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Angel 01 - Die Engel

Angel 01 - Die Engel

Titel: Angel 01 - Die Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Kilworth
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hinzu, » die Dame, mit der ich hier bin, ist Jean, meine zweite Frau. Meine erste Frau Liz ist zwölf Jahre nach unserer Hochzeit bei einem Autounfall gestorben. Ich träume heute noch davon, von dem Unfall. Ich bin gefahren.«
    Wingmans Gesicht verdunkelte sich, und Dave dachte: Himmel, werde ich auch einmal so sein und nach Gott weiß wie vielen Jahren immer noch um Celia trauern?
    Wingman lächelte milde. » Ja, ich weiß, was Sie denken, aber das sind nur vorübergehende Rückschläge. Ich laufe nicht mehr herum und denke die ganze Zeit an sie. Im Prinzip könnte man sagen, dass ich ein glücklicher Mann bin. Ich habe noch einmal einen netten Menschen gefunden, mit dem ich den Rest meines Lebens teilen kann, und wir kommen sehr gut miteinander aus. Was ich Ihnen eigentlich sagen wollte, ist Folgendes: Versuchen Sie gar nicht erst, dem Ganzen einen Sinn zu geben. Wenn Sie das tun, macht es Sie verrückt. Ich hatte einen ernsten Nervenzusammenbruch deswegen, denn der einzige Sinn, den man einem verfrühten Tod geben kann, besteht darin, sich selbst irgendwie dafür verantwortlich zu machen. Tun Sie das nicht, Mr. Peters, das ist es nicht wert. Es ist schon komisch, aber wenn Sie Ihre Frau gehasst und sie mit voller Absicht erschossen hätten, würden Sie wahrscheinlich ihr und nicht sich selbst die Schuld an ihrem Tod geben. Ich schätze mal, Sie hatten nichts mit dem Feuer zu tun oder mit der Tatsache, dass sie dort war, aber Sie sagen sich immer wieder: ›Wenn ich nur dies getan oder das gesagt hätte oder zu Hause geblieben wäre, dann wäre alles in Ordnung gewesen.‹«
    Daves Augen weiteten sich.
    » Ah, ich habe also Recht, ja?«
    Sie sprachen noch ein wenig länger über das Thema, und als die Frau des Engländers sich zu ihnen gesellte, war Dave schon wesentlich weniger nach Selbstmord zumute. Das Pärchen war ruhig und angenehm, keine elektrisierenden Persönlichkeiten, aber nette Leute. Sie gingen zu dritt spazieren, in einen Park, und unweigerlich wandte sich das Gespräch irgendwann den Brandanschlägen zu.
    Jean Wingman stellte ihm eine sehr direkte Frage.
    » Würden Sie sagen, dass wir in einer moralischen Welt leben, Mr. Peters?«
    Dave zuckte mit den Schultern. » Na ja, Sie fragen hier einen Polizisten. Also, meine Freunde, die nicht bei der Polizei sind, würden sagen, dass die meisten Menschen, die sie kennen, einigermaßen moralisch sind. Aber in meinem Beruf sieht man die kranke Seite der Gesellschaft – die Eiterbeulen der Menschheit. Wir sehen die Drogendealer, Zuhälter, Gangster, Brutalos, Kinderschänder, Mörder, Vergewaltiger …«
    Wingman warf ein: » Und wie steht es im größeren Maßstab? Auf der großen Bildfläche? Gibt es da draußen eine Moral?«
    Dave dachte über die Frage nach, rief sich die Kriege im Mittleren Osten, Afrika und Südamerika in Erinnerung. Dann waren da noch die Militärregime und Diktatoren, die Unschuldige ohne Prozess einsperrten, Kinder folterten, mordeten, vergewaltigten, plünderten, und das alles im Namen der Macht. Und in irgendeiner dunklen Ecke der Welt wurden wahrscheinlich monströse Verbrechen verübt, die nur aufgedeckt werden konnten, wenn irgendjemand einen Schädelhaufen fand oder zufällig über Konzentrationslager stolperte, in denen ausgemergelte Kreaturen hockten, die einmal Menschen gewesen waren. Da draußen gab es geachtete Politiker, die schamlos logen, um ihre wertlose Haut zu retten, und riesige multinationale Konzerne, die bereit waren, das Leben von Säuglingen zu gefährden, um ihre Waren zu verkaufen. Es gab Börsenmakler, denen es nur ums Geld ging, ganz egal, wen oder was sie ruinierten, während sie ihre Vermögen anhäuften. Es gab unvorstellbar reiche Männer, die bereit waren, ihre Töchter zu verkaufen, nur um noch ein paar Dollar mehr zu besitzen.
    War die Welt moralisch?
    » Nicht wirklich«, erwiderte er schwach.
    Jean lächelte ihm zu.
    » Tja, nur Mut, junger Mann. Da draußen gibt es Millionen von sanftmütigen, mitfühlenden Menschen, und sie bilden bei weitem die Mehrheit. Es ist einfach so, dass das Gute eine passive Eigenschaft zu sein scheint, während das Böse herumläuft und Verwüstung anrichtet. Diese Brände, so schrecklich sie auch sind, haben vielleicht einen bestimmten Zweck. Vielleicht lassen sie uns alle innehalten und fragen: › Hey, sollte die Welt wirklich so sein? Wir sollten etwas tun, um das zu ändern.‹ Ich weiß, das ist kein Trost für einen Mann, der gerade seine Lieben verloren hat,

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