Angel City Love (German Edition)
zurück in die Kiste zu packen, doch da spürte sie eine Hand auf ihrer Schulter.
»Gib mir das«, sagte Ethan und streckte die Hand aus. Er wirkte nicht verärgert oder aufgebracht. Langsam drehte Maddy ihr Gesicht zu ihm und reichte ihm das Foto. Als Ethan das Bild betrachtete, trat ein abwesender Ausdruck in seine Augen. Kurz huschte ein trauriges Lächeln über sein Gesicht, so als ob ihn gerade eine flüchtige Erinnerung ereilt hätte. Es dauerte eine Weile, ehe er sprach.
»Mein Dad.«
Maddy nickte verständnisvoll.
»Er ist nicht …« Ethan unterbrach sich, weil seine Stimme zu stark zitterte. »Er ist nicht mehr bei uns.«
»Das tut mir leid.« Maddy wusste nicht, was sie sonst sagen sollte.
»Es macht mich manchmal immer noch völlig fertig. Besonders wenn ich darüber nachdenke, wie er gestorben ist.«
Maddys Herz hämmerte in ihrer Brust. Sie fühlte sich schrecklich. »Ethan, ich wollte nicht …«
»Schon gut«, meinte er. Maddy beobachtete, wie er mit den Fingern über das Foto strich. Er wagte es nicht, weiterzusprechen.
»Es wäre genügend Zeit gewesen, sie beide zu retten, Maddy«, sagte er schließlich. »Es wäre wirklich ein Kinderspiel gewesen. Sie kostet das nicht viel Mühe, musst du wissen. Aber mein Vater, na ja …« Er sah auf und begegnete Maddys Blick. In seinen Augen glitzerten unzählige ungeweinte Tränen. »Er war nicht versichert.«
Maddy hatte einen Kloß im Hals. Ihr Herz zog sich zusammen. Kein Wunder, dass Ethan die Engel nicht leiden konnte. Es war überhaupt ein Wunder, dass er nicht so vehement engelkritisch eingestellt war wie Tyler. Ethan legte das Foto zu den anderen zurück in den Karton.
»Das haben sie zu meiner Mutter gesagt. Das haben sie uns beiden erklärt.« Er deutete mit einer weit ausholenden Geste auf das leere Haus. »Kein Geld der Welt kann mir meinen Dad zurückbringen. Sie hätten ihn retten können, haben es aber nicht getan.«
Maddy dachte über ihr Gespräch im Treppenhaus in der Schule und das davor im Diner nach. Sie überlegte, was Ethan wohl über sie im Internet gelesen hatte. Und dass er dennoch weiter zu ihr gehalten hatte und ihr ein Freund gewesen war.
Fast ohne sich dessen bewusst zu sein, trat Maddy einen Schritt auf ihn zu.
»Ethan …« Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. »Es tut mir so leid.« Sie legte ihm eine Hand auf die Brust und fühlte, wie sein Herz unter dem Hemd pochte. Ihre Gesichter waren sich nun sehr nahe. Nur noch wenige Zentimeter trennten sie.
»Ich bin froh, dass du mir von ihm erzählt hast.«
Ethan wischte sich über die Augen und stieß die angestaute Luft aus. Er blickte auf seine Füße hinab. »Ich weiß echt, wie man für gute Stimmung sorgt, wie?«, sagte er lächelnd. »Dass ich hier von Toten rede. Echt schlau.« Er lachte, doch es klang zittrig.
Maddy lächelte zurück und sah ihm in die Augen. Sie fühlte seine Hand auf ihrem Rücken und ließ zu, dass er sie näher an sich zog.
Sie erwiderte seinen Blick. Wieder kam es ihr so vor, als würden seine Augen ihr eine Frage stellen. Nur dass sie dieses Mal nickte. Sie wischte sämtliche Gedanken fort, hob ihm den Mund entgegen und schloss die Augen.
Sie brauchte es. Sie wollte es. Sie fühlte seinen Atem auf ihren Wangen und dann streiften seine Lippen ganz leicht die ihren.
Es geschah alles blitzschnell. Plötzlich leuchtete ein Bild in der Dunkelheit ihrer Gedanken auf, so lebendig und deutlich, dass es nicht ihrer Erinnerung entspringen konnte.
Es war Jacksons Gesicht.
Mit einem Mal kam es ihr so vor, als befände Jackson sich mit ihr in diesem Zimmer. Sie konnte ihn berühren. Ihn riechen. Seine Gegenwart spüren. Maddy löste sich von Ethan.
»Es tut mir so unendlich leid, Ethan … aber ich kann das nicht«, keuchte sie verwirrt, rannte aus dem Raum und eilte blindlings den Flur entlang. Dabei kämpfte sie gegen die Tränen an, während Jacksons Gegenwart noch immer ihre Sinne erfüllte, in ihrer Nase hing, auf ihrer Zunge lag. Kurz darauf hörte sie Ethans Schritte hinter sich, der sie einzuholen versuchte.
»Maddy, warte!«, rief er hinter ihr her.
Als sie das Wohnzimmer gefunden hatte, drängelte sie sich durch die Menge. Viele starrten sie an, als sie sich vorbeischob, aber das war ihr egal. Sie musste hier raus, weg von der Party, ehe noch etwas passierte, ehe sie sich noch weitere Peinlichkeiten erlaubte. Endlich gelangte sie zur Haustür und streckte die Finger nach dem Türgriff aus.
»Warte, Maddy, tut mir leid,
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