Angel City Love (German Edition)
selbstsüchtig? Denkst du denn, dass alle so leben?«
»Nein, natürlich nicht!«, entgegnete er. Er deutete zur Party hinter sich. »Aber das ist nun mal Teil meiner Approbation, Maddy. So läuft das eben. Ich hab darüber keinerlei Kontrolle. Und außerdem«, auf sein Gesicht schlich sich jetzt ein verletzter Ausdruck, »das klingt ja fast so, als wäre das alles etwas Schlechtes, wo die Engel doch die größte Macht auf dieser Welt sind, die für das Gute einsteht.«
»Klar, für Leute in Führungspositionen und deren Kinder vielleicht!«, schleuderte sie ihm entgegen. »Aber ganz bestimmt nicht für die Menschen, die ich so kenne.«
Jackson hatte das Gefühl, als hätte sie ihm einen Schlag in die Magengrube versetzt. Er hatte sich so darum bemüht, ihr etwas zu zeigen: nämlich was er für sie empfand. Und nun wollte sie ihm einen Strick daraus drehen?
»Hast du denn gar nichts zu sagen?«, fragte Maddy. Aber Jackson blieb weiter stumm. Dann senkte er langsam den Kopf und wandte sich ab. Die Nacht war erfüllt vom Partylärm, der nach draußen drang. Nach ein paar Augenblicken fing er an zu sprechen.
»Im Ernst, Maddy, manchmal verstehe ich dich wirklich nicht. Ich nehm dich mit auf eine Party, für die jede andere töten würde, aber du bist nicht glücklich darüber.« Er schüttelte den Kopf. »Damit nicht genug, du findest das Ganze auch noch unfair. Dich kann man echt nur schwer zufriedenstellen.«
»Würdest du mich retten, Jackson?«
Das war aus ihr herausgeplatzt, ohne dass sie groß nachgedacht hatte.
Mit einem Mal wurde Maddy klar, dass es das gewesen war – dieses nagende Gefühl tief in ihr drinnen. Es war diese eine Frage gewesen. Seit er sie an diesem Abend abgeholt hatte, hatte sie sie nicht mehr in Ruhe gelassen.
Jacksons Blick huschte zu ihr. Er sah sie aufmerksam an, dann schaute er wieder weg. »Wenn du mein Schützling wärst, natürlich.«
»Nein. Ich meine, so wie ich jetzt bin, heute Abend«, drängte Maddy ihn. »Wenn mir etwas passieren würde, würdest du mich retten?« Als sie weitersprach, klang ihre Stimme heiser und rau. »Würdest du kommen und mir helfen, Jackson?«
Er stand einfach nur da. Maddy beobachtete, wie die verschiedensten Gefühle über sein Gesicht zogen: Zorn. Verärgerung. Zweifel. Auch ein wenig Bedauern?
Endlich sprach er.
»Es tut mir leid. So funktioniert das nicht, Maddy«, erwiderte er leise.
Diese Worte kamen rasiermesserscharf und bohrten sich in sie.
»Es ist einfach nicht erlaubt«, sagte Jackson behutsam. »Als Engel sind wir unseren Schützlingen gegenüber verpflichtet.«
Maddy blinzelte, um die aufwallenden Tränen zurückzudrängen.
»Schützlinge? Du meinst die reichen Leute«, flüsterte sie.
»Das hab ich doch alles gar nicht zu entscheiden. Die Dinge sind nun mal so, wie sie sind«, erklärte Jackson.
»Das ist doch lächerlich!«, rief sie. »Du hast sehr wohl eine Wahl!«
»Hab ich nicht! Schau mal, wenn wir einfach aufs Geratewohl Leute retten würden …« Er hielt kurz inne, seine Augen brannten. »Ich meine, meine Familie muss ja schließlich auch von etwas leben, verstehst du!«
»Deine Familie lebt tatsächlich ziemlich gut«, fuhr Maddy ihn an.
»Hältst du das alles etwa für ein Spiel?«, sagte er leise mit schneidender Stimme. Frust und Verbitterung wogten in ihm hoch. »Morgen erhalte ich meine Zulassung und dann bin ich nicht länger einfach nur Jackson Godspeed. Nicht mal einfach nur ein Engel. Ich werde zum Schutzengel. Das Leben von Menschen liegt in meinen Händen. Hast du überhaupt irgendeine Vorstellung von der Verantwortung, die ich damit übernehme? Welcher Druck auf mir lasten wird?«
»Was ich auf jeden Fall weiß«, erwiderte Maddy knapp, »ist: Wenn ich deine Fähigkeiten hätte, würde ich meine Macht dazu nutzen, möglichst vielen Menschen zu helfen. Ich würde sie mir nicht für die Reichen aufheben.« Ein paar verräterische Tränen rannen ihr über die Wangen, doch sie wischte sie rasch weg. »Ich würde Menschen retten, weil es einfach das Richtige ist.« Sie lächelte bitter. »Ich schätze, genau das macht Menschlichkeit aus.«
»Maddy«, sagte Jackson nun wie versteinert. »Du weißt ja nicht, was sie mir antun würden.«
»Ist mir doch egal«, entgegnete sie. Sie spürte, wie die Wut mehr und mehr in ihr hochkochte, ein unkontrollierbarer Zorn. Wenn sie nicht rasch von hier verschwand, konnte sie nicht mehr für sich garantieren. Während der Hass sich in ihr ausbreitete, kam sie zu
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