Angel 01 - Die Engel
Gesicht des Sterblichen verzerrte sich wütend.
» … verdammt nochmal, lass los!«, schrie der Mann und trat heftig mit den Füßen nach Nethrus Schienbeinen.
» Ich will wissen, wo die Frau ist.«
» Ich habe keine Ahnung, wovon du redest, du Spinner. Ich bin Anwalt. Dafür werde ich dich drankriegen.«
Der Mann fühlte sich weich an. Er hatte schöne, helle Haut. Nethrus Erregung, die durch das Parfum und andauernde Gedanken daran, was er mit der Frau anstellen würde, wenn er sie gefunden hatte, geweckt worden war, war noch immer da. Vielleicht würde diese Sache auch mit diesem hellhäutigen Mann funktionieren? Er berührte den Mann an einer intimen Stelle seines Körpers.
Wieder schrie der Mann auf.
» Was zur Hölle machst du da? Lass mich in Ruhe, du Schwuchtel!«
» Warum?« Nethru umschlang den Mann wie in einer Umarmung und drückte ihn gegen die Mauer.
Angst, die tief aus seinem Inneren aufstieg, verzerrte das Gesicht des Mannes. Nethru hatte irgendeinen dunklen Schrecken heraufbeschworen, der dafür sorgte, dass er sich noch wesentlich heftiger wehrte als bei reiner Gewaltandrohung. Außergewöhnliche Stärke breitete sich in ihm aus, und der Mann begann, um sich zu schlagen, zu treten und den Dämon mit einer Wildheit in Wangen und Nase zu beißen, die Nethru einem solchen Wesen gar nicht zugetraut hätte. Die Angst vor einer Vergewaltigung machte den Mann fast wahnsinnig, und er begann, Nethru seinen Kopf ins Gesicht zu rammen, wobei seine Brille kaputtging. Hier fand kein Denkprozess mehr statt, es gab nur noch wahnsinnige Angst, die den Menschen zu außergewöhnlichen Kraftanstrengungen trieb.
Es war nutzlos. Diese Wesen waren alle nutzlos für ihn. Keiner von ihnen konnte ihm helfen. Vielleicht rochen ja alle Frauen gleich? Nein, das stimmte nicht. Aber vielleicht einige von ihnen. Nethru entschied, dass er mit diesem Lebewesen hier seine Zeit verschwendete.
Mit einer schnellen Bewegung schlug Nethru den Schädel des Mannes gegen die Mauer, so dass er an mehreren Stellen brach und der Körper in seinem Griff schlaff wurde. Dann trat er auf die Fahrbahn, hob einen Gullideckel an und ließ die Leiche in den Kanal fallen. So würde sie in einen anderen Teil der Stadt getragen und vielleicht für eine Weile unentdeckt bleiben. Er wollte die Frau nicht in Alarmbereitschaft versetzen. Es war am besten, wenn sie ahnungslos blieb, bis er sie gefunden hatte. Falls sie diesen Sterblichen kannte und er tot in ihrem Viertel gefunden wurde, könnte sie misstrauisch werden.
Er sah sich noch einmal prüfend in den Straßen um, bevor er sich schnell zurückzog.
24
Sie trafen sich zu dritt in Daves Wohnung und versuchten, eine vernünftige Lösung für ihr Dilemma zu finden.
» So wie ich das sehe, stehen unsere Chancen nicht allzu gut«, meinte Danny. » Wenn dieses Wesen uns kriegen will, wird es das auch. Wir können uns nirgendwo verstecken, es gibt keinen Ort, wo er uns nicht finden könnte. Wir haben keine Waffe, die wir gegen ihn einsetzen könnten – oder zumindest wissen wir von keiner. Was können wir da noch machen?«
» Wir können hoffen, dass irgendetwas passiert«, erwiderte Dave und ließ die Eiswürfel in seinem Glas klappern. » Ihn weiter einkreisen. Um ihn herumschleichen. Vielleicht passiert ja etwas. Irgendwas.«
Aus reiner Gewohnheit stand Dave, sobald er seinen ersten Durst gestillt hatte, auf und ging zu seinem Anrufbeantworter. Er drückte die Abspieltaste. Eine Nachricht von Celias Eltern, um den Kontakt nicht abreißen zu lassen. Dann kam Mallochs Stimme aus dem Lautsprecher: » Ich muss euch sehen. Am Telefon will ich nicht darüber reden. Trefft mich bei dieser Adresse …« Es folgte der Name eines Lagerhauses in der Nähe.
» Bingo!«, rief Dave.
Vanessa meinte: » Bist du nicht ein bisschen voreilig? Das könnte alles Mögliche bedeuten.«
» Meinst du, er würde sich die Mühe machen anzurufen, nur um uns schlechte Neuigkeiten zu überbringen? Was könnte denn schlimmer sein als das, was wir schon hinter uns haben? Hunderte von Menschen sind bei lebendigem Leibe verbrannt. Jeder von uns hat auf diese Weise jemanden verloren. Wir werfen nicht einfach das Handtuch, nur weil wir ein paarmal danebengelegen haben. Dieser Gegner muss irgendwie zur Strecke gebracht werden, und wir kommen bestimmt nicht weiter, indem wir nur auf unseren Hintern sitzen und uns beklagen, dass wir nichts tun können.«
Er hob die Zeitung auf, die neben dem Zeitschriftenständer lag, wo er
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