame, antwortete der König, auf Charny deutend; und Sie, auch gerettet, nicht wahr?
    Durch seinen Bruder, erwiderte die Königin.
    Mein Herr, sprach Ludwig XVI, zum Grafen, wir sind Ihrer Familie viel schuldig, zu viel, als daß wir unsre Schuld je bezahlen könnten.
    Die Königin begegnete dem Blick von Andree und wandte errötend den Kopf ab.
    Die Streiche der Angreifenden begannen an der Thüre zu erschallen.
    Auf, meine Herren, sprach Charny, wir müssen hier eine Stunde fest halten. Wir sind unser sieben, und man wird, wenn wir uns gut verteidigen, wohl eine Stunde brauchen, um uns zu töten. Binnen einer Stunde muß man notwendig Ihren Majestäten zu Hilfe kommen.
    Und mit diesen Worten packte Charny einen ungeheuren Schrank, der in der Ecke des königlichen Zimmers stand.
    Man folgte seinem Beispiel, und bald war eine Menge von Möbeln aufgehäuft, durch die sich die Garden Schießscharten machten, um

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