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Angel 01 - Die Engel

Angel 01 - Die Engel

Titel: Angel 01 - Die Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Kilworth
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sie eine Brandstifterin war. Immerhin war ein Brandstifter verantwortlich gewesen für den Tod seiner Frau.
    Er hatte seine Frau abgöttisch geliebt, daran zweifelte Vanessa nicht, und das Raubtier in ihm forderte Rache. Es war dieser Rachedurst, der ihm dabei half, die schlimmste Zeit seines Lebens durchzustehen. Er sorgte dafür, dass sein Geist sich mit etwas anderem beschäftigte als mit seinem Verlust, doch Vanessa fragte sich, was wohl passieren würde, wenn der Freak mit dem weißen Feuer gefasst war.
    Irgendwie hatte er sich auf diesen einen Brandstifter fixiert, wodurch sie sich in seiner Gesellschaft ein wenig sicherer fühlte, aber als sie am Abend beobachtet hatte, wie er im Zimmer auf und ab ging, mit brennenden Augen und krampfhaft zuckenden Händen, hatte sie um ihr Leben gefürchtet. Obwohl er groß und schlank war, verfügte er über enorme Kraft, und die Rechtschaffenheit, die er an sich hatte, vergrößerte seine Stärke noch. Er würde eher sterben, als zuzulassen, dass ein schlechter Mensch ihn besiegt. Für Dave funktionierte die Welt nicht so, erkannte sie: Die Bösen gewannen einfach nicht. Sie sah ihn als einen modernen Roy Rogers, oder vielleicht auch als Superman. Nein, nicht Superman. Superman war schließlich ein Außerirdischer, er kam von einem anderen Planeten. Dave Peters war ein einheimischer Held, ein amerikanischer Ritter. Vielleicht doch Roy Rogers.
    » Hast du jemals etwas Schlimmes getan, Dave?«
    Er stand an der Spüle und wusch das Geschirr ab, das sie bei dem Abendessen benutzt hatten.
    Er drehte sich um und musterte sie, wie sie mit verschränkten Armen am Türpfosten lehnte.
    » Diese verdammten fragenden Augen«, murmelte er, während er ihr ins Gesicht sah. » Ja, ich habe einmal etwas Schlimmes getan.«
    Sie lächelte.
    » Was denn, in der Schule deinem Freund den Lolli geklaut?«
    Sie dachte, er würde wütend werden, weil sie sich über ihn lustig machte, aber er wich nur hastig ihrem Blick aus.
    » Nein, ich habe jemanden getötet.«
    Als sie sah, dass er es ernst meinte, lief ihr ein eiskalter Schauer über den Rücken. Sie hatte Recht gehabt! In seinem Herzen war er ein Killer. Sie drehte sich um, aber er lehnte nur steif an der Spüle und starrte aus dem Fenster in die Dunkelheit hinaus. Dann sagte er: » Willst du nicht wissen, wie es passiert ist?«
    » Eigentlich nicht«, erwiderte sie schnell.
    » Du hast doch die Büchse der Pandora geöffnet.«
    Sie zögerte und drehte sich um.
    » Na gut. Willst du es mir erzählen?«
    » Ja. Ja, ich glaube, das will ich. Das hatte ich noch nicht einmal Celia erzählt, deshalb weiß ich gar nicht, warum ich es jetzt dir sagen sollte, aber ich will es. Danny weiß auch nichts davon. Du wirst mein Geheimnis also ganz allein hüten müssen.«
    » Ich fühle mich geschmeichelt. Ich werde es mit anhören wie ein Priester eine Beichte – nur für meine Ohren bestimmt.«
    » Danke.«
    Dann schwieg er und sie wartete lange, bis sie sich schließlich fragte, ob er überhaupt wieder anfangen würde zu reden. Als sie sich umdrehen und gehen wollte, weil sie dachte, er hätte es sich anders überlegt, brach es plötzlich aus ihm heraus: » Ich war damals siebzehn, und ich hing immer mit dieser Gang rum …«
    Erstaunt schaute sie ihn an.
    » Du warst in einer Gang ? Ich dachte, du wärst ein Musterknabe gewesen.«
    » Unterbrich mich nicht«, sagte er scharf.
    » Tut mir leid.«
    » Das war keine Gang im klassischen Sinne – wir kamen alle aus gutbürgerlichen Familien. Wir waren einfach gelangweilt und meistens nur auf der Suche nach ein bisschen Spaß, aber wir dachten wirklich, wir könnten mit den harten Jungs mithalten, mit den Italienern, den Puerto Ricanern, den Schwarzen und den Iren. Die hätten Hackfleisch aus uns gemacht, aber sie interessierten sich nicht für unsere Gegend, und wir sind nie in ihre Reviere vorgedrungen. Ich glaube nicht, dass sie überhaupt wussten, dass wir existierten, und falls doch, haben sie sich totgelacht.
    Der Anführer unserer Gang, die wir › Die Puritaner‹ nannten – gar nicht schlecht für eine Mittelschichtgang, oder? –, war ein Typ namens Wexley Hunterman, ein blonder Junge, der von Natur aus breit gebaut war und dessen Arroganz von hier bis nach Kanada gereicht hätte. Hunterman verachtete die meisten anderen Gangmitglieder, außer ein oder zwei, vor denen er Angst hatte, aber mich hielt er für einen echten Wurm. Ich war ein hageres Kind und damals noch ziemlich schlaksig, es war

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