Angel 01 - Die Engel
musst dir dabei schon verdammt sicher sein, Danny, denn indem ich dich das durchziehen lasse, gebe ich dir in gewisser Weise schon Recht. Ich meine, wenn deine patriotischen Brüder dir dann irgendwas antun, dich lynchen oder so, können wir sie dafür wenigstens einsperren. Ich habe schon seit Wochen keine anständige Verhaftung mehr vorgenommen.«
» Du verarschst mich doch.«
Dave nickte. » Stimmt, ich verarsche dich.«
» Vertrau mir, Dave, ich werde einen Weg finden.«
» Und was sollen wir Reece sagen?«
Danny wirkte überrascht. » Machst du Witze?«
» Na ja, der Captain geht sonntags in die Kirche, mit seiner ganzen Familie, ich habe ihn dort gesehen. Er sollte verstehen, was du hier machst, da er doch ein Glaubensbruder ist.«
» Mach dich nicht über mich lustig, Dave, das passt nicht zu dir. Reece geht zur Kirche, weil ihm das politische Vorteile einbringt. Er will Chief werden.«
» Ich weiß das, du weißt das, aber wissen die Dämonen das auch?«
» Leck mich«, erwiderte Danny und zog seinem Partner sein Notizbuch über den Schädel. Genau in diesem Moment kam Rita aus dem Haus, um zur Arbeit zu gehen. Sie starrte die beiden Männer an, die immer noch im Auto saßen, und schüttelte langsam den Kopf. Dann kam sie zu ihnen rüber und lehnte sich in Daves offenes Seitenfenster.
» Irgendwie wusste ich ja schon immer, dass die Bullen eigentlich nicht viel arbeiten«, meinte sie. » Wollt ihr den ganzen Tag hier rumsitzen?«
» Nö«, erwiderte Danny. » Wir müssen ja auch mal was essen, oder nicht?« Er schaute auf die Uhr. » In ungefähr einer Stunde fahren wir rüber zu Mario’s, auf eine Focaccia und einen Kaffee.«
Sie nickte genauso bedächtig, wie sie den Kopf geschüttelt hatte. » Wie ich es mir gedacht habe.«
Dave protestierte: » Wir haben gearbeitet, Rita, und zwar hier im Auto. Das ist der einzige Ort, an dem wir ein bisschen Ruhe haben. Wenn wir auf der Wache ankommen, lassen die alle den Stift fallen und sagen: › Hey, da ist das berühmte Duo, D&D , ob ich wohl ein Autogramm bekommen könnte?‹«
Lächelnd trat sie vom Wagen zurück. » Na ja, sie sagen wohl eher: › Hier kommen diese Spinner, Bruder Tuck und Mutter Teresa. Ich frage mich, was sie heute wieder vermasseln werden?‹«
Damit ging sie mit schwingender Handtasche weiter, während die beiden zähneknirschend zurückblieben und krampfhaft nach einer schlagfertigen Antwort suchten.
17
A ls Dave die Vorhänge zurückzog, um den Tag reinzulassen, hing ein feiner Nieselregen über der Stadt, wie man ihn sonst aus Irland kannte. Die Regentropfen klebten am Fenster wie Motoröl vom Highway an der Windschutzscheibe. Die Luftverschmutzung zog sich in tief hängende Sturmwolken zurück; der Regen war dreckig und hing in einer verdreckten Atomsphäre an verdreckten Scheiben. Für jemanden, der nicht aus der Stadt kam, sah das vielleicht trostlos aus, aber Dave war daran gewöhnt und wäre überrascht gewesen, wenn es anders gewesen wäre.
Natürlich mochte er den Regen nicht. Regen behinderte die Polizeiarbeit.
Das Telefon klingelte. Es war Danny.
» Wir haben was, Dave.«
» Und was?«
» Eine Antwort von einem Hohepriester.«
» Als ich das letzte Mal nachgesehen habe, hatten wir ungefähr ein Dutzend Antworten. Und es waren alles Spinner.«
» Diesmal ist es was Echtes. Es fühlt sich richtig an.«
» Ja, ja, wenn du meinst. Okay, ich bin in dreißig Minuten bei dir.«
Er ging unter die Dusche, rasierte sich, zog Hemd, Krawatte, Hose und Schuhe an. Wäre es nach ihm gegangen, hätte er Freizeitkleidung bevorzugt, aber Reece wollte, dass seine Polizisten anständig gekleidet waren, auch wenn es sie bei der Arbeit auf der Straße behinderte. Er nahm eher eine misslungene Aktion in Kauf als einen ungepflegten Cop unter seinem Kommando. Natürlich gab es auf der Wache auch » bärtige Hippies«, wie der Captain sie nannte, aber die waren alle bei der Nachtschicht. So bekam Reece sie nicht oft zu Gesicht.
Deswegen trug Dave Anzug. Seinem Partner Danny gefielen die Klamotten, die sie tragen sollten, weil Danny, wenn man ihm die Wahl ließ, sowieso ein Anzugträger war. Er war rigoros, was seine Kleidung anging. Danny war zwei Jahre bei der Army gewesen, doch das hatte ihn nicht gegen Uniformen aufgebracht, sondern genau das Gegenteil bewirkt. Das war wahrscheinlich einer der Gründe, warum er zur Polizei gegangen war. Aber nach nicht allzu langer Zeit fand er sich dann bei den Zivilbullen wieder. Ein Anzug
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