Angel 01 - Die Engel
soll ich dir etwas machen?«
Er stand auf.
» Das kann ich doch selbst machen; sag mir einfach, wo alles ist. Ein Omelette wäre gut – willst du auch was?«
» Ich war in der Uni. Setz dich wieder hin. Es macht mir nichts aus zu kochen, du hast mich einfach nur erschreckt, und nach so etwas brauche ich immer ein wenig Zeit, um mich wieder zu beruhigen. Ich bin es nicht gewohnt, jemanden in meiner Wohnung vorzufinden, normalerweise rufen die Leute vorher an.«
Er nickte.
» Das verstehe ich. Ich hätte anrufen sollen. Nächstes Mal werde ich daran denken.«
Sofort wurde sie weich.
» Also, was ist los?«
» Weißt du noch, wie ich dir an diesem Abend im Clementine’s gesagt habe, ich würde nicht an Übernatürliches glauben? Na ja, da sind ein paar Sachen passiert, und ich denke, jetzt glaube ich doch daran. Ich glaube, dieser Kerl, mit dem wir es zu tun haben, ist ein Wesen – ich schätze, ich muss ihn wohl als Engel bezeichnen – von irgendwoher, wo solche Wesen eben herkommen. Himmel? Hölle? Wer weiß das schon? Heute bin ich einem Typen begegnet, der behauptet, er sei ein Dämon, und solange es nicht eine weltweite Verschwörung gibt, die darauf abzielt, Dave Peters zu verarschen, werde ich ihm wohl glauben müssen. Er wusste Dinge, hat Sachen gesagt … und nicht nur das, Vanessa, ich habe die Wahrheit gespürt. Hier drin.«
Er klopfte auf sein Herz.
» Und hier.«
Auf seinen Kopf.
» Manchmal muss man seinem Instinkt folgen, seinem Gefühl. Dieser Typ, er nannte sich Malloch, sagte, dass ein Engel hinter ihm her sei …«
» Jophiel?«
» Na ja, Malloch sagt, dass es nicht Jophiel ist, sondern ein niederer Engel, der sich nur als Erzengel ausgibt oder so. Malloch behauptet, dass dieser hier gar keinen Namen hat, dass er ein Niemand sei. Deswegen ist er wahrscheinlich auch hier und tobt sich aus, um sich einen Namen zu machen. Wo er herkommt, ist er völlig unwichtig. Aber hier unten stellt er eine ganze Armee dar, und er zerstört unsere Welt, Vanessa. Malloch meint, es gibt nicht viel, was wir dagegen tun könnten. Wir können dieses Monster nur loswerden, wenn wir die Aufmerksamkeit der Erzengel auf ihn lenken, weil er ohne Auftrag von oben hier ist. Also, Vanessa, was ich jetzt wissen will, ist Folgendes: Wie zur Hölle sollen wir das machen? Danny ist in der Kirche und betet sich die Knie wund zu einem Gott, der ihm nicht zuhören wird, weil er sich nicht einmischen will. Wir müssen einen Weg finden, dieses Arschloch loszuwerden und ihn wieder dahin zu schicken, wo er hergekommen ist. Ich persönlich würde ihn gerne brennen sehen, so wie er meine Familie verbrannt hat, aber wenn ich meine Rache nicht haben kann, gebe ich mich auch damit zufrieden, wenn er sich einfach in Luft auflöst.«
Vanessa setzte sich und schaute aus dem Fenster.
» Hör mal«, sagte sie.
Dave hörte.
Von der Straße drang der übliche, nervige Verkehrslärm herauf, und in der Wohnung nebenan fand gerade ein lauter, erbitterter Streit statt. Unter diesen beiden Lärmquellen lag noch eine Vielzahl anderer Geräusche, die ihn, wenn er sich darauf konzentrierte, nervös machten. Die Stadt war ein Ort voller Druck und Stress, aber wer konnte schon auf dem Land leben, es sei denn, man war dort geboren und kannte die Regeln zum Überleben? Man musste dort sein, wo die Menschen sich ihren Lebensunterhalt verdienen konnten, und zusammengepferchte Menschen schufen eben eine angespannte Atmosphäre.
Dave sah durch das Fenster das Glühen der Stadt, die wie alle Städte nie ganz zur Ruhe kam. Spannung zog durch die Straßen und lauerte in den Gassen.
» Und?«, fragte er sie nach einer Weile, als er ungeduldig wurde.
» Ist das ein wundervolles Leben? Ist das eine gute Welt, in der du gerne lebst? Wird es dir leidtun, wenn sie nicht mehr da ist?«
» Sie hat ihre Schattenseiten, aber ja, ich will nicht sterben, genauso wenig wie jeder andere auch.«
» Wird es dir leidtun, das alles zurückzulassen, oder hast du einfach nur Angst vor dem Tod?«
Darüber musste er eine Weile nachdenken.
» Ich schätze, es ist ein bisschen von beidem«, erwiderte er schließlich.
» Und wie viel davon ist die Angst vor dem Tod? Die Sorge, was danach kommen könnte? Beunruhigung, dass man vielleicht einfach für immer verschwindet, spurlos, sich in Nichts auflöst?«
Dave verstand nicht, worauf sie hinauswollte.
» Was soll das? Ist jetzt plötzlich Fragestunde? Das ist mir zu hoch, ich muss mich gerade um andere Dinge
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