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Angel 01 - Die Engel

Angel 01 - Die Engel

Titel: Angel 01 - Die Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Kilworth
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wieder, die glühenden Türgriffe zu packen und runterzudrücken. Dann brannten auf einmal seine Augen. Schließlich rutschte das Gesicht aus Mannys Blickfeld; sein Besitzer war wahrscheinlich durch die giftigen Gase, die den Raum hinter der Tür erfüllten, ohnmächtig geworden.
    Die Metalltüren wurden immer heißer, und Manny entschied, dass es Zeit wurde, sich nach einem anderen Weg nach draußen umzusehen. Das Feuer würde noch lange in diesem Raum wüten, und auch wenn er hier vielleicht nichts abbekommen würde, wollte er doch nichts riskieren, also ließ er widerstrebend die höllische Szene hinter dem Glas zurück und machte sich auf die Suche.
    In der Toilette gab es ein kleines Fenster, das klemmte, also trat Manny es ein. Mit dem Schuh entfernte er die Scherben rund um den Rahmen und kroch dann hindurch. Dahinter lag ein dunkler Gang. Er führte ins Foyer. Aus den Türen des Clubs drang Rauch, und er konnte in einem kleinen Büro neben dem Foyer den Manager sehen, der hektisch ins Telefon brüllte.
    Manny schaute auf die Uhr.
    Neun Minuten nach elf.
    Das Ganze hatte nur sieben Minuten gedauert.
    Unglaublich! Was für eine unglaubliche Erfahrung! Er fühlte sich beschwingt. Er war ein Überlebender. Er hatte zugesehen, wie Menschen starben, bei lebendigem Leib verbrannten, und er war ohne einen einzigen Rußfleck davongekommen. Die armen Schweine. Aber er, Manovitch, hatte überlebt. Das war, als wäre er eine Art Held. Wie das Mitglied eines Sturmtrupps, das unbehelligt durch den Kugelhagel kommt, während die anderen um ihn herum sterben wie die Fliegen. Unglaublich. Er fühlte sich wie ein Auserwählter. Er war etwas Besonderes.
    » Da drin sind noch Leute«, schrie Manny dem Manager zu. » Sie verbrennen da drin!«
    Als der Manager hochsah, wurde Manny wieder bewusst, wo er war, und ihm war klar, dass er nicht von den Medien erwischt werden durfte. Ein Bewährungshelfer sollte nicht in einem solchen Sündenpfuhl erwischt werden. Daraus würden sie allen möglichen Mist basteln. Er winkte dem Manager einmal zu und deutete dann auf den Clubraum.
    Manny rannte auf die Straße hinaus. Er hatte schon wieder einen Ständer, und dieses eine Mal würde sich seine Frau darum kümmern müssen.

11
    Ich habe es geschafft rauszukommen, aber die Tür ist so heftig hinter mir zugeschlagen, fast als hätte Gott seine Hand ausgestreckt und … Ich schätze, es war ein Luftzug oder so etwas … egal, mein Vater hat sie jedenfalls nicht aufgekriegt. Ich konnte das Feuer drinnen hören, krachendes und brechendes Holz, und der Rauch quoll durch den Schlitz unter der Tür. Ich glaube, die Tür hat sich in der Hitze ausgedehnt und verkeilt.
    Ich hatte nur mein Nachthemd an, und das hatte an einer Ecke Feuer gefangen. Auf dem Beistelltisch stand ein halbes Glas Whiskey mit Soda – mein Vater hatte getrunken, bevor er reingekommen war, um … um …«
    » Dich zu missbrauchen«, sagte Dave schlicht und starrte an die dunkle Decke.
    Vanessa, die ebenfalls auf dem Rücken lag und an die Decke starrte, stimmte ihm zu: » Ja, ja, um mich zu missbrauchen, genau das hat er getan. Wie dem auch sei, ich habe das Nachthemd mit dem Drink gelöscht, und dann habe ich diese kratzenden Geräusche gehört, wie Ratten, die versuchen, sich aus einer Schachtel zu befreien. Es war mein Vater, der an der Tür kratzte. An der Außenseite fing jetzt die Farbe an abzublättern und zu schmelzen – ich konnte Schreie hören, wie … Gott, ich weiß auch nicht, wie von einem gefolterten Baby.«
    » Er war kein Baby, er war dein Vater, ein Erwachsener, der sich an einem zehnjährigen Kind vergangen hatte.«
    » Du hast ja Recht. Jedenfalls, diese Kratzgeräusche und die Schreie, das alles hat plötzlich aufgehört. Das Feuer hatte ihn verzehrt. Ich rannte aus dem Haus, auf die Straße …«
    Er bewegte sich vorsichtig, aber ihr Atem pfiff durch ihre Nase, und sie sagte: » Fass mich nicht an. Noch nicht.«
    » Das hatte ich gar nicht vor«, erwiderte Dave gelassen.
    » Ich weiß, dass du mich nur in den Arm nehmen willst, um mich zu trösten, aber ich will jetzt noch nicht angefasst werden.«
    Sie lagen in der Dunkelheit auf Daves Bett, Seite an Seite, voll bekleidet, ohne einander zu berühren. Nur so konnte sie es ihm erzählen, hatte sie gesagt, und sie wollte es ihm erzählen. Sie wollte, dass er verstand, warum sie so war, wie sie war, obwohl er nie den Wunsch geäußert hatte, es zu erfahren, ganz im Gegenteil. Aber er sagte sich, dass er

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