Angel 01 - Die Engel
fünfstöckigen Gebäudes, und nun nahm er die Treppe, um in die Lobby zu kommen. Es gab ein Schild, das ihm den Weg zum Frühstück wies, und er folgte dem Pfeil zu einem kleinen, staubigen Raum auf der Rückseite des Hotels. Es waren noch drei andere Gäste da: Ein Mann, der Arbeit in einem Aktenkoffer vor sich liegen hatte und immer wieder an seinem Kaffee nippte, während er hektisch schrieb, und ein älteres Paar, das mit britischem Akzent sprach, wahrscheinlich Touristen.
» Was darf ich Ihnen bringen?«, fragte die Kellnerin.
» Nur Kaffee«, erwiderte Dave.
» Keine Eier?«
» Kaffee.«
» Wir haben auch Pfannkuchen.«
» Kaffee.«
» Okay.« Die Kellnerin zuckte mit den Schultern und stürmte zu dem englischen Pärchen hinüber, das ihr das Lächeln und den Smalltalk schenkte, den sie von Dave erwartet hatte. Sie erzählten, dass sie in Washington seien, um ihren Sohn zu besuchen, der hier arbeite. Die Wohnung des Sohnes sei aber zu klein, als dass sie dort übernachten könnten, deswegen seien sie ins Hotel gegangen.
Danach verlor Dave das Interesse.
Auf dem Nebentisch lag eine Ausgabe der Washington Post. Dave griff hinüber und nahm sie sich, um die Schlagzeilen zu lesen. Mehr Brände. Ein großer in New York, in einem Museum, bei dem viele Ausstellungsstücke zerstört worden waren.
Daves Herz wurde bleischwer. Er war voller Verzweiflung. Was zur Hölle sollte er ohne Celia und Jamie nur tun? Hatte es überhaupt noch einen Sinn weiterzumachen? Es wäre doch sicher am besten für ihn, wenn er auf irgendein Dach steigen und ins Leere treten würde. Innerhalb weniger Sekunden könnten sie wieder zusammen sein.
Oder er könnte nach San Francisco zurückkehren und Danny dabei helfen, gegen diese Brandstifter vorzugehen.
» Schreckliche Geschichte, nicht wahr?«
Dave schaute hoch. Der Engländer war an seinem Tisch stehen geblieben und starrte auf die Schlagzeilen. Dave wollte, dass er wegging, war aber zu höflich, um ihn schroff abzuweisen.
» Allerdings«, sagte Dave und fügte, da er nicht anders konnte, hinzu: » Ich habe gerade meine Frau verloren. Sie ist bei einem Brand in einem Kaufhaus gestorben.«
Irgendwie tat es gut, das bei einem Wildfremden abzuladen, auch wenn er kurz davor war, wieder in Tränen auszubrechen. Der Engländer, dessen Frau anscheinend schon gegangen war, wirkte unangenehm berührt.
» Das tut mir leid. Ich wollte sie nicht bei so persönlichen Gedanken stören …«
» Nein, nein, das ist okay. Es ist meine Schuld. Ich wollte sie nicht in Verlegenheit bringen … es quillt einfach so aus mir raus. Es ist wahrscheinlich noch zu frisch. Es ergibt für mich alles noch keinen Sinn.«
» Darf ich mich setzen?«, fragte der Mann. » Ich muss auf meine Frau warten, sie holt gerade ihre Handtasche aus unserem Zimmer.«
» Bitte sehr, gerne. Trinken Sie einen Kaffee mit mir.«
» Danke sehr, das werde ich tun.« Er streckte die Hand aus. » Alex Wingman.«
Dave schüttelte ihm die Hand.
» David Peters.«
Der alte Mann schenkte sich Kaffee ein, nachdem er sich vom Nebentisch eine saubere Tasse geholt hatte. Er gab zwei Löffel Zucker hinzu und nippte dann daran.
» Ich liebe Ihren amerikanischen Kaffee«, meinte er. » Sie und die Italiener, Sie wissen einfach, wie man Kaffee macht.«
Da er sich nun zu einem Gespräch gezwungen sah, fragte Dave ohne wirkliche Begeisterung: » Was machen Sie beruflich, Mr. Wingman?«
Der Mann lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Er strich sich mit gichtigen Fingern durch das weiße Haar. Er schien zu begreifen, dass Dave sich nicht wirklich für die Antwort interessierte, sondern nur höflich sein wollte, denn er antwortete knapp und präzise: » Heutzutage nicht mehr viel. Ich bin im Ruhestand. Früher war ich Lehrer, in Yorkshire. Das ist eine unserer Grafschaften. Die größte Grafschaft in England – das Gegenstück zu Ihrem Texas, allerdings nur im Westentaschenformat. Eigentlich würde England fünfmal in Texas reinpassen, und Yorkshire mehr als vierzigmal, aber ich denke, Sie sind es gewohnt, so etwas zu hören.«
Gegen seinen Willen musste Dave lachen.
» Eigentlich nicht, ich habe nicht oft mit Touristen zu tun. Ich bin Zivilpolizist.«
» Wirklich? Wie spannend. Aber bevor ich mich zu Ihnen gesetzt habe, meinten Sie, der Tod Ihrer Frau ergebe für Sie keinen Sinn. Bedauerlicherweise war das eines der Dinge, mit denen ich am wenigsten umgehen konnte … mit dem Warum hinter dem Tod meiner Frau. Oh«, fügte er schnell
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