Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Angel 01 - Die Engel

Angel 01 - Die Engel

Titel: Angel 01 - Die Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Kilworth
Vom Netzwerk:
während du kopfüber an diesem Turm gehangen hast.«
    Daves Verstand war in Aufruhr, schwankte zwischen Glauben und Nichtglauben an Gott und ein Leben nach dem Tod. Er hatte akzeptiert, dass ein übernatürliches Wesen unter ihnen war, und es schien vielleicht eine logische Schlussfolgerung zu sein, dass es eine höhere Macht geben musste, wenn ein Engel unterwegs war. Und wenn es einen Gott gab, gab es zweifelsohne auch ein Leben nach dem Tod.
    Dem stand jedoch Daves eingefleischter Glaube gegenüber, dass sterben so ähnlich war, als würde ein Lichtschalter umgelegt. Man kippte um, und das war’s. Sonst nichts. Warum sich etwas vormachen? Warum sich nicht der Tatsache stellen, dass der Tod leer war, leer wie das Leben vor der Empfängnis im Bauch der Mutter? Nur Feiglinge klammerten sich an die Vorstellung, dass es nach dieser noch eine weitere Welt gab.
    Und der Engel? Na ja, der war zur Tatsache geworden, aber wer wusste schon, woher er kam, welche Rolle er spielte und wer seine Herren waren? Vielleicht gab es noch eine andere Ebene, auf der Wesen wie der Engel existierten, aber das hieß ja nicht automatisch, dass Menschen dorthin kamen, oder dass es ein Ort des Friedens war, ein Rückzugsort nach dem Tod. Es konnte zum Beispiel auch Leben auf anderen Planeten geben, und das hatte ja auch nichts mit der Unsterblichkeit der Seele zu tun.
    Er stand am Scheideweg zwischen Glauben und Unglauben. Und obwohl er sich einerseits nicht diesen zufriedenen Menschen anschließen wollte, die überzeugt davon waren, dass es ein Leben nach dem Tod gab, wollte er andererseits unbedingt seine Frau und seinen Sohn wiedersehen.
    War es möglich, gleichzeitig an ein Danach zu glauben und auch wieder nicht?
    Er zuckte mit den Schultern und versuchte, diese Last abzuschütteln.
    » Das ist doch alles reine Theorie«, sagte er zu Vanessa. » Keiner von uns wird sich umbringen. Du hast selbst gesagt, dass Selbstmord ausscheidet. Selbstmörder kommen nicht in den Himmel. Der Bote würde also gar nicht auf den gewünschten Empfänger treffen.«
    » Nein, aber wenn du mich töten würdest, sähe es schon anders aus.«
    Es dauerte eine Weile, bis er die Bedeutung dieser Worte verstanden hatte. Als es so weit war, packte ihn eine seltsame Wut. Sie erfüllte seinen gesamten Geist und sein Herz und erhitzte sein Blut.
    » Was soll der Scheiß? Hör bloß auf mit dem Quatsch. So etwas ist gefährlich. Manche verstricken sich in solche Sachen und kommen da dann nicht mehr raus«, protestierte er. » Ich werde mir diesen Mist nicht länger anhören.«
    » Okay«, sagte sie gelassen. » Dann entspannen wir uns einfach und machen den Fernseher an.«
    Als sie zum Gerät ging, um es einzuschalten, ließ sie ihn völlig ausgelaugt zurück, wie einen alten Putzlappen. Eine Weile lang flossen die bewegten Bilder vor seinen Augen vorbei, der Ton schwebte durch seine Ohren, aber sein Verstand registrierte nichts davon, bis nach und nach die Stimmen Sinn bekamen und er langsam wieder an die Oberfläche zurückfand.
    Joey Cabeza war ein junger Puerto Ricaner, der nichts von Gangs hielt, sondern lieber als einsamer Tiger durch den Großstadtdschungel zog. Diese Wahl hatte Vor- und Nachteile.
    Die Vorteile waren, dass man nicht in sinnlose Gangkämpfe verwickelt wurde, bei denen man umkommen konnte, dass man nicht so oft von den Bullen angemacht wurde wie wenn man eine Jacke mit einem Zeichen trug, dass man nicht die Anweisungen von irgendeinem Idioten befolgen musste und dass man weglaufen oder sich stellen, kämpfen oder abhauen konnte, ganz wie man wollte, ohne dass einem hinterher irgendjemand erzählte, was man hätte tun sollen.
    Der größte Nachteil bestand darin, dass man nicht den Schutz der Gruppe genoss, wenn man einer Gang in die Quere kam. Und es war ganz einfach, einer Gang in die Quere zu kommen: Man musste sich einfach nur in ihrem Revier aufhalten.
    Joey hatte das getan, was die meisten einsamen Tiger tun mussten, und sich als harter Kerl etabliert, der auf keiner Seite stand. Er genoss den Ruf der absoluten Unabhängigkeit, war kein Verräter und würde sich niemals einmischen, wenn es um Gang-Angelegenheiten ging, weder bei einzelnen Mitgliedern noch bei der ganzen Gruppe. Wenn man ihm allerdings blöd kam, zögerte er nicht, seine Knarre zu benutzen. Er war der Mann mit der Waffe und hatte keine Angst, sie einzusetzen.
    Ein weiterer wesentlicher Punkt in seinem Tigerdasein war die Überzeugung der anderen, er pflege Verbindungen zur

Weitere Kostenlose Bücher