Angel 01 - Die Engel
missbilligen.
Als Dave ihn danach fragte, erklärte Danny: » Sie wusste, dass wir nicht verheiratet waren, und dachte, ich hätte ihre Tochter nur ausgenutzt. Sie glaubt, Rita sei Einkäuferin für eine Kaufhauskette gewesen. Ich habe es nicht für nötig gehalten, an diesem Glauben etwas zu ändern. Die meisten dieser Mädchen haben Eltern, die sie für Geschäftsfrauen halten.«
Vanessa merkte an: » Na ja, das sind sie ja auch.«
» Wahrscheinlich schon«, nickte Danny.
» Lasst uns etwas trinken gehen und unseren nächsten Schritt gegen das Arschloch planen, das für all das verantwortlich ist«, schlug Dave vor.
Sie entfernten sich von der presbyterianischen Kapelle und gingen in eine Bar, die ein Stück weit die Straße runter lag. Es gab allerdings nicht sonderlich viel zu besprechen. Keiner von ihnen wusste, wo der Engel sich aufhielt, und selbst wenn sie es gewusst hätten, hatten sie nichts weiter anzubieten. Sie waren noch genauso hilflos wie zuvor.
Sie blieben bis abends um acht dort, dann gingen zu zusammen zu Dave und tranken Kaffee, nach dem Vanessa sich dann entschuldigte und mit dem Taxi nach Hause fuhr.
Tom Shimchak wartete in der Dunkelheit. Er saß im Sessel, rauchte eine Zigarette und genoss das entspannte Gefühl, ohne Einladung in der Wohnung einer Frau zu sein. Er musterte die Glut seiner Zigarette, wie manch anderer einen Stern gemustert und seine Schönheit bewundert hätte. Tom hatte schon immer gerne geraucht, aber für ihn war es auch eine Notwendigkeit: Er arbeitete als Anwalt für einen Tabakkonzern. Von ihm wurde erwartet, dass er rauchte.
Tom war der Enkel eines polnischen Einwanderers. Der Vater seines Vaters war 1939 aus Warschau geflohen, als die Nazis das jüdische Ghetto eingerichtet hatten. Damals hatte man den Familienname noch Szymczak geschrieben, aber Tom hatte ihn geändert, als er nach Harvard gegangen war. Es war schon okay, polnische Wurzeln zu haben, darauf war er sogar stolz, aber es war furchtbar nervtötend gewesen, jedem Behördenmenschen dreimal seinen Namen buchstabieren zu müssen.
Tom war in die Wohnung gekommen, weil er Vanessa vermisste, seit sie sich getrennt hatten. Er hatte ihren Bewährungshelfer angerufen und mit dem geredet und dann beschlossen, sie auf gut Glück zu besuchen. Sie würde überrascht sein, ihn zu sehen, aber jetzt, wo er den Schock des Feuers überwunden hatte und wusste, was das alles zu bedeuten hatte, konnte er besser damit umgehen.
Er hörte, wie sie die Tür aufschloss, und setzte ein Lächeln auf.
Vanessa kam herein, hantierte mit ihrer Tasche und machte das Licht an. Sie machte noch ein paar Schritte in den Raum, bevor sie hochschaute. Als sie ihn entdeckte, sprang sie erschrocken zurück.
» Scheiße«, rief sie wütend, » was machst du denn hier?«
Er drückte seine Zigarette im Aschenbecher aus.
» Ich vermisse dich«, erklärte er. » Und ich dachte, dir ginge es vielleicht genauso.«
Sie legte ihre Handtasche weg und zog ihren Mantel aus.
» Ich treffe mich mit einem anderen.«
Eine Hand drang in Toms Brustkorb ein und zerquetschte seine Lunge. Wortlos starrte er sie an. Sie trug eine schicke weiße Bluse und einen engen blauen Rock. Ihre Augen waren wie immer eulenhaft, aber hübsch. Sie sah hinreißend aus. Er hatte keine Frau mehr gehabt, seit sie sich getrennt hatten, da er nach diesem Scheiß mit dem Feuer zu nervös gewesen war, um ein Schlafzimmer zu betreten, in dem sich eine Frau befand. Er war ein sensibler Mann. Er nahm seine Brille ab und gab vor, sie zu putzen, um seine Beschämung und seinen Ärger zu verbergen. Dann setzte er sie wieder auf, da er wusste, dass er ohne das schillernde Gestell irgendwie kraftlos wirkte. Sein blasses Gesicht brauchte eine Verzierung, die ihm Stärke und Farbe verlieh.
» Du … du tust was?«
» Ich … treffe … mich … mit … einem … anderen … Mann«, sagte sie mit übertriebener Betonung, als wäre er ein Sechsjähriger, was ihn nur noch wütender machte. » Ist das so schwer zu verstehen?«
» Nein, nein, nicht schwer zu verstehen. Kein Grund, mich runterzuputzen. Es ging nur ziemlich schnell, das ist alles. Wer ist es?«
Ihre Stimme wurde ein wenig weicher, aber sie sagte: » Das geht dich überhaupt nichts an, Tom.« Sie verschränkte die Arme vor der Brust und starrte ihn an. » Hör mal, Tom, es tut mir leid, was passiert ist. Das war eine schreckliche Sache, und ich wünschte, ich könnte sie ungeschehen machen, aber du hast mich angezeigt. Du
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