Angel 01 - Die Engel
ziehen. » Vanessa.«
» Du Mistkerl, ich sollte dir das Genick brechen.«
Ihre Vagina presste sich fest an seinen Hals, aber es war kein angenehmes Gefühl. Sie erwürgte ihn. Er wurde schwächer. Er bekam zwar noch ein wenig Luft, aber ihr Knochen drückte auf eine Arterie, die hinter seinem Ohr verlief. Grelle Lichtflecke erschienen vor seinen Augen. Das Zimmer begann sich aufzulösen. Er wusste, dass er sterben würde, wenn sie ihn nicht losließ.
Dann spürte er, wie ihre Beine sich lösten. Er wurde von einem Fuß zur Seite geschoben. Er rollte sich zusammen und hustete, dann wurde er von Schwindel gepackt, als das Blut in seinen Kopf rauschte. Sie trat noch einmal nach ihm, mit der nackten Ferse. Wahrscheinlich war ihr gar nicht bewusst, wie wenig noch gefehlt hätte, ihn umzubringen. Schließlich setzte er sich auf und sah sie an.
» Verschwinde«, hörte er sie sagen. » Steh auf und verpiss dich.«
Sie reichte ihm seine Brille, die er während des Kampfes verloren hatte. Als er so dort saß, spürte er Feuchtigkeit im Schritt. Er schaute nach unten und sah, dass seine Hose offen war. Wann hatte er sie denn aufgemacht? Er zog den Reißverschluss hoch. Schließlich kam er unsicher auf die Füße und ließ sich von ihr zur Tür schieben.
» Es tut mir leid«, flüsterte er rau. » Entschuldige.«
» Komm nie wieder, Tom. Ich will nie wieder etwas von dir sehen oder hören, verstanden? Ich werde das hier niemandem erzählen, aber ich will, dass du für immer aus meinem Leben verschwindest.«
Sie öffnete die Wohnungstür und versetzte ihm einen Stoß.
Er nickte und stolperte in den Flur hinaus.
Draußen auf der Straße war es kalt. Er zündete sich eine Zigarette an, inhalierte langsam und starrte über die leere Straße. Er konnte immer noch ihr Parfum auf seiner Kleidung riechen, aber sein Bild von ihr hatte sich verändert. Das Bild, das er früher an diesem Abend noch in sich getragen hatte, war nun von Wildheit verzerrt. Es war, als hätte er eine Ikone mit sich rumgetragen, die nun von einer Vandalin zerfetzt, verunstaltet und geschändet worden war.
Nethru streifte durch die Straßen und Gassen, immer auf der Suche nach einer Spur von der Frau. Er war ihr bis hierher gefolgt und hatte sie dann an der letzten Ecke verloren. Sie musste irgendwo in der Nähe sein. Aber wo? Diese Wohnblöcke beherbergten Hunderte, wenn nicht sogar Tausende von Sterblichen. Wie sollte er sie in dieser Vielzahl von Unterkünften finden? Wäre sie ein Dämon gewesen und er ein Engel, wäre es relativ einfach gewesen. Er hätte den Geruch des Bösen bis zu seiner Quelle verfolgen können.
Aber sie war kein Dämon, und er war kein Engel. Nethru war nicht klar gewesen, wie schwierig es werden würde, normale Menschen zu finden, wenn man ein Fremder war, der kaum etwas darüber wusste, wie die Dinge in dieser Welt der Sterblichen funktionierten. Er war ihr zufällig begegnet. Das würde wohl kaum noch einmal passieren. Als Engel hatte er keine Transportmittel gebraucht, oder einen Schlafplatz und Schutz vor der kalten Nachtluft. Jetzt war er ein Dämon, und all diese Dinge waren notwendig, und er hatte keine Ahnung, wie er sie bekommen sollte oder wie man sie benutzte, wenn man sie einmal hatte. Er würde es lernen müssen, und zwar sehr schnell, wenn er diese Polizisten finden wollte.
Eine Gestalt ging am Ausgang der Gasse vorbei, in der Nethru stand und nachdachte. Nethru nahm einen Duft wahr, der von einer leichten Brise in die Gasse getragen wurde. In seinen Lenden zuckte etwas, gefolgt von einem seltsamen Gefühl. Sein Penis war steif. Jetzt war da etwas, das er der Frau antun konnte, bevor er sie tötete. Schnell folgte er der Gestalt.
Doch als Nethru aus der Gasse trat, sah er, dass es gar nicht sie war, sondern ein Mann. Hastig ging er hinter dem Mann her und holte ihn an der nächsten Ecke ein.
» Du warst bei der Frau«, sagte er. » Du hast ihren Geruch an dir.«
Der Mann wirkte erst überrascht, dann schuldig.
» Was?«
Der Mann blinzelte nervös. Seine blauen Augen in dem fahlen Gesicht blickten ängstlich. Er zog sich mit zitternden Händen die lose Kleidung zurecht. Nethru erkannte, dass irgendetwas geschehen war, aber er war sich nicht sicher, was es gewesen sein könnte.
» Die Frau, wo ist sie?«
» Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden. Welche Frau? Sie sehen mir nicht wie ein Cop aus. Wer zur Hölle sind Sie?«
Nethru packte den Mann an der Kehle und drückte ihn gegen eine Mauer. Das
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