Angel 01 - Die Engel
wenig über die Welt, in die er gekommen war. Benzin und seine brennbaren Eigenschaften kannte er, da ein Dämon versucht hatte, diese Substanz gegen ihn einzusetzen, jedoch kläglich gescheitert war. Ansonsten war nicht viel in seinen beschränkten Erfahrungsschatz vorgedrungen.
Er nahm einfach das Böse seiner Feinde wahr, verfolgte sie anhand ihrer bösen Ausdünstungen und zerstörte sie. Er verfügte über seine ganz eigene Art des Reisens, die er in jener Nacht perfektioniert hatte, als er von Haus zu Haus gezogen war und die Erstgeborenen getötet hatte. Bei dieser Fortbewegungsart brauchte man keine materiellen Dinge, und der Engel griff nur auf Sprache zurück, wenn es absolut notwendig war.
Das Wesen kannte seine Schwächen, tat sie aber als unwichtig ab, bis die Zeit kommen würde, wenn es vielleicht dazulernen musste.
19
Dave verbrachte den Abend in einer Bar, trank stetig und starrte Löcher in die Luft. Er hatte sich endlich damit abgefunden, dass er sich in einer Situation befand, die weder mit Hilfe des Gesetzes noch durch eine Waffe gelöst werden konnte. Ob er wirklich an Gott, Engel, Dämonen und solche Sachen glaubte, spielte keine Rolle. Wichtig war nur, dass er wusste: Er hatte es mit etwas zu tun, was außerhalb seines Verständnisbereichs lag: mit etwas Paranormalem oder Übernatürlichem. Er hatte bisher noch nicht viel Kontakt mit mystischen Sachen gehabt und wusste nicht, wo er anfangen sollte. Da war diese vage Vorstellung, einen Priester in die Gleichung aufzunehmen, aber das würde nur noch mehr Erklärungen erfordern, um den Priester davon zu überzeugen, was hier vorging.
Danny war deswegen schon mit einem seiner drei Priester aneinandergeraten, und es war erstaunlich wenig dabei herausgekommen. Einerseits waren da Danny und Dave, zwei bodenständige Cops, die sich mit dem Gedanken abfinden mussten, dass sie es hier mit der Welt des Übernatürlichen zu tun hatten. Und dann war da dieser Priester, der angeblich jeden Tag mit der geistigen Welt in Kontakt stand, und der lehnte jeden Gedanken an das Paranormale ab. Das allein ergab doch schon keinen Sinn.
Natürlich dachte keiner der beiden Cops daran, zu Reece zu gehen, da der völlig ausrasten würde. Sie waren also auf sich allein gestellt, sie drei – oder vielleicht vier, falls man Rita mitzählte –, wenn es darum ging, das Feuerproblem der Welt zu lösen. Wenn sie den Engel loswerden konnten, würden die Nachahmungstäter nach und nach ausgeschaltet werden oder verschwinden. Der Engel beflügelte ihre Vorstellungskraft. Wenn man sie wieder ihren eigenen Angelegenheiten überließ, würden die Freaks und alle anderen sich bald irgendeinem anderen verrückten Spiel zuwenden, das nicht so zerstörerisch war.
Malloch hatte gesagt, dass man den Engel nur loswerden konnte, indem man mit seinen Vorgesetzten Kontakt aufnahm. Und wer war das? Wahrscheinlich die Erzengel. Und wie sollten sie das anstellen? Danny meinte, er würde es mit Gebeten versuchen, hatte aber gleich hinzugefügt, dass man nicht zu den Erzengeln betete, sondern nur zu Gott, seinem Sohn und dem Heiligen Geist. Die Heilige Dreifaltigkeit, ja, aber nichts darunter. Gott würde nichts unternehmen. So viel wusste Dave.
Also, wie kommt man an einen Erzengel heran?
» Willst du noch einen?«, unterbrach der Barkeeper Daves Grübeleien.
» Nein, danke. Ich muss los, Al.«
Er zog seinen Regenmantel an und legte das Geld auf den Tresen.
Al meinte nur: » Alles klar, Dave. Man sieht sich.«
Dave ging nach draußen. Es hatte aufgehört zu regnen, aber der Himmel war schmutzig gelb, als würde der Abend wie eine Schwefelwolke heraufziehen. Danny hatte den Wagen, also nahm er ein Taxi zu Vanessas Wohnung.
Als er mit dem Schlüssel, den sie ihm gegeben hatte, die Wohnungstür öffnete, war sie nicht da. Er kochte sich in der winzigen Küche, die eigentlich nur eine Nische im Wohnzimmer war, Kaffee und machte es sich dann in einem Sessel gemütlich, um auf sie zu warten.
Als sie endlich kam, zuckte sie heftig zusammen, als sie Dave im Halbdunkel sitzen sah.
» Verdammt«, fluchte sie, » du hast mich erschreckt.«
» Tut mir leid«, entschuldigte sich Dave.
» Warum hast du denn kein Licht angemacht?«
» Ich habe nicht daran gedacht. Ich war völlig in Gedanken versunken und habe gar nicht bemerkt, dass es dunkel geworden ist.«
Sie zog ihren Mantel aus, machte das Licht an und beschäftigte sich dann mit ein paar Unterlagen.
» Hast du etwas gegessen, oder
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